Sisters of Misery
antike GieÃkannen, handgemachte Seifen, Talgkerzen, dickes Büttenpapier, Siegelwachs und Geschenkband, Füllfederhalter, Tinte und Porzellantiegel. Rebecca hatte eine groÃe Auswahl an New-Age-Büchern, Kristallen, Weihrauch und verschiedenen Weissagungs-Hilfsmitteln - Runensteine, Tarotkarten und Orakel - gut sichtbar ausgestellt, um aus der unmittelbaren Nähe des Ladens zu Salem, der Stadt, in der 1692 die berühmten Hexenprozesse stattgefunden hatten, Kapital zu schlagen.
Und erst die Blumen! Aus jeder Ecke funkelte ein leuchtendes Farbenmeer. In Krügen und Kübeln prangten von Efeu umrankte blaue und lavendelfarbene Hortensien; taufeuchte Rosen reihten sich Seite an Seite mit Lavendelzweigen und
leuchtenden Flammenblumen. Edle Callas lehnten sich an stolze Fingerhüte. Roter Salbei und rosa Petunien glühten feurig. Nach Orangen duftende Pomander hingen an Satinschnüren von Türknäufen und Deckenleisten. Die Blumen füllten jeden kleinsten Winkel des Ladens aus, sodass Maddie das Gefühl hatte, mitten im Garten Eden zu stehen, als sie den Raum betrat.
Rebecca und Cordelia verstanden sich darauf, aus ätherischen Ãlen und Blütenextrakten Parfum herzustellen. Sie behaupteten sogar, jedes Leiden lieÃe sich mit einem bestimmten Duftöl heilen - von der ganz gewöhnlichen Erkältung bis hin zu gebrochenen Herzen. Obwohl die meisten Leute eigentlich nur kamen, um Blumen zu kaufen, wurden sie immer wieder in Versuchung geführt, auch die pflanzlichen Heilmittel auszuprobieren.
Als die ältliche Mrs Elliott darüber klagte, nachts nicht mehr gut schlafen zu können, bereitete Rebecca ihr dreiÃig Gramm Nachtgeflüster zu, eine Mischung aus zerstoÃener Schafgarbe, getrocknetem Flieder, Jasmin- und Rosenöl und ein paar Messerspitzen fremdartiger Gewürze. Hattie McGregor - eine der schlimmsten Klatschtanten der Stadt - lieà sich seufzend über ihre grauenhafte Migräne aus, worauf Cordelia für sie eine Tinktur aus Lavendel, Salbei und Eukalyptus anrührte, um ihre Kopfschmerzen zu lindern. Und viele Frauen kamen einzig und allein, um den Schlüsselblumentrank zu probieren, der Gerüchten zufolge auf magische Weise Falten verschwinden lieÃ.
Obwohl der kleine Laden sich seit seiner Eröffnung groÃer Beliebtheit erfreute, wurde bald schon gemunkelt, seine Besitzerinnen würden sich auch mit Hexerei, Zauberei und Magie auskennen. Rebecca und Cordelia kümmerten sich nicht um das Gerede und die Gerüchte, die über sie kursierten. Sie freuten sich einfach darüber, ein gut laufendes Geschäft zu haben,
das es ihnen ermöglichte, sich mit schönen Dingen und magischen Gegenständen zu umgeben. Und Maddie war so hingerissen von den beiden, dass es ihr egal war, was die Leute redeten. Sie wirkten auf sie, als wären sie einem Gemälde von Botticelli entstiegen - so strahlend schön und so geheimnisvoll. Maddie verbrachte jede freie Minute mit ihnen.
Leider war Abigail damit ganz und gar nicht einverstanden. Sie wollte auf keinen Fall, dass Maddie mit dem Treiben im Laden ihrer Schwester in Verbindung gebracht wurde. Sogar Tess wusste, dass die Bewohner des Städtchens »Rebeccas Kästchen« nur eine gewisse Zeit lang dulden würden, und dass sich mit Sicherheit Protest regen würde, falls die Gerüchte über Zauberei und Hexenkunst nicht verstummten - ganz gleich wie harmlos das, was sie taten, auch war. Und obgleich Tess stets tunlichst darauf bedacht war, ihre übersinnlichen Fähigkeiten geheim zu halten, fielen ihr nur zwei Worte ein, als sie den Blumenladen zum ersten Mal sah: Einfach magisch!
Trotzdem sie erst seit ein paar Wochen in der Stadt waren, wurden Rebecca und Cordelia bald ein vertrauter Bestandteil von Maddies Leben. So als wären sie das fehlende Stück, nach dem Maddie immer gesucht hatte. Und jetzt wo sie endlich da waren, konnte sie sich ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen.
Glücklicherweise hatten Kate, Hannah, Bridget und Darcy bisher keine Zeit gehabt, in den Laden zu kommen, weil sie jede freie Minute für die Hockeysaison trainierten. Und jedes Mal wenn Kate Maddie vorschlug, auf eine der vielen Partys mitzukommen, die zum Ende der Sommerferien hin stattfanden, lieà Maddie sich eine Ausrede einfallen, weshalb sie leider keine Zeit hätte. Abigail fand es gar nicht gut, dass ihre Tochter ihre alten Freundinnen so vernachlässigte, aber
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