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Sisters of Misery

Titel: Sisters of Misery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Kelley Hall
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Tess freute sich darüber. Wenn Maddie und Cordelia nicht im Laden aushalfen, fuhr ihre Großmutter mit ihnen nach
Boston ins Museum, zum Shoppen nach Newburyport und unternahm endlose Strandwanderungen entlang der zerklüfteten Küste von Rockport, auf denen sie nach Meerjungfrauentränen suchten. So wurden die vom Meer in unterschiedlichste Formen geschliffenen Glasscherben genannt, die an den Strand gespült wurden.
    Maddie und Cordelia waren im Laufe der letzten Wochen unzertrennlich geworden. Sie führten bis tief in die Nacht Mädchengespräche, stahlen sich nachts heimlich davon, um im Meer zu schwimmen, und spielten nach dem Abendessen mit Tess Karten oder Backgammon. Sie verwandelten sich mehr und mehr in eine richtige Familie, und genau das war es, wonach sie sich alle gesehnt hatten.
    Nur eines stimmte Maddie besorgt. Bald würde die Schule wieder anfangen und sie würde Cordelia ihren anderen Freundinnen vorstellen müssen. Sie konnte sich Kates Reaktion auf ihre Cousine bereits lebhaft ausmalen. Kate mit ihren Designerkleidern und den perfekt blond gesträhnten Haaren, die von einem pastellfarbenen Haarreif artig in Form gehalten wurden. Und auf der anderen Seite Cordelia mit ihren langen Blumenröcken, den übereinander getragenen bunten Trägershirts, der ungezähmten roten Mähne, in die in unregelmäßigen Abständen dünne Zöpfchen geflochten waren, und den Ketten und Bändern aus Halbedelsteinen, die sie um Handgelenke und Hals trug. Die Mädchen hätten unterschiedlicher nicht sein können, und Maddie bemühte sich, die beiden so lange wie möglich voneinander fernzuhalten.
    Da Maddie sich im Gegensatz zu Kate und den anderen Mädchen in ihrer Clique keine teuren Designerklamotten leisten konnte, hatte sie sich in der Vergangenheit, um sich ihren Freundinnen anzupassen, sehr klassisch im typischen Internats-Look gekleidet. In den luftigen Tuniken und bunten Röcken und mit den Ketten mit Kristallanhängern, die Rebecca
und Cordelia ihr geschenkt hatten, fühlte sie sich jedoch viel wohler als in den steifen Oxford-Blusen und Kakihosen.
    Als Maddie eines Nachmittags in den Laden kam, trug sie eines ihrer alten Polo-Shirts zu einem langen Flickenrock, dazu ausgetretene Keds und verschiedene Lapislazuli-, Aventurin- und Rosenquarz-Armbänder an beiden Handgelenken. Um den Kopf hatte sie sich ein buntes Tuch geschlungen, dessen Enden ihren Rücken hinunterhingen, und in ihren Ohrläppchen baumelten große Kreolen. In der Aufmachung, die Cordelia mit natürlicher Lässigkeit getragen hätte, sah Maddie wie verkleidet aus. Cordelia zog bei ihrem Anblick amüsiert eine Braue hoch.
    Â»Was ist?«, fragte Maddie angriffslustig.
    Rebecca und Cordelia sahen sich an und verbissen sich ein Lachen.
    Â»Du siehst aus wie die uneheliche Tochter von Martha Stewart und Bob Dylan«, sagte Cordelia.
    Rebecca knuffte ihre Tochter mit gespielter Strenge in die Seite und wandte sich dann mit weit ausgebreiteten Armen Maddie zu. »Lass dich umarmen. Ich finde, du siehst wunderschön aus. Es gehört nun mal zum Erwachsenwerden dazu, dass man seinen eigenen Stil entwickelt.«
    Â»Und ich finde, dass du mit dem Wort Stil ganz schön großzügig umgehst, Mom«, entgegnete Cordelia. Maddie tat so, als würde sie sich auf sie stürzen. »War doch nur Spaß!«, rief Cordelia lachend. »Du siehst sehr cool aus!«
    Rebecca stellte sich wieder an die Theke und addierte lange Zahlenkolonnen, um den Umsatz auszurechnen, den sie seit der Eröffnung des Ladens erwirtschaftet hatten.
    Â»Ich hoffe bloß, dass der Erfolg sich nicht als Eintagsfliege entpuppt«, murmelte sie vor sich hin. »Aber wenn die Leute weiter so kaufen, steht uns dieses Jahr ein fantastisches Weihnachtsgeschäft bevor.« Sie lächelte.

    Â»Ich sag dir die Zukunft voraus, Mom«, sagte Cordelia und ließ Runensteine über den alten Holztisch kullern. Maddie fuhr mit ihren vom Nägelkauen knubbeligen Fingerspitzen über die in die Steine eingeschnitzten Symbole.
    Â»Wie wär’s, wenn ich stattdessen deine voraussage?«, schlug Rebecca vor.
    Â»Ach, die kenne ich doch schon längst: Cordelia LeClaire wird von einem wunderhübschen, hoch zu Ross sitzenden Prinzen auf seine Millionen, ach was, Billionen Meilen von Hawthorne entfernte Burg entführt werden. Und nicht einen Funken von Heimweh verspüren.

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