Sisters of Misery
dem Moment wiederfand, als sie an einem Aufsatz über die
tragischen Ereignisse saÃ, die sie in den zurückliegenden Monaten erlebt hatte. Sie hatte das Gefühl, dass Tess sie ihr geschickt haben musste. Maddie lächelte bei dem Gedanken, dass - wenn es für Geister einen Weg gab, aus dem Jenseits Kontakt mit den Lebenden aufzunehmen - ihre GroÃmutter diejenige war, die ihn finden würde. Zum ersten Mal seit vielen Monaten fühlte sie so etwas wie Frieden. Das Gewicht ihrer Schuld schien leichter zu werden.
Sie kniff fest die Augen zu und rief sich Cordelias Bild in Erinnerung. Nicht das von dem Mädchen, das geschunden und gebrochen an einem Baum festgebunden war und sie in ihren Träumen verfolgte. Sondern die alte Cordelia, die, die voller Licht und Leben und Freigeistigkeit nach Hawthorne gekommen war. Sie hatte immer ein Lächeln in den Mundwinkeln und ein vergnügtes Funkeln in den Augen. Ihr dichtes rotes Haar fiel ihr in langen Wellen über die Schultern.
Sie hielt sich an diesen winzigen Details fest, aus Angst, Cordelia nie wieder so deutlich vor sich sehen zu können.
Ihr Blick war tränenverhangen, als sie die Augen wieder öffnete und die Steine neben die Tastatur legte. Der Aufsatz wird wohl erst mal warten müssen, dachte sie.
Sie stand auf und sammelte die Post ein, die vor ihrer Tür auf dem Boden lag, und lächelte, als sie den Absender auf dem ersten Umschlag las. Es war ein Brief von zu Hause.
Liebe Maddie,
ich hoffe, es geht dir gut. Deine Tante Rebecca macht groÃe Genesungsfortschritte. Ich glaube, dass die schrecklichen Ereignisse in Ravenswood ihr letztlich geholfen haben, wieder in die Realität zurückzufinden. Sie spricht jeden Tag mit einem Trauerbegleiter und Therapeuten und wird zusätzlich mit verschiedenen Medikamenten behandelt. Ich habe sie sogar ein paarmal besucht. Ich weiÃ, dass Tess es so gewollt hätte.
Wie es aussieht, sind die Endicotts mit ihren Plänen für das Luxushotel gescheitert. Mir war gar nicht bewusst, welchen Einfluss dein Freund Finn und sein Vater in der Historischen Gesellschaft besitzen. Auf ihr Bestreben hin wurden Ravenswood Asylum und Fort Glover zu historischen Baudenkmälern erklärt und alle zukünftigen Pläne für den Bau des Hotels gestoppt. Die Endicotts stehen kurz vor dem Ruin, da sie bereits Millionen für Architekten und Baupläne ausgegeben haben und ein Investor nach dem anderen abspringt. AuÃerdem machen Gerüchte über illegale Geldtransaktionen die Runde. Es würde mich nicht wundern, wenn sie vor Gericht landen würden. Wie hat Tess immer gesagt? »Wie man in den Wald hineinruft â¦Â«
Das nächste Mal, wenn ich Finn sehe, werde ich mich persönlich bei ihm bedanken. Das wird diese Endicotts endlich in ihre Schranken verweisen.
Ich hoffe sehr, dass du dich doch noch entschlieÃt, an Thanksgiving nach Hause zu kommen. Ach ja, anbei ist noch ein Brief, der hier für dich abgegeben wurde (wahrscheinlich von jemandem, der deine neue Adresse noch nicht hat). Am liebsten hätte ich ihn geöffnet, um mich zu vergewissern, dass er nicht von diesem Reed Campbell ist, obwohl ich natürlich weiÃ, dass das nur dich etwas angeht.
Du fehlst mir sehr, und ich hoffe, dass du dich an deiner neuen Schule wohlfühlst und alles gut für dich läuft.
In Liebe,
Mom
Es war genau so gekommen, wie Rebecca es vorausgesagt hatte. Das Böse, das Kate in die Welt hinausgetragen hatte, war wie ein Fluch auf sie zurückgefallen. Man hätte es auch einfach ganz mieses Karma nennen können.
Während sie den zweiten Brief öffnete, fragte sie sich, ob er tatsächlich von Reed war, der so oft er konnte von sich hören
lieà und ihre neue Adresse kannte. Vielleicht war er aber auch von Finn, der seinen Triumph mit ihr teilen wollte, dass es ihm gelungen war, Kates Familie von dem Bau des Hotels abzuhalten und sie an den Rand des Ruins zu treiben. Sie konnte es kaum fassen, dass er es im Alleingang geschafft hatte, die Endicott-Familie zu Fall zu bringen. Und sie war sich sicher, dass er es vor allem für Cordelia getan hatte. Sie würde groÃe Genugtuung empfinden.
Der Brief war in Blockbuchstaben geschrieben, eindeutig die Handschrift eines Jungen. Er sah fast genauso aus wie die Drohbriefe, die sie einst von Finn bekommen hatte, trug aber keine Unterschrift. Ob das Absicht war? Die feinen Härchen in ihrem Nacken
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