Sisters of Misery
Kücheninsel aus Granit saÃ. Sie war elegant zurechtgemacht und hatte ihre mit funkelnden Diamanten beringten Hände um ein Kristallglas mit einer dunklen Flüssigkeit gelegt, die im gedämpften Licht der Halogenstrahler wie Blut schimmerte.
»Ich ⦠es ist wegen meiner Cousine ⦠Ich kann nicht â¦Â«, stammelte Maddie.
»Oh, ich weiÃ, mein armes Kind. Schrecklich, wenn die eigene Cousine einfach so verschwindet.« Mrs Endicott schüttelte mitfühlend den Kopf. »Komm, setz dich und trink ein Glas mit mir.«
Sie klopfte einladend auf den Barhocker neben sich. Anscheinend saà sie schon eine ganze Weile hier und das Glas vor ihr war bestimmt nicht ihr erstes. Maddie hörte, wie die Mädchen im anderen Zimmer lachten und aufgeregt durcheinanderredeten.
Mrs Endicott holte ein zweites Weinglas aus einem der Hängeschränke und füllte es mit der roten Flüssigkeit. Maddie fand es seltsam, dass sie ihr Alkohol anbot, obwohl sie doch bestimmt wusste, dass sie erst in ein paar Monaten sechzehn werden würde. Aber weil sie sich plötzlich so erwachsen fühlte, nahm sie das Glas und trank einen Schluck. Es war ein fast unerträglich süÃer Portwein, der einen pelzigen, kupferartigen Geschmack auf der Zunge hinterlieà und ihre Lippen wahrscheinlich rot färbte, als hätte sie zu viele Beeren gegessen.
»Was hat sich das Mädchen nur dabei gedacht, einfach wegzulaufen und dir und deiner Familie solchen Kummer zu bereiten«, sagte Kiki Endicott sanft und schüttelte wieder den Kopf. »Das ist wirklich sehr bedauerlich.«
Maddie nahm noch einen groÃen Schluck von dem Portwein. Sie hatte das Gefühl, dass der Alkohol sie beruhigte, und hoffte, er würde ihre innere Anspannung und Wut etwas mildern.
Vielleicht wusste Kates Mutter ja, was auf Misery Island geschehen war, und konnte ihr helfen. Aber ja, wahrscheinlich hatte Kate ihr alles erzählt.
Maddie leerte ihr Glas. »Sie wäre niemals einfach so davongelaufen, Mrs Endicott. Das weià ich genau. Ich glaube, dass ich ⦠ich meine, dass wir dafür verantwortlich sind.«
Mrs Endicott neigte fragend den Kopf. »Wie kommst du denn darauf?«
Maddie schob ihre Angst vor den möglichen Konsequenzen beiseite und beschloss, dass es an der Zeit war, die Wahrheit zu sagen. Wenn sie es jetzt nicht tat, würde sie nie wieder den Mut dazu aufbringen. AuÃerdem hing vielleicht Cordelias Leben davon ab.
»Mrs Endicott â¦Â«
»Oh bitte, Liebes, nenn mich Kiki.« Sie lächelte wie die Grinsekatze aus Alice im Wunderland.
»Ãhm ⦠okay, Kiki, es ist etwas ganz Furchtbares auf Misery Island â¦Â«
»Ah, ah, ah, Madeline-Schätzchen.« Kiki Endicott wedelte mit ihrem perfekt manikürten Zeigefinger, der wegen seiner leicht gekrümmten Spitze ein wenig an eine Klaue erinnerte. »Pass auf, was du sagst. Kate hat mir schon erzählt, was dort drauÃen passiert ist. Aber auÃer den Mitgliedern der Sisters of Misery darf niemand von den speziellen Ritualen erfahren. WeiÃt du, warum sie mir davon erzählt hat?«
Maddie schüttelte verwirrt den Kopf.
»Weil ich früher selbst eine von ihnen war. Das heiÃt - eigentlich verlässt man die Sisters of Misery nie wirklich. Man bleibt immer ein Teil der Schwesternschaft. Und du weiÃt
doch, dass es gewisse Dinge gibt, über die man niemals sprechen sollte, nicht wahr?«
Maddie nickte stumm. Verwirrung und Bestürzung machten sich in ihr breit. Mrs Endicott hatte den Sisters of Misery angehört? Das erklärte natürlich, warum Kate und Carly ihre Rolle als Anführerinnen so ernst nahmen. Allmählich dämmerte Maddie, dass sie all die Jahre über viel zu naiv gewesen war. Die Sisters of Misery waren nicht einfach nur ein lustiger Mädchenclub, dessen Mitglieder ab und zu auch mal über die Stränge schlugen. Dass Kates Mutter so tat, als wäre sie kurz davor gewesen, geheime CIA-Informationen auszuplaudern, bestätigte ihren Verdacht, dass sehr viel mehr dahintersteckte.
»Na ja, ich dachte nur, Sie hätten vielleicht eine Idee, wie wir uns jetzt am besten verhalten sollen«, versuchte Maddie zurückzurudern.
Kiki Endicott nahm einen Schluck Portwein und betrachtete Maddie nachdenklich über den Rand ihres Kristallglases hinweg. Als sie es wieder abstellte, schimmerten ihre Lippen blutrot.
»Dann nimm den guten Rat von
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