Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sisters of Misery

Titel: Sisters of Misery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Kelley Hall
Vom Netzwerk:
von ihren Fesseln befreit hat und einfach auf ihrem Besenstiel davongeflogen ist? Und jetzt lässt sie uns schmoren und wartet, bis wir schwach werden und alles gestehen, und dann steht sie nach ein paar Tagen plötzlich wieder da und lacht sich über uns kaputt.«
    Die anderen nickten zustimmend.
    Sie redeten sich lieber ein, dass Cordelia alle an der Nase
herumführte und absichtlich verschwunden war, als zuzugeben, dass sie einem unschuldigen Mädchen etwas angetan hatten, das nie wiedergutzumachen war.

    Immer wieder drängte Maddie die Sisters of Misery, der Polizei endlich die Wahrheit zu sagen, aber die Mädchen weigerten sich beharrlich. Und irgendwann war schließlich klar, dass die Suche nach Cordelia bald eingestellt werden würde. Da keine konkreten Hinweise auf ein Verbrechen vorlagen und jeder Befragte über ein wasserdichtes Alibi verfügte, stand für die Polizei schließlich fest, dass das Mädchen von zu Hause ausgerissen war. Dass Cordelia nur eine »Zugezogene« war, machte ihnen die Sache außerdem noch leichter. Es war für Maddie schwer zu ertragen, dass es ganz offensichtlich niemanden im Ort wirklich aufrichtig interessierte, ob Cordelia gefunden wurde oder nicht. Im Gegenteil schienen die Einwohner Hawthornes heilfroh, als sich das öffentliche Interesse endlich wieder von ihrer idyllischen kleinen Stadt abwandte. Zufrieden beobachteten die Leute aus ihren Fenstern, wie die Journalisten in ihre Übertragungswagen stiegen und sich aufmachten, um über die nächste große Story zu berichten. Die Hundestaffeln wurden wieder nach Boston abgezogen und die freiwilligen Helfer wurden immer weniger. Es gab keinerlei Hinweise, keine Zeugen, kein Motiv, keine Verdächtigen. Nur eine vermisste Jugendliche, die vor ein paar Tagen verschwunden war. Ein junges Mädchen, das schon mal ausgerissen war und es höchstwahrscheinlich wieder getan hatte.
    Aber Maddie wusste es besser. Es stimmte zwar, dass Cordelia immer wieder wie ein Nachtgeist davongeflogen war, aber sie war jedes Mal zurückgekommen. Sie hätte niemals gewollt,
dass ihre Familie sich solche Sorgen um sie machen musste. So viel hatte Maddie in der kurzen Zeit, die sie mit ihr befreundet gewesen war, auf jeden Fall über sie gelernt.

    Die Tage wurden immer kürzer, wie Maddie eines späten Nachmittags auffiel, als sie nach dem Feldhockeytraining allein nach Hause ging - obwohl allen Jugendlichen eingeschärft worden war, darauf zu achten, immer mindestens zu zweit unterwegs zu sein. Die Stadt schien von der früh einsetzenden Dämmerung verschluckt zu werden, die Maddie und ihrer Familie nicht nur kostbares Tageslicht stahl, sondern auch ihr Zeitfenster immer kleiner werden ließ, in dem sie nach Cordelia suchen konnten. Eine kühle Brise blies über sie hinweg und ihr Körper überzog sich mit einer Gänsehaut. Maaa-a-a-a-d-d-d-d-i-i-i-e-e-e, raschelte ein lang gezogener Klagelaut durch die Bäume von Potter’s Grove, als der Wind auffrischte.
    Cordelia hatte ihr einmal von einer alten Legende erzählt, die besagte, im Wald dürfe man niemals einen Namen laut aussprechen, weil die Bäume ihn sich - waren sie erst einmal in seinem Besitz - immer und immer wieder zurufen würden und er so bis in alle Ewigkeit durch den Wald hallte. »Und wenn sie deinen Namen haben«, hatte Cordelia hinzugefügt, »dann besitzen sie auch deine Seele, und du bist dazu verdammt, für immer in den Wald zurückzukehren.«
    Als sie das nächste Mal an Potter’s Grove vorbeigekommen waren, hatte Maddie den Fehler gemacht, Cordelias Namen aus Spaß laut auszusprechen. Cordelia hatte sie angeschrien und war völlig außer sich gewesen, dass sie dem Wald ihren Namen »gegeben« hatte. Danach hatte sie ganz laut »Maddie!« gerufen und gesagt, dass sie jetzt quitt seien: »Wenn ich
jetzt für immer in den Wald zurückkehren muss, bin ich wenigstens nicht allein, weil du nämlich auch hier sein wirst.«
    Als Maddie nun an Potter’s Grove vorbeiging und hörte, wie der Wind ihren Namen raunte, fragte sie sich mit einem Frösteln, ob Cordelia in der Nacht, in der sie verschwand, in den Wald gelockt worden war.
    Auf dem Nachhauseweg schaute Maddie noch bei »Rebeccas Kästchen« vorbei. Sie und Tess hatten Rebecca gedrängt, den Laden zumindest so lange zu schließen, bis Cordelia wieder aufgetaucht war. Aber Rebecca

Weitere Kostenlose Bücher