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Sisters of Misery

Titel: Sisters of Misery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Kelley Hall
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dass du gerade eine schwere Zeit durchmachst.« Er hielt inne und holte tief Luft. »Aber als dein Lehrer ist es meine Pflicht, mit dir darüber zu sprechen, nicht zuletzt weil auch deine Leistungen in meinem Unterricht darunter leiden.«
    Maddie zupfte an einer Haarsträhne und nickte gleichgültig. Seit Cordelias Verschwinden waren inzwischen mehrere Wochen vergangen und allmählich hinterließen die schlaflosen Nächte ihre Spuren in Maddies Gesicht. Mr Campbell verschränkte die Arme auf der Stuhllehne und stützte sein Kinn darauf. Er wirkte mit seinen zweiundzwanzig Jahren eher wie ein Gleichaltriger, nicht wie ihr Lehrer.
    Â»Sieh an, sieh an. Anscheinend ist Maddie jetzt die neue Lieblingsschülerin«, spottete Kate leise im Vorbeigehen. Lachend zogen sie die anderen Mädchen mit sich auf den Flur
hinaus. Falls Mr Campbell die Bemerkung gehört hatte, ließ er sich nichts anmerken.
    Â»Kann ich irgendetwas für dich tun? Würde es dir vielleicht helfen, wenn ich dir ein paar Stunden Nachhilfe gebe oder dir einfach nur zuhöre, falls du jemanden zum Reden brauchst?«
    Maddie schüttelte den Kopf und schaute aus dem Fenster. Warum ist er auf einmal so nett zu mir?, fragte sie sich. Bisher schien er sich nie sonderlich für sie interessiert zu haben. Einen Moment lang zog sie in Erwägung, dass er vielleicht nur herausfinden wollte, wie viel sie über die Nacht wusste, in der Cordelia verschwunden war. War ihre Cousine möglicherweise zu Mr Campbell gegangen, nachdem sie von der Insel entkommen war? Wusste er, was sich in jener Nacht dort zugetragen hatte?
    Â»Was ist mit dem Feldhockey? Trainierst du noch mit der Mannschaft?«, fragte er.
    Maddie schüttelte den Kopf. »Dafür hab ich im Moment keine Zeit.« Das war gelogen. Die Wahrheit war, dass sie fast schon zu viel Zeit hatte und nur deshalb nicht mehr zum Training ging, weil sie so wenig wie möglich mit Kate und den anderen Sisters of Misery zu tun haben wollte. Jedes Mal wenn sie die Mädchen sah, brannten sich ihre entsetzlichen Schuldgefühle noch ein bisschen tiefer in ihr Gewissen ein.
    Â»Was ist mit deinen Freundinnen? Für sie scheinst du auch keine Zeit mehr zu haben«, ließ er nicht locker. »Und deine Tante? Besuchst du sie oft?«
    Maddie tat die Frage mit einem Achselzucken ab. Seit Abigail Rebecca nach Ravenswood gebracht hatte, verschloss sie sich vor dem Rest der Welt - allen voran vor Maddie. Es schien, als wäre die Zeit um sie herum stehen geblieben, als würde sie dornröschengleich, in ihrer von wuchernden, dornigen Rosenranken umgebenen Festung eingeschlossen, darauf warten, dass Cordelia zurückkehrte und sie aus ihrem Dämmerzustand
befreite. Sie war so weit weg, dass Maddie sich fragte, ob sie sich überhaupt noch selbst im Spiegel erkannte. Aber von all dem brauchte Mr Campbell nichts zu wissen.
    Seit Rebeccas Zusammenbruch im Laden konnte Maddie ihrer geliebten Tante nicht mehr gegenübertreten. Jede Nacht wurde sie in ihren Träumen von ihrer anklagenden Stimme verfolgt - DU DU DU …! Sie würde ihr erst wieder in die Augen blicken können, wenn sie Cordelia gefunden und alles wieder ins Reine gebracht hatte.
    Als Mr Campbell merkte, dass er so nicht weiterkam, versuchte er es mit einer anderen Taktik. »Ich finde, dass du dir für dein Alter viel zu viel aufbürdest, Madeline. So schwer es dir bestimmt fällt, wird es allmählich Zeit, dass du auch mal wieder an dich selbst denkst. Die Suche nach Cordelia ist Sache der Polizei, und um deine Tante kümmern sich erfahrene Menschen, die dafür sorgen werden, dass sie sich von diesem ganzen Wahnsinn wieder erholt.« Er drückte mitfühlend ihre Schulter. Die Berührung jagte einen prickelnden Schauer durch ihren Körper, als würden seine Hände eine Art magische Energie ausstrahlen.
    Â»Für mein Alter?« Maddie lachte bitter, als ihr die Ironie seiner Bemerkung bewusst wurde. Es waren schließlich Mädchen in ihrem Alter, die für diese Katastrophe verantwortlich waren. Mädchen in ihrem Alter, die sich unaussprechlicher Dinge schuldig gemacht hatten. »Sie sind doch selbst nicht viel älter als ich - oder Cordelia. Sie haben ja keine Ahnung …« Maddie verstummte mitten im Satz, um nicht aus Versehen etwas zu sagen, das sie hinterher vielleicht bereuen würde. Etwas, das Kate sie bereuen lassen würde. Sie seufzte

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