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Sisters of Misery

Titel: Sisters of Misery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Kelley Hall
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erschöpft und rieb sich das Gesicht. »Ich hab nur einfach das Gefühl, dass ich etwas tun müsste. Mehr tun müsste. Dass es meine Pflicht ist, sie zu finden.«
    Â»Deine Pflicht ist es, gute Noten zu schreiben, und im Moment
steuerst du in meinem Fach auf eine Vier zu. Da ist es wiederum meine Pflicht, einzugreifen und herauszufinden, was mit dir los ist.« Er hielt inne. »Muss ich mir Sorgen machen, Maddie?«
    Sie begann, innerlich zu zittern. Was wollte er eigentlich von ihr? Wollte er womöglich herausfinden, ob sie vielleicht von etwas wusste, das Cordelia ihr vor ihrem Verschwinden anvertraut haben könnte?
    Â»Es tut mir leid, Mr Campbell«, sagte sie. »Ich werde versuchen, mich in Ihrem Unterricht mehr anzustrengen. Versprochen.« Etwas in ihr drängte sie, ihm von den Ereignissen in der Halloween-Nacht zu erzählen. Aber wegen der Gerüchte, die um eine angebliche Affäre zwischen ihm und Cordelia kursierten, war er der Letzte, dem sie etwas anvertrauen sollte.
    Er beugte sich besorgt zu ihr vor, seine blauen Augen sahen sie fragend an. Als die Stille zwischen ihnen fast schon unerträglich wurde, platzte Maddie heraus: »Sie sind doch Cordelias Lieblingslehrer. Hat sie … hat sie vielleicht Ihnen irgendetwas erzählt?«
    Â»Ich wünschte, sie wäre zu mir gekommen, wenn sie Probleme hatte«, sagte er seufzend. Er schüttelte den Kopf und senkte den Blick, ein trauriges Lächeln spielte um seine Lippen. »Sie war wirklich ein ganz besonderes Mädchen.«
    Â»Das ist sie noch! Warum redet eigentlich alle Welt plötzlich nur noch in der Vergangenheitsform von ihr?«, fragte Maddie vorwurfsvoll.
    Â»Tut mir leid, Maddie. So habe ich das nicht … ich wollte nicht … Du hast recht. Aber du kannst mir glauben, dass alle hier unglaublich erleichtert wären, wenn sie wieder auftauchen würde.«
    Â»Ja … wenn «, flüsterte Maddie und blickte traurig zu Boden.
    Er griff nach ihrer schmalen Hand und drückte sie. Maddie
nahm die feinen blonden Härchen auf seinem sehnigen Handrücken wahr, die sich bei dieser Geste leicht bewegt hatten. »Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben.«
    Er senkte den Kopf. Sie saßen sich so nah gegenüber, dass die Spitzen seiner blonden Haare sanft über ihre Wange strichen. Er duftete nach Wald und Sand, genau wie sie es sich immer vorgestellt hatte.
    Maddie hätte ihm gern gesagt, dass sie wusste, dass er nichts mit Cordelias Verschwinden zu tun hatte, und dass sie alles getan hätte, um die Leute in der Stadt davon zu überzeugen, wenn sie es nur gekonnt hätte. Aber die Worte wollten ihr einfach nicht über die Lippen kommen, sondern sammelten sich als schmerzhafter Kloß in ihrer Kehle. Dabei war ihm deutlich anzusehen, wie sehr ihm das wachsende Misstrauen, das ihm in der Stadt wegen seiner mutmaßlichen Beteiligung an Cordelias Verschwinden entgegengebracht wurde, zu schaffen machte. Er hatte tiefe Ringe unter den Augen und wirkte erschöpft und angespannt.
    Ein Geräusch ließ sie beide aufblicken. Trevor Campbell stand in der Tür. In seinen Augen lag ein seltsam anklagender Ausdruck. Mr Campbells Gesicht verfinsterte sich. Er erwiderte den Blick seines Bruders und schüttelte fast unmerklich den Kopf. Trevor zögerte einen Augenblick, bevor er sich umdrehte und wieder hinausging. Als er weg war, lächelte Mr Campbell, wobei sich kleine Fältchen in die Winkel seiner wasserblauen Augen gruben, und klatschte in die Hände, als wäre eine zentnerschwere Last von ihm gefallen. »Ich bin wirklich froh, dass wir darüber gesprochen haben.«
    Maddie stand auf und wandte sich zum Gehen, als sie plötzlich wieder Trevors seltsam vorwurfsvollen Blick vor Augen hatte. »Mr Campbell«, sagte sie leise, »hat Trevor vielleicht irgendetwas über Cordelia gesagt?«
    Für einen kurzen Moment gefror das Lächeln auf dem Gesicht
ihres Lehrers, während er vorsichtig seine Antwort abzuwägen schien. »Nicht dass ich wüsste. Das heißt, natürlich nimmt ihn ihr Verschwinden ziemlich mit. Wie uns alle.« Er schwieg einen Augenblick. »Warum fragst du?«
    Â»Ach, nur so.« Mit einem Mal überkam Maddie das unbestimmte Gefühl, dass Trevor sich über Cordelias Verschwinden zu freuen schien - fast genauso sehr wie Kate. »Bis morgen dann.«
    Der Blick, mit dem Reed Campbell ihr nachschaute, als sie

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