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Sisters of Misery

Titel: Sisters of Misery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Kelley Hall
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Rebecca schrill, als wolle sie allein durch die Kraft ihrer Stimme auch das letzte noch heile Stückchen Glas zum Zerspringen bringen. Ihr anklagendes »Du« hallte durch den Raum und bohrte sich in Maddies Kopf.
    Schließlich übernahm Abigail die Kontrolle über die Situation, wie sie es meistens tat, und sagte tonlos: »Ravenswood.«
    Auf Tess’ Gesicht trat ein entsetzter Ausdruck und Maddie schluchzte laut auf. Aber ihnen allen war klar, dass sie in ihrem jetzigen Zustand keinen Zugang mehr zu ihr hatten. Cordelias Verschwinden hatte zwischen ihnen und Rebecca einen unüberwindlichen Graben gezogen und sie den Verstand verlieren lassen.
    Abigail sah Maddie an. »Bring deine Großmutter von hier weg«, befahl sie ihr. »Sie soll das nicht mitansehen müssen. Ich kümmere mich um meine Schwester.«
    Maddie führte Tess eilig aus dem Laden. »Warum hat sie mich so angeschrien? Ich hab mit der Verwüstung in ihrem Laden doch gar nichts zu tun, Grams. Wirklich nicht«, beschwor sie ihre Großmutter, fragte sich aber gleichzeitig ängstlich, ob Rebecca womöglich ihre Gabe genutzt und die entsetzlichen Ereignisse gesehen hatte, die in jener Nacht auf Misery Island stattgefunden hatten.
    Â»Der Teufel steckt in ihr«, sagte Tess leise. »Von Zeit zu Zeit steckt er in jedem von uns. Das kann jedem Menschen passieren. Manchen fehlt einfach die Kraft, ihn abzuweisen. So wie Rebecca. Andere gewähren ihm allerdings nur allzu bereitwillig Einlass, wann immer er darum bittet.«
    Als Tess den Teufel erwähnte, blitzte vor Maddies Augen
ein Bild aus der Halloween-Nacht auf: Kate, wie sie vor dem Feuer stand. Der Widerschein der lodernden Flammen lag auf ihrem Gesicht und ließ ihre blassblauen Augen rötlich aufleuchten, während der Küstenwind an ihren Haaren zerrte und sie sich an Cordelias Leid weidete.
    Â»Der Teufel steckt in ihr«, wiederholte Tess mit fester Stimme. Und diesmal hatte Maddie das dumpfe Gefühl, dass sie damit nicht Rebecca meinte, sondern jemand ganz anderen.

    Â»Es ist zu ihrem eigenen Besten«, sagte Abigail am nächsten Morgen beim Frühstück schmallippig. Das Mitgefühl, das sie in der Nacht zuvor noch für ihre Schwester gezeigt hatte, schien in Verärgerung umgeschlagen zu sein. »Seit Wochen hat sie nicht mehr geschlafen, gegessen oder sich gewaschen.« Sie rümpfte entrüstet die Nase. »Rebecca schafft das nicht alleine. Sie braucht dringend professionelle Hilfe - Hilfe, die wir ihr nicht geben können. Aber sie war ja schon immer ein emotionales Pulverfass. Und eines sage ich euch: Wenn ihre verzogene und missratene Tochter wieder da ist, werde ich dafür sorgen, dass sie zur Verantwortung gezogen wird, und zwar ein für alle Mal!«
    Tess saß am Küchentisch, starrte hilflos auf ihre ineinanderverschränkten Finger hinunter und wiegte apathisch den Oberkörper vor und zurück. Sie sah so verloren aus, dass ihr Anblick Maddie schier das Herz brach. Es musste schrecklich sein, miterleben zu müssen, wie das eigene Kind den Verstand verlor. Wahrscheinlich kaum weniger schlimm als das, was Rebecca gerade durchmachte, nachdem ihre Tochter sich einfach in Luft aufgelöst hatte. Und für all das fühlte Maddie sich verantwortlich. Es drängte sie, Tess die Wahrheit über die Halloween-Nacht zu erzählen, aber jedes Mal wenn sie kurz
davor war, blieben ihr die Worte im Hals stecken. Sie wusste, dass sie Tess’ enttäuschten Blick nicht ertragen hätte, also schwieg sie und überlegte fieberhaft, wem sie stattdessen erzählen könnte, was in jener Nacht auf Misery Island passiert war - der Polizei, ihrer Mutter, irgendjemandem. Doch dann hallte wieder Mrs Endicotts Warnung durch ihren Kopf, und sie wusste, dass es keinen Zweck hatte. Cordelia war fort, und außer ihr und ihrer Familie gab es in dieser Stadt niemanden, den es wirklich kümmerte.

11
    SPIEGELVERKEHRTES EIHWAZ

    DER JÄGER
    Â 
    Sehnsucht nach Vergangenem,
Schwäche und Unzufriedenheit
    Â 
    Â 
    Â 
    K urz nach Rebeccas Einweisung in die psychiatrische Klinik Ravenswood bat Mr Campbell Maddie nach seinem Unterricht, noch einen Moment zu warten. Er zog sich einen Stuhl an ihren Tisch heran, drehte ihn um und setzte sich rittlings darauf. »Hör zu«, sagte er sanft. In seinen von blonden Wimpern umrahmten blauen Augen lag ein warmer und freundlicher Ausdruck. »Ich weiß,

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