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Sisters of Misery

Titel: Sisters of Misery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Kelley Hall
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gekommen. Wir beide wissen das.
    Aber bald, sehr bald.
    Auf immer dein,
ich
    Â 
    Cordelia,
    du machst mich rasend, wenn ich dich nur sehe! Ich kann an nichts anderes mehr denken - bei Tag, bei Nacht, bei Tag, bei Nacht. Als du gestern Abend vor meiner Tür standst, dachte ich, einen Geist zu sehen. Ich konnte gar nicht glauben, dass es wirklich du warst. Wie kann das, was wir tun, falsch sein, wenn alles
an dir, mein süßer Engel, mir das Gefühl gibt, dass mein Leben endlich richtig verläuft?
    Warum bist du so schnell weggelaufen? Weißt du denn nicht, dass du mir immer vertrauen kannst? Egal was auch geschieht? Bald, schon sehr bald, werde ich zu dir kommen, meine süße Cordelia.
    Ich umarme und küsse dich
    Â 
    Cordelia,
    du gleichst einer Göttin der Nacht. Dass es so jemanden wie dich in dieser Stadt überhaupt gibt … oder auf diesem Planeten. Dein albernes Gerede über Feen kann so albern gar nicht sein, denn du musst eine von ihnen sein. Du bist wie ein Engel, der in mein Leben geschwebt ist. Wenn ich dich dabei beobachte, wie du nachts im Meer schwimmst, kommst du mir wie eine Meerjungfrau vor - eine Ozeanprinzessin. Aber ich habe Angst, dass du eines Nachts einfach immer weiterschwimmen könntest, immer weiter in die tiefe Dunkelheit hinein. Du darfst mich niemals verlassen. Ohne dich könnte ich hier nicht mehr sein, mein einziger Lichtblick in dieser alten Stadt.
    Ewiglich dein,
ich
    Maddie hatte die Briefe so oft gelesen, dass sie sie praktisch schon auswendig konnte. Die Seiten waren mittlerweile so abgegriffen, dass sie sich weich wie Baumwolle anfühlten und die Tinte allmählich verblasste. Unmöglich, noch irgendwelche Fingerabdrücke auf ihnen auszumachen, wie ihr klar wurde, nachdem sie sie zum ungefähr hundertsten Mal gelesen hatte. Wie dumm von ihr, nicht früher daran gedacht zu haben, schalt sie sich. Der Inhalt der Briefe gab ihr keinerlei Anhaltspunkt darüber, wer der Verfasser sein könnte, aber wer es auch war: Er war regelrecht besessen von ihrer Cousine.
Maddies ganzes Denken kreiste so fieberhaft um diese Briefe, dass die Wintermonate über ihren unzähligen Versuchen, sie zu enträtseln und herauszufinden, zu welchem Zeitpunkt sie geschrieben worden waren, beinahe unbemerkt an ihr vorbeizogen.
    Inhaltlich unterschieden sich die Briefe eigentlich kaum voneinander. Immer schwärmte der Autor von Cordelias überirdischer Schönheit und schrieb, wie er sich nach ihr sehnte, Tag und Nacht an sie dachte. Manchmal hatte er Gedichte von William Blake, William Wordsworth, Alfred Tennyson oder Lord Byron hinzugefügt. Obwohl die Briefe fast schon etwas Aufdringliches hatten, schien Cordelia sich bereitwillig auf diese wie auch immer geartete Romanze eingelassen zu haben, wenn auch nie konkret von einer körperlichen Beziehung die Rede war. Es klang wie eine Liebesgeschichte aus einem Märchen. Und wie in vielen Märchen ereilte die Prinzessin am Ende auch in diesem ein grausames Schicksal.
    Seit Maddie nicht mehr in die Schule ging, lud Abigail ihr noch mehr Aufgaben auf als je zuvor. Manchmal dachte sie fast sehnsüchtig an die scheinbar nie enden wollenden, langweiligen Unterrichtsstunden und die Berge von Hausaufgaben zurück.
    Unterdessen schlichen Tess, Abigail und Maddie in dem alten, kalten und unbelebten Haus wie Geister umeinander. Maddie hätte sich so sehr gewünscht, einen besseren Zugang zu Tess zu finden, ihr zu erzählen, was sie über jene Nacht wusste - und endlich zu erfahren, was Tess darüber wusste -, aber ihre Großmutter versank von Tag zu Tag tiefer in ihrer Verwirrtheit.
    Dadurch dass sie nicht mehr in die Schule ging, war es ihr nicht weiter schwergefallen, sich von den Sisters of Misery zu distanzieren. Sie hatte Kates Anrufe und die Partyeinladungen einfach ignoriert. Es war, als wäre sie wie vom Erdboden
verschwunden und würde erst jetzt, da der Frühling nahte, langsam wieder auftauchen. Während der Winter sich schier endlos in die Länge gezogen und die Polizei die Suche schon längst eingestellt hatte, gab Maddie nicht auf, forschte hartnäckig weiter und verteilte Handzettel mit Cordelias Foto. Und jetzt da der bitterkalte Winter vorüber war, war sie mehr denn je entschlossen, ihre Cousine zu finden. Koste es, was es wolle. Sogar dann, wenn sie dafür in Kauf nehmen musste, noch einmal die schreckliche Nacht auf Misery Island zu durchleben und jeden

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