Sisters of Misery
hochmütig. »Meine Mutter hat mir erzählt, dass deine Tante Rebecca früher dafür bekannt gewesen ist, immer wieder von zu Hause auszureiÃen. Muss irgendwie bei euch in der Familie liegen.«
Als Maddie wütend etwas entgegnen wollte, wurden drauÃen im Flur plötzlich Stimmen laut.
»Ist das Carly?«, fragte Maddie. »Hat sie Freunde aus der Schule mitgebracht?«
Kate rekelte sich wie eine Katze. »Nein, Carly ist gerade in Europa unterwegs.« Sie nahm einen tiefen Zug von ihrer Zigarette, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder Maddie zuwandte. »Dahinten im Salon ist unsere Kommandozentrale - wahrscheinlich gabâs mal wieder Stress mit den Investoren. Ich halte mich da raus.«
Als Maddie sie verständnislos ansah, erklärte Kate: »Meine Eltern sind mal wieder an irgendeinem riesigen Immobiliengeschäft dran, allerdings gibtâs noch ein paar bürokratische Hindernisse, die geklärt werden müssen.« Grinsend streifte sie die Asche in einem edlen Aschenbecher aus Bleikristall ab. »Eigentlich müsstest du davon gehört haben, wo deine Tante doch in der Klapse hockt. Was für ein Jammer, dass sie schon bald auf der StraÃe sitzen wird.«
Kate wartete mit lauerndem Blick auf ihre Reaktion, aber Maddie war klug genug, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihre Gemeinheiten sie jedes Mal aufregten. »Wovon redest du?«, fragte sie äuÃerlich gelassen.
Kate wirkte amüsiert. »Na, von Ravenswood. Die Anstalt wird doch bald geschlossen. Sag mal, liest du keine Zeitung? Es gibt schon seit einiger Zeit eine Bürgerinitiative in der Stadt - meine Familie hat das Ganze angestoÃen -, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die SchlieÃung durchzusetzen. Und wenn es so weit ist, wird anstelle der Anstalt ein wunderschönes Luxushotel entstehen - das übrigens âºEndicottâ¹ heiÃen wird. Dieser düstere Kasten mitten in unserer Stadt ist wirklich ein Schandfleck. Ich meine, wer will schon in direkter Nachbarschaft mit irgendwelchen Verrückten wohnen â¦Â« Sie nahm einen Zug von ihrer Zigarette und stieà genüsslich den Rauch aus. »Aber wenn das Gebäude erst einmal liebevoll restauriert und modernisiert wurde, wird daraus ein luxuriöses
Ferienziel mit Blick aufs Meer, der neuesten Spa- und Fitnessausstattung, einem Gourmetrestaurant und dem Kitzel, von den Geistern und Hexen aus den schaurigen Legenden der neuenglischen Geschichte umgeben zu sein.« Sie hörte sich wie eine Fremdenführerin an, die aus einem Reiseführer vorlas. »Und sobald ich mein Diplom in Hotelmanagement in der Tasche habe, übernehme ich die Leitung.«
Maddie schüttelte den Kopf über die Absurdität dieses Plans. Statt Gelder zu beschaffen, um die psychiatrische Klinik für die Menschen zu erhalten, die therapeutische Hilfe und seelische Unterstützung benötigten, investierte die wohlhabende Oberschicht Hawthornes ihr Geld, um aus der Einrichtung ein Luxushotel zu machen und sich noch mehr Geld in die eigenen Taschen zu wirtschaften. Aber eigentlich überraschte es sie nicht, dass die Endicotts dabei ganz vorne mitmischten.
»Schön für dich, Kate«, seufzte sie.
Kate klimperte kokett mit den Augen. »Du weiÃt doch, dass ich schon immer eine Prinzessin sein wollte, SüÃe. Tja, und jetzt werde ich sogar eine Prinzessin mit eigenem Schloss sein.« Ihr Lachen hallte durch den groÃen Raum.
Maddie nickte angewidert. Dann stand sie auf, drehte sich aber noch einmal zu Kate um, bevor sie ging. »Vielleicht bist du eines Tages ja sogar die Königin dieses Schlosses, Kate, aber vergiss nicht, dass es immer als die âºHexenfestungâ¹ bekannt sein wird. Also wirst du irgendwann die Hexe sein, meinst du nicht?«
»Glaub mir, Maddie, ich bin ganz bestimmt nicht diejenige, von der die Leute befürchten, dass sie eine Hexe wird.«
15
EHWAZ
PFERD
Â
Kontinuierliche Entwicklung und stetiger Fortschritt,
Zusammenarbeit mit einem starken Partner
Â
Â
Â
A ls Maddie die schmale, verwinkelte Gasse zum Hafen hinunterging, sah sie schon aus der Ferne die strahlend weiÃen Segel von Reed Campbells Yacht. Durch ihr Gespräch mit Kate Endicott wusste sie, wo sie Reed finden würde. Sein Segelboot war schöner als alle anderen im Yachthafen - es musste ihn unendlich viel Schweià und Arbeit gekostet haben, es so herzurichten, dass alle anderen ihn
Weitere Kostenlose Bücher