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Sisters of Misery

Titel: Sisters of Misery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Kelley Hall
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darum beneideten.
    Ihr Herz schlug ein paar Takte schneller, als ihr von Weitem sein sandfarbener Schopf entgegenleuchtete. Jetzt da er nicht mehr ihr Lehrer war, schien der Altersunterschied zwischen ihnen keine sehr große Rolle mehr zu spielen.
    Zu seinem Glück war Reed nicht auf ein festes Einkommen angewiesen, da sein Großvater ihm Anteile an seinem Ölkonzern vermacht hatte, von denen er leben konnte. Allerdings war dieses Vermächtnis an die Bedingung geknüpft worden, dass er seinen ständigen Wohnsitz in Hawthorne behielt - eine Auflage, die den meisten Bewohnern der Stadt in Anbetracht des Skandals, in den er sich in den letzten Monaten verwickelt hatte, ein Dorn im Auge war.
    Â»Sagen Sie, Captain, soll’s heute noch Sturm geben?«, rief
Maddie ihrem ehemaligen Lehrer zu. Er fuhr überrascht herum und kniff vor der blendenden Mittagssonne die Augen zusammen. Dann nahm er seine Baseballkappe ab und kämmte sich mit den Händen durch seine zerzausten blonden Haare, bevor er sie wieder aufsetzte.
    Â»Ich hoffe nicht«, rief er zurück. »Heute Nachmittag soll es zwar ziemlich böig werden, aber ich werde trotzdem rausfahren.«
    Â»Vielleicht haben Sie ja …«, Maddie schlenderte über den Anlegesteg auf sein Boot zu und staunte selbst über den Mut, den sie plötzlich an den Tag legte, »noch ein bisschen Platz, um eine Ihrer Schülerinnen mitzunehmen?«
    Bin ich vollkommen übergeschnappt?, dachte sie. Sie wusste, dass ihre Mutter sie umbringen würde, wenn sie dabei gesehen wurde, wie sie sich mit Reed Campbell unterhielt. Obwohl der Skandal nur auf einem Gerücht basierte, war sein Ruf mittlerweile mehr als angeschlagen. Aber Maddie glaubte dem Gerede nicht. Sie wollte sich nicht vorstellen, dass er etwas mit Cordelias Verschwinden zu tun haben könnte, obwohl er in letzter Zeit abgenommen hatte und sichtlich angegriffen wirkte. Dabei ließ sich Maddie mehr von ihrem Herzen als von ihrem Verstand leiten. Reed betrachtete sie einen Moment lang mit zusammengezogenen Brauen, als überlege er, wie er sich in einer solchen Situation einer seiner ehemaligen Schülerinnen gegenüber am besten verhalten sollte - noch dazu bei der Cousine des Mädchens, mit deren Verschwinden man ihn in Verbindung gebracht hatte. »Hey, Maddie. Lange her«, sagte er schließlich in zwanglosem Plauderton.
    Seine kristallblauen Augen funkelten in der Sonne. Eine peinliche Stille entstand zwischen ihnen, und einen Moment lang wünschte Maddie sich, sie wäre nicht Cordelias Cousine; sie wäre kein unerfahrenes, sechzehnjähriges Mädchen. »Sei mir nicht böse, wenn ich das so deutlich sage, aber ich kann
mir gerade nur schwer vorstellen, dass du dich ausgerechnet mit mir unterhalten willst«, sagte er zögernd.
    Â»Ich weiß, dass Sie nichts mit ihrem Verschwinden zu tun haben … das können Sie gar nicht«, platzte Maddie ohne nachzudenken heraus. »Aber ich habe immer noch Fragen, auf die ich keine Antwort finde. Ich … ich muss unbedingt ein paar Dinge von Ihnen wissen. Sie hatten so ein gutes Verhältnis …« Sie bemerkte, wie sich sein Kiefermuskel anspannte. »Nein, so meinte ich das nicht. Ich … ich weiß auch nicht. Ich dachte nur …«
    Mit finsterer Miene wandte er den Blick von ihr ab und schaute aufs Meer hinaus. Maddie spürte, wie sie der Mut verließ, und sie wollte sich schon umdrehen und so schnell wie möglich den Anlegesteg zurücklaufen, als er sagte: »Na schön, Maddie. Ich werde dir alles erzählen, was ich weiß. Aber viel ist es nicht und das meiste davon steht sowieso schon in den Vernehmungsprotokollen der Polizei. Du kannst es dort auch gern selbst nachlesen.«
    Maddie kickte mit der Spitze ihres Schuhs gegen die vom Salz und der Sonne ausgebleichten Holzplanken des Anlegestegs und sah auf ihre Hände hinunter. »Ich möchte es aber von Ihnen hören, Mr Campbell.«
    Â»Du kannst ruhig Reed sagen.« Er stützte sich lächelnd an der Reling ab. »Ich bin nicht mehr dein Lehrer.«
    Maddie versuchte, sich nicht in ihren Schulmädchenfantasien zu verlieren, aber die Art, wie er sie anschaute - so als wäre sie nicht bloß irgendeine ehemalige Schülerin -, machte sie so nervös, dass sie es kaum aushielt.
    Â»Und? Wie schnell fährt dieses Ding hier?« Maddie deutete mit dem Kopf auf das Boot.
    Reed zögerte einen

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