Sisters of Misery
an Fahrt gewinnen lieÃ.
Als sie auf dem Atlantik drauÃen waren, übergab Reed ihr für eine Weile das Steuer. Er stellte sich hinter sie und half ihr beim Navigieren und rief ihr über das Pfeifen des Fahrtwinds hinweg Anweisungen ins Ohr. Jedes Mal wenn sich dabei ihre Hände leicht berührten, rieselte ein heiÃer Schauer über ihren Rücken. Seine Stärke und Männlichkeit überwältigten sie, weil sie in einem so krassen Kontrast zu der sanften Art standen, mit der er mit ihr umging. Je weiter sie sich von Hawthorne entfernten, desto fröhlicher wurde er.
Und wenn er sie mit diesen durchdringenden blauen Augen ansah, hatte sie das Gefühl, dass die Welt um sie herum versank. Trotzdem hing das Thema Cordelia die ganze Zeit zwischen ihnen in der Luft und seine mögliche Beteiligung an ihrem Verschwinden war ihr stets bewusst und nagte an ihr.
»Hat Cordelia mit dir jemals über Kate oder Trevor oder sonst jemanden gesprochen? Haben sie vielleicht irgendwann einmal mit dir über sie gesprochen?«
Sein Gesicht nahm einen abweisenden Ausdruck an. Die Erwähnung von Kate, der Person, die maÃgeblich für die Gerüchte über seine angebliche verbotene Beziehung zu Cordelia verantwortlich war, schien ihm erneut die Laune zu verderben.
»Kate redet viel, wenn der Tag lang ist. Das meiste davon sind Lügen. Das solltest du mittlerweile mitbekommen haben.
« Er mahlte gereizt mit dem Kiefer. »Ich habe keine Ahnung, was mein kleiner Bruder in dieser â¦Â«, er hielt kurz inne, als suche er nach dem passenden Wort, »⦠diesem Mädchen sieht. Und über Cordelia hat er nur das gesagt, was jeder Junge seines Alters über ein wunderschönes Mädchen sagen würde, das ihn keines Blickes würdigt.«
Maddie erstarrte innerlich, als er Cordelia wunderschön nannte.
»Du hast also nie das Gefühl gehabt, dass zwischen Cordelia und deinem Bruder irgendetwas läuft?«
Reed, der mittlerweile wieder das Steuer übernommen hatte, drehte sich erstaunt zu ihr um. »Glaubst du das denn?«
»Sie hat ihn für ein widerliches Schwein gehalten«, sagte Maddie.
»Na also«, lachte er. »Da hast du doch deine Antwort.«
»Aber ich wette, dass sie mit ihm geflirtet hat, um Kate wütend zu machen.«
»Es braucht nicht besonders viel, um Kate Endicott wütend zu machen.«
Maddie seufzte. »Wem sagst du das.«
Am späten Nachmittag, als die Sonne sich gerade anschickte, in einem rosa und violetten Farbenmeer am Horizont zu versinken, fuhren sie zurück in den Hafen. Reed half ihr, über die Reling auf den Anlegesteg zu klettern, wo Maddie einen Moment lang taumelnd stehen blieb und beinahe wieder ins Boot gefallen wäre, weil ihr Gleichgewichtssinn immer noch auf Seegang eingestellt war.
»Immer hübsch langsam«, sagte er, sprang vom Boot und fasste sie behutsam um die Taille. »Warte einfach ein paar Minuten, bis deine Beine sich wieder an festen Boden gewöhnt haben.« Maddie hatte vollkommen vergessen, wie es sich anfühlte, wenn man nach einem Segeltörn wieder an Land ging - als würde alles um einen herum schwanken, obwohl
man sich nicht von der Stelle rührte ⦠oder so als hätte man gerade seinen ersten Kuss bekommen.
Reed beugte sich zu ihr hinunter und suchte ihren Blick. »Alles in Ordnung, Matrose?«
Maddie errötete und nickte. Im gleichen Moment spürte sie neugierige Blicke auf sich, und als sie sich umdrehte, sah sie ein paar ältere Hawthorner am Hafen stehen, die scheinbar gleichgültig zu ihnen herübersahen. Es war immer das Gleiche in dieser Stadt - die Leute hatten ihre Augen überall und stürzten sich gierig auf jedes Häppchen Klatsch, das sich ihnen bot. Reed schien sie ebenfalls bemerkt zu haben, denn er nahm hastig die Hände von ihrer Hüfte, schob sie in seine Hosentaschen und trat ein paar Schritte von ihr zurück.
»Tja, also dann«, stammelte er. »Wie ich sehe, kannst du schon ganz gut auf eigenen FüÃen stehen. Ich geh dann mal und mach das Boot fest.« Er kehrte ihr abrupt den Rücken zu und sprang an Bord zurück.
Als er sich gerade bückte, um die Leinen auszuwerfen, drehte Maddie sich noch einmal um und rief: »Reed?«
Blinzelnd spähte er zu ihr hoch.
»Danke. Der Tag hat mir sehr viel Spaà gemacht«, sagte sie.
Er nickte, als würde es ihm genauso gehen.
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