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Sisters of Misery

Titel: Sisters of Misery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Kelley Hall
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war der Pfad von Joggern und Müttern mit Kinderwagen bevölkert, aber zu dieser frühen Morgenstunde war er völlig verwaist, und niemand saß auf den Holzbänken, die zum Ausruhen einluden.
    Maddie nahm auf einer von ihnen Platz, trank einen Schluck von ihrem immer noch dampfenden Kaffee und genoss den Duft nach frisch gemahlenen Bohnen und salziger Meeresluft. Von ihrem Aussichtspunkt aus konnte sie die Hafenmündung überblicken und alle Boote sehen, die dort festgemacht waren. Sie schloss die Augen und ließ sich vom Tosen der Wellen, die gegen die zerklüfteten Felsen brandeten, einlullen.
    Â»Ist das nicht ein wunderschöner Morgen?«, ertönte eine Stimme hinter ihr.
    Sie fuhr erschrocken zusammen, als plötzlich Finnegan O’Malley, mit dem sie seit Weihnachten nicht mehr gesprochen hatte, lautlos wie ein Geist vor ihr auftauchte.
    Â»Tut mir leid«, sagte Finn zerknirscht. »Ich wollte dich nicht erschrecken.«
    Maddie entspannte sich wieder und lächelte. »Schon gut. Ich hab nur nicht damit gerechnet, dass um diese Uhrzeit schon irgendjemand hier oben sein könnte. Für Mütter mit Kinderwagen ist es nämlich eindeutig noch zu früh, deswegen hab ich mich in Sicherheit gewiegt.«
    Sie trank einen Schluck von ihrem Kaffee und bekleckerte sich dabei das Kinn. Ganz ruhig, Maddie.
    Â»Vorsicht, sonst muss ich noch die zuständigen Behörden informieren«, witzelte er, »du weißt doch, dass rücksichtsloses Kaffeetrinken auf öffentlichen Wegen gegen die Vorschriften verstößt.«

    Verlegen wischte sie sich mit dem Ärmel ihrer Jacke übers Kinn. »Eigentlich ist es mir immer peinlich, wenn Fremde mich auf mein Trinkproblem ansprechen.« Autsch, ganz mieser Witz.
    Finn unterdrückte ein Grinsen.
    Â»Und was machst du so früh hier oben, außer nichts ahnende Mädchen zu Tode zu erschrecken?«, fragte sie.
    Sein Gesicht nahm einen ernsten Ausdruck an und er rasselte mit einem dicken Schlüsselbund. »Tja, Maddie, ich bin hier, um dich einzusperren.« Er deutete mit dem Kopf auf das verrostete Tor des alten Gefängnisses.
    Maddie zögerte und schluckte nervös. »Haha«, machte sie, um das unbehagliche Schweigen zwischen ihnen zu durchbrechen.
    Er zog eine Braue hoch und sagte mit unbewegter Miene: »Dieses Grundstück fällt in meinen Zuständigkeitsbereich. Ich stelle hier die Regeln auf, Maddie.«
    Verwirrt runzelte sie die Stirn und wartete auf die Pointe.
    Ein triumphierendes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Drangekriegt! Gib’s zu, dass ich dir Angst eingejagt hab.«
    Â»Hast du nicht.« Sie wusste nicht so recht, was sie von Finn O’Malley und seinem seltsamen Sinn für Humor halten sollte.
    Â»Oh doch, das hab ich«, sagte er bestimmt und starrte sie mit seinen weit auseinanderstehenden dunklen Augen an. »Du bist ganz schön leicht zu erschrecken. Ganz anders als Cordelia. Die hatte vor nichts Angst.«
    Â»Das stimmt.« Maddie riss sich von seinem durchdringenden Blick los und sah aufs Meer hinaus. »Klingt, als hättest du Cordelia ziemlich gut gekannt.«
    Finn ließ sich neben sie auf die Bank fallen. Ein herber Duft nach frisch gemähtem Gras und Holzfeuer stieg ihr in die Nase. Er erinnerte sie an Herbst und Kürbis-Verkaufsstände
und Cidre. Anstelle einer Antwort nickte er nur und zog ein zerknittertes Päckchen rote Marlboros aus seiner Tasche, klopfte eine Zigarette heraus und hielt es ihr dann hin.
    Als sie den Kopf schüttelte, steckte er es in seine Jackentasche zurück.
    Â»Wofür sind eigentlich diese ganzen Schlüssel?«, fragte Maddie.
    Â»Fürs Crockett Powder Haus und Fort Glover.« Er deutete mit der Zigarette auf den Felsen, dann drehte er sich auf der Bank um und zeigte hinter sich. Maddie spürte einen kleinen Luftzug in ihrem Nacken, als er den Rauch ausblies. »Old Burial Hill, Ravenswood, Old Potter’s Taverne - oder was davon übrig geblieben ist. Eigentlich so ziemlich jedes historische Baudenkmal in Hawthorne.«
    Â»Sogar für das Gefängnis?«
    Â»Jep«, bestätigte Finn.
    Â»Und wozu hast du die?«
    Â»Ich kümmere mich um die Außenanlagen der Stadtdenkmäler. Mein alter Herr und ich sind von der Historischen Gesellschaft damit beauftragt worden«, erklärte er und fügte verlegen hinzu: »Na ja, ich bin ehrenamtlicher Mitarbeiter der

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