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Sisters of Misery

Titel: Sisters of Misery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Kelley Hall
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»Jederzeit wieder, meine Süße, jederzeit wieder.«
    Dann machte er sich wieder an den Leinen zu schaffen und sie setzte ihren Weg aus dem Hafen fort. Als Maddie auf die Hauptstraße einbog, drohten ihre Beine, erneut unter ihr wegzusacken. Diesmal hatte es jedoch nichts mit dem nachklingenden Wellengang zu tun.
    Meine Süße.
    So hatte Cordelias geheimnisvoller Verehrer ihre Cousine in einem seiner Liebesbriefe genannt. Konnte es sein, dass Reed doch etwas mit Cordelia gehabt hatte, obwohl er es so vehement abstritt?

    Sie beeilte sich, nach Hause zu kommen, um in den Briefen nach weiteren Hinweisen zu suchen, die auf Reed deuten könnten. Außerdem fiel ihr plötzlich ein, dass sie die Handschrift in den Briefen mit der auf ihren Englischarbeiten vergleichen konnte. Als sie außer Atem die Tür zu ihrem Zimmer aufstieß, wusste sie sofort, dass etwas nicht stimmte. Sie hatte das untrügliche Gefühl, dass kurz zuvor jemand hier gewesen war. Sie rannte zu ihrem Nachttisch und riss die Schublade auf.
    Die Briefe waren verschwunden.

16
    MANNAZ

    DER MENSCH - URTEILSVERMÖGEN
    Â 
    Achte auf die Haltung anderer und deine eigene,
beobachte sowohl Freund als auch Feind
    Â 
    Â 
    Â 
    N ach allem, was an diesem Tag passiert war - die Unterhaltung mit Kate, die Bootstour mit Reed, die verschwundenen Briefe -, war Maddie so aufgewühlt, dass sie erst spät einschlief und schon kurz nach Tagesanbruch wieder wach war. Statt sich weiter schlaflos hin- und herzuwälzen, beschloss sie, aufzustehen und sich in der Stadt einen starken Kaffee zu besorgen. Sie lechzte nach ihrer täglichen Koffeindosis und hatte keine Lust auf anstrengende Diskussionen mit Abigail, die sich jedes Mal aufregte, wenn sie mitbekam, wie ihre Tochter das angeblich so ungesunde Gebräu in sich hineinschüttete.
    Leise schlich sie sich aus dem Haus, um niemanden aufzuwecken. Als sie das Hafenviertel erreicht hatte, stellte sie zu ihrer Freude fest, dass das Café »The Coffee Shack« - wo die Segler und Fischer immer frühstückten, die ihren Tag begannen, wenn andere Leute noch tief schlummerten - schon seine Türen geöffnet und die sonnengebleichte gestreifte Markise ausgefahren hatte. Nachdem sie sich ihren Kaffee geholt hatte, schlenderte Maddie am Hafenbecken entlang und blickte zu den sanft im glitzernden Wasser auf und ab schaukelnden Booten hinüber. Reeds Yacht lag nicht mehr an ihrer Anlegestelle.
Er war wahrscheinlich nach Portsmouth gefahren. Maddie erinnerte sich, wie er ihr erzählt hatte, er würde seine Zeit lieber in dem entspannten Seestädtchen Portsmouth in New Hampshire verbringen, wo viele unkonventionelle Künstler lebten, als im konservativen Hawthorne.
    Sie stellte sich vor, wie er, den Schatten eines Dreitagebarts auf dem jungenhaften Gesicht, die sandfarbenen Haare vom Wind zerzaust, über die Wellen des Ozeans glitt. Obwohl er alles verkörperte, was sie an den Sprösslingen reicher Eltern nicht mochte - sie vermutete stark, dass er verwöhnt war und wahrscheinlich am liebsten immer ein Teenager geblieben wäre, der keine Verantwortung übernehmen musste -, und außerdem ihr ehemaliger Lehrer war, konnte sie sich seinem Charme nicht entziehen.
    Im Kopf war sie immer wieder den Inhalt der Briefe durchgegangen und hatte versucht, sich einzureden, dass das, was darin stand, doch eigentlich ganz harmlos war, selbst wenn Reed sie tatsächlich geschrieben haben sollte. Wenn, dann war es bestimmt nichts weiter als ein harmloser Flirt gewesen.
    Aber wer hatte die Briefe aus ihrer Schublade genommen? Vielleicht Tess, die in ihrer Verwirrung irgendetwas in ihrem Zimmer gesucht, sie gefunden und weggeschmissen hatte, ohne sich darüber bewusst zu sein, wie wichtig sie waren? Ihre Großmutter hatte in letzter Zeit die seltsamsten Dinge angestellt: Sie war, nur mit einem Nachthemd bekleidet, durch den Vorgarten gewandelt, hatte mitten in der Nacht laut Selbstgespräche geführt und ohne ersichtlichen Grund immer wieder die Kellertür auf- und zugemacht. Da war es gar nicht so abwegig, anzunehmen, dass sie einfach einen Stapel Briefe in den Müll warf.
    Mit dem Kaffeebecher in der Hand, erklomm Maddie den Pfad, der sich zu Fort Glover und dem Aussichtspunkt hinaufschlängelte.
Die mit Moos bewachsenen Mauern schienen fest mit dem Erdreich verwurzelt zu sein und waren trotz ihres stolzen Alters in erstaunlich gutem Zustand. Normalerweise

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