Sisters of Misery
einander am Frühstückstisch gegenübersaÃen. Tess bereitete summend Eier, Toast und Kaffee für sie zu.
Cordelia sah kurz auf, warf ihr einen vernichtenden Blick zu und verschwand wieder hinter der New York Times. Offensichtlich interessierte sie sich viel mehr dafür, was im Rest der Welt vor sich ging als für irgendetwas, das in Hawthorne passierte.
»Natürlich freut sie sich«, sagte Rebecca fröhlich, als sie in den Raum geflitzt kam. Sie gab jedem einen Kuss auf die Wange, bevor sie sich einen Toast und einen Teil von Cordelias Zeitung nahm. »Sie weià es nur noch nicht. Das ist erst der Anfang, Mädels, erst der Anfang.« Sie blätterte einen Stapel Post durch, der auf dem Tisch lag. Cordelia und Maddie sahen sich mit hochgezogenen Brauen an und unterdrückten ein Grinsen. Immerhin waren sie sich einig, was Rebeccas Ãberspanntheit anging.
»Oh mein Gott! Da ist er! Er ist gekommen!!«, rief Rebecca. Sie hielt stolz einen gelben Zettel in die Höhe, als wäre er eine Siegerurkunde, und wedelte ihn so überschwänglich hin und her, dass die Perlenarmbänder an ihrem schlanken Handgelenk laut rasselten. »Jetzt ist es ganz offiziell!«
Der Mietvertrag für den Blumenladen war eingetroffen. Entgegen Abigails hartnäckig wiederholter Behauptung, der Aufenthalt ihrer Schwester hier sei nur ein Zwischenstopp, weil sie es nie lange an einem Ort aushielt, demonstrierte diese neue Entwicklung das genaue Gegenteil. Jauchzend vor Freude, fiel Rebecca ihrer Mutter und den beiden Mädchen um den Hals. »Aufgepasst, Hawthorne! Die LeClaire-Mädchen haben beschlossen hierzubleiben!«, rief sie und lachte glücklich.
Sie verstummte erschrocken, als aus dem Zimmer nebenan ein lautes Krachen ertönte. Maddie sprang auf und rannte ins Wohnzimmer, wo ihre Mutter am Boden kniete und mit finsterer Miene die Scherben einer Kristallschale auflas, die vom Kaminsims gefallen war. Maddie war sich nicht sicher, ob Abigail sie absichtlich heruntergeworfen oder aus Schock fallen gelassen hatte, weil sie sich in das Unvermeidbare fügen musste: Rebecca und Cordelia würden bleiben.
Ein paar Tage später drückte Maddie die schwere Bleiglastür des Blumenladens auf, der treffenderweise »Rebeccas Kästchen« hieÃ, und wurde von ihrer Tante begeistert empfangen. Im Hintergrund plärrte aus einem alten Kassettenrekorder »Rhiannon« von Fleetwood Mac. Mit vereinten Kräften hatten sie bereits Unglaubliches geleistet. Die Böden und Möbel glänzten. Jeder Zentimeter war geschrubbt worden. Und die Wände erstrahlten in frischem WeiÃ, dem ein Spritzer Lavendelblau beigemischt worden war, was dem Raum eine luftig-leichte Atmosphäre verlieh.
»Du bist ein solcher Schatz, dass du uns geholfen hast!«, rief Rebecca und drückte ihre Nichte liebevoll an sich. Maddie wurde von einem exotischen, moschusartigen Duftgemisch aus schwerem Parfum und süÃem Blütenduft umhüllt. Er ähnelte dem Geruch, den Blumen verströmen, kurz bevor sie verwelken, und war eine willkommene Abwechslung zu dem schwachen Hauch Chanel No.5, der an ihrer Mutter haftete, seit sie denken konnte.
Maddie zog verlegen die Schultern hoch. »Das hab ich doch gern gemacht, Tante Rebecca.«
»Nenn mich doch bitte nicht Tante. Wie klingt denn das! Sag einfach Rebecca«, lachte sie und strich sich die langen roten Haare aus dem strahlenden Gesicht. Plötzlich verstand Maddie, warum die Leute Rebecca und Cordelia oft für Schwestern hielten. Rebeccas lebhafte Ausstrahlung lieà sie viel jünger als Abigail aussehen, obwohl sie die ältere Schwester war. Ihre Schönheit war beinahe unwirklich. Sie hatte das Aussehen eines Filmstars. Maddie war im echten Leben noch nie jemandem begegnet, der so überirdisch schön war - und das ganz ohne Make-up.
Maddie bewunderte sie und verspürte in ihrer Gegenwart fast so etwas wie Stolz, auch wenn Rebecca sie gleichzeitig ein wenig verunsicherte. »Ich wundere mich ehrlich gesagt,
dass meine Schwester dir überhaupt erlaubt hat, uns zu helfen.«
»Es war sogar ihre Idee.« Maddie wurde rot bei dem Gedanken daran, wie schwierig ihr Zusammenleben war.
»Hmmm â¦Â« Rebecca dachte einen Moment nach. Irgendetwas schien ihr keine Ruhe zu lassen. »Das überrascht mich.«
Rebecca setzte sich auf den alten Dielenboden und strich sich die Haare hinter die Ohren,
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