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Sitzen vier Polen im Auto: Teutonische Abenteuer (German Edition)

Sitzen vier Polen im Auto: Teutonische Abenteuer (German Edition)

Titel: Sitzen vier Polen im Auto: Teutonische Abenteuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Tobor
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Haben wir wirklich viel für euch getan.« Ihr Grinsen hatte die Form eines Bumerangs angenommen.
    Oma sah Dorota geradewegs in die Augen. »Also, was ist, wollt ihr eine Lux-Wohnung?«
    »Fragst du noch! Schönste Tag in deutsche Leben!«, rief Dorota und faltete vor Ergriffenheit die Hände, bevor sie Mama um den Hals fiel und in Freudentränen ausbrach.
    »Und was wird aus der Wohnung, in die ihr ziehen wolltet?«, fragte Oma mit fordernd gehobenen Brauen.
    »Ja, brauchen wir nicht«, sagte Dorota geringschätzig abwinkend. »Wollt ihr haben?«
    »Dorota«, rief Mama mit gespielter Überraschung. »Das würdest du wirklich für uns tun?«
    »Logo. Könnt ihr gleich einziehen.«
    Und so geschah es, dass Papa schon am nächsten Tag zu Frau Bützchen fahren konnte, um den ersehnten Mietvertrag zu unterschreiben. Im Juni würden wir umziehen.
    Der Sommer kam schneller als erwartet. Dominik und ich lagen rücklings auf der Decke und starrten durchs Blätterdach. Warme Sonnenstrahlen sickerten durch die Baumkronen, und die Äste wogten sanft in der Brise, die den angebrannt-süßen Duft aus der Kokoskeksfabrik bis ins Innere unserer Bude trug. Wir teilten uns die Ohrstöpsel meines Walkmans und hörten andächtig »Bangles – Eternal Flame«, Lied 1 auf der Kassette, die Onkel Marek mir geschenkt hatte, als wir in Deutschland angekommen waren.
    »Wir ziehen um«, platzte ich heraus, nachdem ich die Stopp-Taste gedrückt hatte.
    Dominik setzte sich auf und machte ein verwirrtes Gesicht. »Hä? Hier in der Bude ist es doch voll okay!«
    »Nein, wir ziehen um«, sagte ich verlegen. »Meine Familie.«
    »Cool. Dann müssen wir uns eine neue Bude bauen.«
    »Nein. Wir ziehen aus der Stadt raus«, sagte ich mit genervtem Nachdruck. »Ich werde in eine andere Schule gehen, verstehst du?«
    »Wieso denn das?«
    »Weil ich nicht jeden Tag 10 Kilometer hierherfahren kann.«
    »Ist ja egal«, sagte Dominik, als hätte er immer noch nichts begriffen. »Ich komme ja trotzdem nachmittags vorbei.«
    »Kann deine Mutter dich fahren?«
    »Hä? Ich geh zu Fuß.«
    »10 Kilometer sind aber viel. Da muss man auf die Autobahn.«
    »Alles paletti. Dann komm ich irgendwann im Herbst oder so.«
    »Das wäre schön«, sagte ich traurig. Dominik spulte zum Anfang des Liedes zurück und drückte auf Play.
    In der darauffolgenden Woche hockte ich alleine auf dem Baumstumpf neben der Bude und wartete vergeblich auf Dominik. Dabei waren die Nachmittage warm und luftig, und Papa steckte mir jeden Tag etwas Kleingeld zu, von dem man genau zwei Wassereis kaufen konnte. In der Schule konnte ich Dominik nicht ansprechen, schließlich durften wir nicht den leisesten Liebespaarverdacht aufkommen lassen. Aber am letzten Schultag brach ich unser Abkommen. In wenigen Tagen würde ich umziehen, und Dominik hatte sich immer noch nicht wieder in der Bude blicken lassen. Noch im Treppenhaus, inmitten all der Kinder, die mit ihren Zeugnissen aus dem Gebäude stürmten, packte ich ihn am Ärmel.
    »Was willst du«, fauchte er.
    »In ein paar Tagen bin ich weg«, sagte ich befangen. »Willst du nicht vorher noch mal zu uns kommen?«
    »Nö«, sagte er. Ich zuckte überrascht zusammen und überlegte, womit ich ihn umstimmen konnte.
    »Meine Oma kann uns kisiel machen«, schlug ich vor.
    »Da kann ich ja gleich meine eigenen Popel fressen«, sagte Dominik pampig.
    »Wir könnten auch meinen Papa fragen, ob wir in seinem Fiat spielen dürfen«, versuchte ich es noch mal.
    »Euer Auto ist Schrott. Voll der Briefkasten.«
    Ich fragte mich, warum Dominik auf einmal wieder so gemein zu mir war. Er liebte doch sowohl kisiel als auch unser Auto. Unser Gespräch konnte nur ein von ihm spontan erdachtes Spiel sein.
    »Deine Mutter hat eine Frisur wie ’ne Zwiebel!«, konterte ich also.
    »Wenigstens trägt sie keinen toten Hund um den Hals wie deine Oma.«
    »Du kannst nicht mal richtig lesen und schreiben«, knurrte ich mit spielerisch geballten Fäusten.
    »Und deine Eltern können kein Deutsch!«
    »Wenigstens sind sie nicht geschieden!«, schrie ich.
    Als ich sah, wie Dominik sich auf die Lippe biss, erschrak ich über mich selbst. Seine graublauen Augen sahen mich mit einer Mischung aus Hass und Traurigkeit an, und wenn ich nicht wüsste, dass Jungs wie Dominik nie weinten, hätte ich den Tropfen, der auf seiner Wange zitterte, für eine Träne gehalten.
    »Tut mir leid«, entschuldigte ich mich. »Ich wollte nur tschüs sagen, bevor wir umziehen. Und dir das

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