Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe
der Schachtel.
»Mercy, gib dem Hund keine Pralinen zu fressen. Du bringst ihn um damit. Ich habe das in der Oprah-Show gesehen. Oder war es Zwiebelsoße und nicht Schokolade?«
»Ethan, möchtest du, dass ich dir ein paar von denToffees aufhebe?«, fragteTante Mercy. »Ethan?«
Aber ich hörte gar nicht mehr hin. Ich überlegte schon, wie wir das Grab öffnen könnten.
Totengräber
7.12.
Es war Lenas Idee gewesen. Heute war der Geburtstag vonTante Del, und Lena hatte in allerletzter Minute beschlossen, eine Familienfeier in Ravenwood abzuhalten. Lena hatte sogar Amma eingeladen, wohl wissend, dass schon einWunder geschehen müsste, damit Amma ihren Fuß über die Schwelle des Herrenhauses von Ravenwood setzte.Was immer Amma auch gegen Macon haben mochte, er war für sie fast ebenso sehr ein rotesTuch wie das Medaillon. Und je weiter weg beide von ihr waren, desto lieber war es ihr.
Am Nachmittag war Boo Radley mit einem zusammengerollten Zettel im Maul aufgetaucht, der mit kunstvollen Buchstaben bedeckt war. Amma wollte ihn um nichts in derWelt anfassen, obwohl es eine Einladung war, und hätte mich beinahe nicht gehen lassen. Zum Glück hatte sie nicht bemerkt, wie ich mit Mutters alter Gartenschaufel in den Leichenwagen einstieg. Dann hätten sicher die Alarmglocken bei ihr geschrillt.
Ich war froh, dass ich von zu Hause wegkam, und wenn es nur war, um ein Grab auszurauben. Nach Thanksgiving hatte sich meinVater in sein Arbeitszimmer eingeschlossen, und seit Macon und Amma uns in der Lunae Libri erwischt hatten, erntete ich von Amma nur zornige Blicke.
Lena und ich durften auch nicht mehr in die Caster-Bibliothek gehen, zumindest nicht in den nächsten achtundsechzigTagen. Amma und Macon wollten offenbar nicht, dass wir noch mehr von den Dingen aufdeckten, die wir in ihren Augen nie hätten wissen dürfen.
»Nach dem elften Februar könnt ihr tun, was ihr wollt«, hatte Amma geknurrt. »Und bis dahin tut, was alle anderen in eurem Alter auch tun: Hört Musik, seht fern. Aber steckt eure Nasen nicht in diese Bücher.«
Meine Mutter hätte gelacht bei derVorstellung, dass jemand mir verbieten könnte, ein Buch zu lesen. Kein Zweifel, es hatte sich vieles zum Schlechteren gewendet.
Hier ist es noch schlimmer, Ethan. Boo schläft jetzt sogar am Fußende meines Bettes.
Das hört sich doch gar nicht so schlecht an.
Und er wartet vor dem Badezimmer auf mich.
Macon wie er leibt und lebt.
Das ist, als hätte ich Hausarrest.
Sie hatte Hausarrest und wir beide wussten das.
Wir mussten das Buch der Monde finden, und alles sprach dafür, dass es bei Genevieve war.Vermutlich war sie in Greenbrier beerdigt worden. Auf der Wiese vor dem Garten standen ein paar verwitterte Grabsteine.Von dem Stein aus, auf dem wir zu sitzen pflegten und der, wie sich herausstellte, einst eine Kaminplatte gewesen war, konnte man sie sehen. In meinen Gedanken war er unser Platz, obwohl ich das niemals laut sagte. Irgendwo hier draußen musste Genevieves Grab sein, es sei denn, sie hatte Gatlin nach dem Krieg verlassen. Aber eigentlich hatte nie jemand Gatlin verlassen.
Ich hatte immer gedacht, ich würde der Erste sein.
Jetzt da wir unseren Plan in dieTat umsetzen wollten, fragte ich mich, wie ich ein verschwundenes Caster-Buch finden sollte, das vielleicht, aber vielleicht auch nicht, Lenas Leben retten konnte, das vielleicht, aber vielleicht auch nicht zusammen mit einer Frau aus ihrer Ahnenreihe begraben war, deren Grab sich vielleicht, aber vielleicht auch nicht gleich neben Macon Ravenwoods Haus befand. Und wie ich das bewerkstelligen sollte, ohne dass mich ihr Onkel sah, mich aufhielt oder mich gar vorher umbrachte.
Ich konnte nur hoffen, dass Lena sich etwas einfallen ließ.
»Was ist das für ein Geschichtsprojekt, für das man mitten in der Nacht auf einen Friedhof gehen muss?«, fragteTante Del und stolperte über eine Brombeerranke. »Ach herrje!«
»Sei vorsichtig, Mama.« R eece hakte ihre Mutter unter und half ihr, durch das Gestrüpp zu steigen.Tante Del fiel es amTag schon schwer genug umherzugehen, ohne ständig in irgendetwas reinzurennen, aber in der Nacht war es fast ein Ding der Unmöglichkeit.
»Wir müssen die Grabinschrift von einem unsererVorfahren abpausen. Wir beschäftigen uns gerade mit Genealogie.« Das war nicht einmal gelogen.
»Und warum ausgerechnet Genevieve?«, fragte R eece mit argwöhnischem Blick.
Sie sah Lena fragend an, aber Lena schaute sofort weg. Lena hatte mich gewarnt, ich
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