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Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe

Titel: Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Garcia
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mich immerzu beobachtete. Vielleicht würde mich gleich der Blitz treffen oder etwas Ähnliches, überrascht hätte es mich jedenfalls nicht. Ich stieß die Schaufel in die Erde und begann, ein Loch auszuheben.
    »Gütiger Himmel, Ethan, was machst du da?« Das Geräusch der Schaufel hatteTante Del anscheinend wieder in die Gegenwart zurückgeholt.
    »Ich suche das Buch.«
    »Dort unten?«Tante Del wurde blass. »Was für ein Buch soll das sein?«
    »Ein Caster-Buch, und zwar ein sehr altes. Wir wissen nicht genau, ob es tatsächlich da liegt. Es ist nur so eine Ahnung«, sagte Lena und blickte zu Genevieve hinüber, die keinen Meter entfernt auf ihrem Grabstein saß.
    Ich bemühte mich, nicht hinzusehen. Es verstörte mich, wie sie sich auflöste und wieder Gestalt annahm und wie sie uns mit ihren unheimlichen goldenen Katzenaugen anstarrte, die leer und leblos waren, als wären sie aus Glas.
    Der Boden war nicht besonders hart, und das, obwohl es schon Dezember war. In kurzer Zeit hatte ich ein Loch ausgehoben, das einen Fuß tief war.Tante Del lief unruhig hin und her. Immer wenn sie sich gerade unbeobachtet fühlte, warf sie einen Blick zu Genevieve hinüber.Wenigstens war ich nicht der Einzige, dem die Gestalt unheimlich war.
    »Wir sollten wieder nach Hause gehen. Das hier ist widerlich«, sagte R eece und versuchte, mir in die Augen zu sehen.
    »Spiel dich nicht so auf«, sagte Lena und kniete sich neben das Loch.
    Kann Reece Genevieve sehen?
    Ich glaube nicht. Aber sieh ihr bloß nicht in die Augen.
    Und wenn Reece die Gedanken von Tante Del liest?
    Das kann sie nicht. Das kann niemand. Tante Del sieht zu viel auf einmal. Nur ein Palimpsest kann so viele Eindrücke gleichzeitig aufnehmen und daraus schlau werden.
    »Mama, erlaubst du es ihnen wirklich, dass sie das Grab aufschaufeln?«
    »Um der Sterne willen, das ist ja lächerlich. Hören wir mit diesen Dummheiten auf und kehren zur Feier zurück.«
    »Das geht nicht. Wir müssen wissen, ob sich das Buch da unten befindet.Tante Del, du könntest es uns zeigen.«
    Was sagst du da?
    Sie kann uns zeigen, was im Grab ist. Sie kann uns sehen lassen, was sie sieht.
    »Ich weiß nicht recht. Macon würde das nicht wollen.«Tante Del biss sich nervös auf die Lippe.
    »Glaubst du, es wäre ihm lieber, wenn wir ein Grab ausheben?«, konterte Lena.
    »Schon gut, schon gut. Komm aus dem Loch heraus, Ethan.«
    Ich stieg heraus und wischte mir die Hände an der Hose ab. Ich sah hinüber zu Genevieve. Ihr Blick war eigenartig, so als wartete sie gespannt darauf, was als Nächstes passierte. Vielleicht plante sie aber auch nur, uns demnächst alle in Luft aufzulösen.
    »Setzt euch hin. Euch könnte schwindelig werden.Wenn euch schlecht wird, dann nehmt den Kopf zwischen die Knie«, belehrte unsTante Del wie eine Flugbegleiterin ins Übernatürliche. »Beim ersten Mal ist es immer am schlimmsten.«Tante Del breitete die Arme aus und forderte uns auf, uns an den Händen zu fassen.
    »Ich kann nicht glauben, dass du da mitmachst, Mama«, protestierte R eece.
    Tante Del zog die Nadel aus ihrem Dutt und ließ ihr Haar über die Schultern fallen. »Spiel dich nicht so auf, R eece.«
    R eece verdrehte die Augen und fasste mich an der Hand. Ich sah zu Genevieve hinüber. Sie blickte mich an, blickte in mich hinein und legte einen Finger an die Lippen, als wollte sie sagen: »Psst.«
    Um uns herum wich die Luft. Wir wirbelten im Kreis wie in einem dieser Karusselle, bei denen man an den Außenwänden festgebunden wird und das ganze Ding sich dann so schnell dreht, dass man fast kotzen muss.
    Dann sah ich Bilder aufblitzen …
    Eines nach dem anderen tauchten sie auf; es war, als spähte man durch Türen, die aufgingen und sich wieder schlossen. Eine nach der anderen, fast im Sekundentakt.
    Zwei Mädchen in weißen Petticoats rennen durchs Gras, sie halten sich an den Händen, sie lachen. In ihre Haare haben sie gelbe Bänder geflochten.
    Eine andere Tür geht auf.
    Eine junge Frau mit karamellfarbener Haut hängt Wäsche auf eine Leine, sie summt leise vor sich hin, eine leichte Brise bauscht die Laken. Die Frau dreht sich zum Haus, ein prächtiges Gebäude im Kolonialstil, und ruft: »Genevieve! Evangeline!«
    Wieder eine andere Tür.
    Ein junges Mädchen kommt in der Abenddämmerung über die Lichtung. Sie dreht sich um, schaut, ob jemand ihr folgt, ihr rotes Haar weht im Wind. Es ist Genevieve. Sie stürzt sich in die Arme eines großen, schlaksigen Jungen – eines Jungen,

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