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Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe

Titel: Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Garcia
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spüren.
    Ich nehme an, ich soll hineingehen. Wir sollen hineingehen.
    Ich trat einen Schritt zurück und sofort schloss sich die Tür wieder. Lena hob die Hand, sie wollte ihre Kräfte einsetzen, um die Tür für mich zu öffnen. Ich strich ihr sanft über den R ücken. »Schon gut, L. Ich denke, das sollte ich selbst tun.«
    Wieder berührte ich den Türgriff. Das Schloss sprang auf und die Tür öffnete sich.
    Zum ersten Mal seit langer, langer Zeit betrat ich wieder das Arbeitszimmer. Es war immer noch ein düsterer, beängstigender Ort. Das Gemälde hing immer noch mit einem großenTuch bedeckt über dem zerschlissenen Sofa.Vor dem Fenster stand der verzierte Mahagonischreibtisch meinesVaters, der mit dem Manuskript seines neuesten R o mans übersät war; auf dem Computer, auf dem Stuhl, auf dem Perserteppich lagen sorgfältig aufgestapelte Häufchen Papiere.
    » R ühr nichts an. Sonst merkt er es.«
    Lena bückte sich und betrachtete den Papierstapel, der ihr am nächsten war. Dann hob sie ein Blatt Papier auf und schaltete die Messinglampe auf dem Schreibtisch ein. »Ethan …«
    »Mach das Licht aus. Ich will nicht, dass er runterkommt und ausrastet, wenn er uns sieht. Er würde mich umbringen, wenn er wüsste, dass ich in diesem Zimmer war. Ihn interessiert doch nur noch sein Buch.«
    Wortlos reichte sie mir das Blatt Papier. Ich nahm es. Es war von oben bis unten vollgekritzelt. Er hatte keine Wörter geschrieben, er hatte es einfach vollgekritzelt. Ich schnappte mir eine Handvoll Blätter von dem Stapel, der mir am nächsten war. Sie waren voller Schnörkel und Muster und Strichmännchen. Ich hob ein Blatt Papier vom Boden auf: nichts als winzige Kreise. Ich durchwühlte die Haufen von Papier, die seinen Schreibtisch und den Fußboden bedeckten. Nur Kritzeleien und Muster, eine Seite wie die andere. Nirgendwo stand auch nur ein einzigesWort.
    Da begriff ich es endlich. Es gab überhaupt kein Buch.
    MeinVater war kein Schriftsteller. Er war nicht einmal einVampir.
    Er war schlicht wahnsinnig geworden.
    Ich beugte mich vor, stützte mich mit den Händen auf den Knien ab. Mir wurde übel. Ich hätte es eigentlich ahnen müssen.
    Lena fuhr mir mit der Hand über den R ücken. Ihm fehlt nichts. Er macht nur eine schwere Zeit durch. Er kommt wieder zurück zu dir.
    Das tut er nicht. Er lebt nur noch in seiner Welt. Meine Mutter ist tot und nun verliere ich auch noch ihn.
    Was hatte meinVater nur die ganze Zeit über gemacht, außer dass er mir ständig aus demWeg gegangen war?Weshalb hatte er den ganzenTag über geschlafen und die Nächte durchgearbeitet, wenn er nicht an seinem großen R o man schrieb?Wenn er nur Zeile um Zeile mit Kreisen vollkritzelte?Wollte er vor seinem einzigen Kind fliehen?Wusste Amma etwas davon?Wussten alle außer mir, wie der Hase lief?
    Du kannst nichts dafür. Mach dir deswegen keine Vorwürfe.
    Diesmal konnte ich mich nicht beherrschen. DieWut kochte in mir hoch, und ich warf seinen Laptop vom Tisch, dass die Papiere in alle Ecken flogen. Ich stieß die Messinglampe um, und ohne darüber nachzudenken, was ich tat, zerrte ich dasTuch von dem Bild herunter. Das Gemälde fiel polternd zu Boden und riss dabei ein kleines Bücherregal um. Ein Stapel Bücher fiel heraus, sie blieben offen auf demTeppich liegen.
    »Schau dir das an.« Lena stellte das Gemälde gerade hin.
    Das Porträt zeigte mich.
    Mich, als Mitglied der Südstaatenarmee im Jahre 1865. Kein Zweifel, der Soldat war ich.
    Keiner von uns beiden musste das Schildchen auf dem Rahmen lesen, um zu wissen, wen das Bildnis tatsächlich zeigte. Er hatte sogar die gleichen langen braunen Haare wie ich, die ihm ins Gesicht hingen.
    »Höchste Zeit, dass wir dich kennenlernen, Ethan CarterWate«, sagte ich, gerade in dem Moment, in dem ich meinenVater dieTreppe herunterschlurfen hörte.
    »EthanWate!«
    Lena blickte erschrocken zur Tür.
    »Tür!« Sie fiel ins Schloss und verriegelte sich von selbst. Ich zog die Augenbrauen hoch. Daran würde ich mich nie gewöhnen.
    Es klopfte an der Tür. »Ethan, ist alles in Ordnung mit dir?Was ist los da drinnen?«
    Ich achtete nicht auf meinenVater.Was hätte ich auch sonst tun sollen? Ihm jetzt ins Gesicht zu schauen, brachte ich nicht fertig. Dann wurde ich auf die Bücher aufmerksam.
    »Sieh mal.« Ich kniete mich auf den Boden vor das Buch, das mir am nächsten lag. Die Seite drei war aufgeschlagen. Ich blätterte weiter zur Seite vier, aber sofort blätterte das Buch zurück zu Seite

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