Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe
Ich stehe auf niemandes Seite. Ich stehe zwischen Schwarzer Magie undWeißer Magie, zwischen den Dunklen und den Lichten. Etwas muss dazwischen stehen, etwas, das diesem Hin und Her widersteht, und das bin ich.«
Lena wich zurück. Wir konnten es beide nicht fassen.Woher wusste Marian so viel über Lenas Familie?
»Was bist du?« In Lenas Familie war das eine sehr bedeutungsvolle Frage.
»Ich bin die Leiterin der Stadtbibliothek von Gatlin und das werde ich auch bleiben. Ich bin keine Caster. Ich zeichne nur alles auf. Ich führe die Bücher.« Marian ordnete ihr Haar. »Ich bin die Hüterin in einer langen R eihe von Sterblichen, denen es von seither anvertraut ist, die Geschichte und die Geheimnisse einerWelt zu bewahren, an der wir nie ganz teilhaben können. So jemanden muss es immer geben und das bin jetzt ich.«
»Tante Marian, was sagst du da?« Ich verstand dieWelt nicht mehr.
»Lass es mich so sagen, es gibt solche Bibliotheken und es gibt solche Bibliotheken. Ich bin für alle rechtschaffenen Bürger von Gatlin da, seien sie nun Caster oder gewöhnliche Sterbliche. Und das lässt sich auch sehr gut vereinbaren, denn in der Zweigstelle arbeite ich hauptsächlich nachts.«
»Willst du damit sagen …«
»Die Caster-Bibliothek von Gatlin, ja. Selbstverständlich bin ich auch die Bibliothekarin der Caster-Bibliothek. Ihre Leiterin , um genau zu sein.«
Ich starrte Marian an, als sähe ich sie eben zum ersten Mal. Und sie erwiderte meinen Blick mit ihren braunen Augen und dem gleichen wissenden Lächeln wie immer. Sie sah aus wie immer und doch war sie eine völlig andere geworden. Ich hatte mich oft gefragt, weshalb Marian all die Jahre hier in Gatlin verbracht hatte. Ich hatte angenommen, dass es wegen Mom gewesen sei. Nun begriff ich, dass es andere Gründe dafür gab.
Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, aber Lena dachte schon weiter. »Dann musst du uns helfen. Wir müssen herausfinden, was mit Ethan und Genevieve geschehen ist und was es mit Ethan und mir zu tun hat, und zwar noch vor meinem Geburtstag.« Lena sah Marian erwartungsvoll an. »Die Caster-Bibliothek hat darüber bestimmt Aufzeichnungen. Vielleicht ist auch das Buch der Monde da. Glaubst du, wir finden dort die Antwort?«
Marian senkte den Blick. »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Ich fürchte aber, ich kann euch nicht helfen. Es tut mir so leid.«
»Was sagst du?« Ich hatte noch nie erlebt, dass Marian jemandem ihre Hilfe versagt hätte, am wenigsten mir.
»Ich darf mich nicht einmischen, selbst wenn ich es wollte. Das steht sozusagen in meiner Stellenbeschreibung.Weder schreibe ich die Bücher noch stelle ich die R egeln auf, ich hüte und befolge nur. Ich darf mich nicht einmischen.«
»Ist es dir wichtiger, deine Pflichten als Bibliothekarin zu erfüllen, als uns zu helfen?« Ich baute mich vor ihr auf, sodass sie mir in die Augen sehen musste. »Sind sie dir wichtiger als ich?«
»Wenn es nur so einfach wäre, Ethan. Aber es herrscht ein Gleichgewicht zwischen derWelt der Sterblichen und derWelt der Caster, zwischen Licht und Dunkel. Der Hüter ist einTeil dieses Gleichgewichts, einTeil der Ordnung der Dinge.Wenn ich mich den Gesetzen widersetze, an die ich gebunden bin, dann ist dieses Gleichgewicht in Gefahr.« Sie sah mich an, ihre Stimme zitterte. »Ich darf mich nicht einmischen, und wenn es mich umbringt. Nicht einmal dann, wenn es Menschen Schmerzen zufügt, die ich liebe.«
Ich verstand nicht, wovon sie sprach, aber ich wusste, dass Marian mich ebenso liebte, wie sie Mom geliebt hatte.Wenn sie uns nicht helfen konnte, dann hatte sie sicher einen Grund dafür. »Gut. Du kannst uns also nicht helfen. Bring uns einfach zu dieser Bibliothek, dann werde ich es selbst herausfinden.«
»Du bist kein Caster, Ethan. Diese Entscheidung liegt nicht bei dir.«
Lena ergriff meine Hand. »Es ist meine Entscheidung. Und ich möchte in die Bibliothek gehen.«
Marian nickte. »Einverstanden. Ich bringe euch dorthin, wenn sie das nächste Mal geöffnet ist. Die Caster-Bibliothek hat nicht die gleichen Öffnungszeiten wie die Stadtbibliothek von Gatlin. Sie sind etwas unregelmäßiger .«
Natürlich waren sie das.
Halloween
31.10.
Die Stadtbibliothek von Gatlin war nur an gesetzlichen Feiertagen, wie zum Beispiel Thanksgiving,Weihnachten, Neujahr und Ostern geschlossen. Die Folge war, dass dies die einzigenTage waren, an denen die Caster-Bibliothek von Gatlin geöffnet hatte, und natürlich war auch das etwas,
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