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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Umzugs. Wir steigen in ein Taxi und fahren zu ihrem nun elternlosen Elternhaus. Ich weiß, dass ich Maria nur das Gegenteil einer bestimmten Sache vorschlagen muss, um sie dazu zu bringen, genau diese Sache zu tun. — Du musst nach Nottingham, Maria. Es dauert auch nur ein paar Monate, bis deine Ma wieder rauskommt.
    — Ich geh da nich wieder hin! Ich muss meine Ma besuchen. Ich geh nirgendwohin, bis ich mir nich diesen verdammten Dickson geschnappt hab!
    — Gut, gut, ich würde vorschlagen, wir holen ein paar Sachen für dich aus eurer Wohnung und fahren dann zu meiner Mutter rüber.
    — Ich bleibe in meiner eigenen Wohnung! Kann auf mich selbst aufpassen!
    — Nein, nein, nein. Du wirst nur irgendwas Blödes anstellen. Ich meine, mit Dickson …
    — Ich bring den Kerl um. Er hat an allem Schuld. Er allein!
    Der Taxifahrer schaut uns durch den Rückspiegel an. Ich starre zurück, sodass der Arsch seine neugierigen Knopfaugen wieder auf die bekloppte Straße richtet, wo sie verdammt noch mal hingehören.
    Er setzt uns am Cables Wynd House ab, und ich bezahle reichlich mürrisch den Fahrpreis. Maria stiefelt sofort los. Für ein paar Sekunden sitzt mir der Schreck in den Gliedern, weil ich fürchte, dass sie durchbrennt oder mich aussperrt. Sie wartet aber im Treppenhaus auf mich, herausfordernder Schmollmund inklusive. Als wir oben an ihrer Wohnung ankommen, macht sie die Tür auf. — Überlass Dickson mir, dränge ich sie, und wir treten in die kalte Wohnung.
    Sie sackt auf der Couch zusammen, hält den Kopf in der Hand. Ihre Unterlippe hängt herunter, ihr ganzer Körper zittert, und sie bricht erneut in Tränen aus. Ich stelle den Elektrokamin an und setze mich vorsichtig neben sie. — Es ist nur natürlich, dass du Rache willst. Das verstehe ich voll und ganz, sage ich mit sanfter Stimme. — Coke war mein Kumpel, und deine Ma Janey ist eine gute Freundin von mir. Deshalb werde ich mich darum kümmern, dass Dickson für den Scheiß bezahlt. Du hältst dich da raus!
    Blind vor Schnodder, Rotz und Tränen wendet sie das Gesicht zu mir und sieht dabei so furchterregend wie das Mädchen in Der Exorzist aus. — Ich kann mich nich raushalten!, krächzt sie. — Mein Dad ist tot! Meine Ma is im Gefängnis, verdammt! Und der Typ is da unten, sie zeigt aus dem großen Fenster nach draußen. — Rennt als freier Mann durch die Straßen und zapft Pints, als wär nichts geschehen.
    Plötzlich springt sie auf und stürmt zur Tür hinaus. Ich renne ihr sofort hinterher. Sie scheint vollkommen von Sinnen, als sie die Treppe hinunterhastet. — Wo willst du hin, Maria?!
    — ICH WERD ES VERDAMMT NOCH MAL ALLEN ERZÄHLEN!
    Unten angekommen, prescht sie durch die Eingangshalle, dann die Straße hinunter Richtung Kneipe. Ich immer ein paar Schritte hinter ihr. — Verdammt, Maria! Ich greife ihre Schulter. Irgendwie windet sie sich aber aus meinem Griff heraus und entwischt mir. Sie reißt die Tür auf und stürmt in den Pub hinein. Ich folge ihr. Natürlich drehen sich alle Köpfe zu uns um. Hinter der Theke steht zu meiner großen Überraschung tatsächlich Dickson und geht seiner Arbeit nach. Er quatscht gerade mit einem seiner Spießgesellen und hilft ihm bei einem Kreuzworträtsel. Als er die gespenstische Stille in seiner Kneipe bemerkt, hebt er den Kopf. — MÖRDER!, schreit Maria und zeigt mit dem Finger auf ihn. — DU HAST MEINEN DAD ERMORDET, DU BASTARD! DU MÖR…
    Ihr Wutanfall ist zu heftig. Er laugt sie aus. Sie würgt und bricht mitten im Satz ab. Ich lege meine Arme um sie und ziehe sie zur Tür. Als wir den Pub verlassen, meint Dickson reichlich unverschämt, aber mit dünner Stimme: — Das Gericht sagt was anderes …
    Draußen vor der Kneipe scheint die frische Luft sie wieder lebendiger zu machen. — LASS MICH LOS! , schimpft sie, ihr Gesicht von Wut und Trauer verzerrt. Ich muss kräftig zupacken, als ihr schlanker Körper, durch Hysterie und Zorn gestärkt, sich aus meinen Armen zu befreien versucht. Einen Moment lang überlege ich, ihr eine Backpfeife zu verpassen, wie man es so oft in Filmen sieht, um sie wieder zur Vernunft zu bringen. Kurz darauf beruhigt sie sich aber und fängt an, bitterlich in meinen Armen zu weinen und zu schluchzen. Ich bringe sie die Straße runter, führe sie über den Parkplatz und anschließend die Treppe hoch in die Anderson’sche Wohnung, wo sie sich auf die Couch legt. Eigentlich hätte es gar nicht viel besser laufen können, denke ich im Stillen. Es scheint fast

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