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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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man sie verdammt noch mal verarscht hat.
    Warum sollte die Zukunft also eine Rolle spielen? Was zählt, ist das Hier und Jetzt. Ich hab meine eigene Bude und eine Freundin, die auch eine Bude hat (auch wenn wir immer gemeinsam bei ihr oder bei mir pennen). Jeden Tag sitzen wir zusammen in der Unibibliothek, diskutieren, bequatschen unsere Haus arbeiten und arbeiten Texte füreinander durch. Abends verziehen wir uns in das mit Büchern gefüllte Wohnheimzimmer des einen oder der anderen. Da bekochen wir uns, vegetarisch. Hat mich eigentlich schon immer interessiert, aber es musste erst Fiona kommen, um mich zu überzeugen. Ich esse normalerweise gerne Fleisch, aber der wirklich gute Scheiß is teuer, alles andere is verdammtes Gift. Scheiß auf den industriell verarbeiteten Dreck, den sie in Pasteten und Fast Food verwursten.
    Das Wichtigste: Mindestens zweimal am Tag steigen wir in die Kiste. Es ist richtig guter Sex. Relaxed, ohne Eile und Heim lichtuereien. Dafür aber mit dem Luxus, alle Klamotten ausziehen zu können und sie danach nich wieder hastig überstreifen zu müssen. Ich hab bisher mit achtzehn verschiedenen Frauen geschlafen. Fiona ist allerdings die Erste, die mich längere Zeit nackt gesehen hat. Obwohl alles entspannt ist, fühle ich mich immer noch, als würde jeden Moment jemand reinplatzen können. Und so muss ich mich selbst wieder und wieder zur Ruhe ermahnen: Nimm dir verdammt noch mal Zeit, Mark!
    Wenn ich danach aber in ihren Armen liege, wie jetzt zum Beispiel, fühle ich mich gefangen. Eingezwängt wie in einem Schraubstock. Ich will viel lieber aufstehen, raus an die frische Luft und eine Runde spazieren gehen. — Du bist immer so rastlos, Mark, sagt sie. — Warum kannst du nicht einfach mal entspannen?
    — Hab eben gerade Lust auf einen kleinen Spaziergang.
    — Es ist eiskalt draußen.
    — Trotzdem. Vielleicht geh ich was einkaufen, für ne kleine Chinapfanne oder so.
    — Na geh schon, sagt sie müde. Sie löst ihre Umarmung, dreht sich um und kämpft sich wieder in den Schlaf zurück.
    Ruckzuck streife ich meine Klamotten über und bin im nächsten Moment schon zur Tür raus. Wie erklärst du der Person, die du liebst, dass du mehr brauchst? Wie stellst du das an? Eigentlich soll die Liebe ja alle Antworten liefern, all deine Wünsche erfüllen. All you need is love und so. Aber das ist verdammter Blödsinn. Ich brauche nämlich noch was anderes, und Liebe ist es nicht.
    Im Flur des Studentenwohnheims fällt mir das Münztelefon ins Auge, das normalerweise von einer durchgedrehten Schnitte aus Griechenland dauerokkupiert wird. Tag und Nacht labert sie stundenlang mit irgendwelchen Leuten. Im Moment hängt sie aber nich an der Strippe, und so rufe ich Sick Boy in unserer Residenz in der Monty Street an. Er war doch neulich im Gericht, um seine Aussage zu machen …
    — Wer is dran?, fragt er zögerlich.
    — Mark hier. Ruf mich mal zurück. Das Ding fängt gleich an zu piepsen. Ich gebe ihm die Nummer durch. Als ich sie wiederhole, bricht die Verbindung ab.
    Wie auf Bestellung taucht plötzlich die griechische Schnitte auf und schleicht wie ein Geist den weißen Flur des Wohnheims hinunter. Fresse angespannt, Blick finster. — Telefonierst du gerade?
    — Aye, mich ruft gleich jemand zurück.
    Mit einem lauten Räuspern tut sie ihr Missfallen kund. Dreiste Schlampe. Dabei ist sie es doch, die sonst immer das Telefon in Beschlag nimmt! Dann setzt sie sich auf einen der drei Stühle an der Wand, kramt ein Buch raus und wartet.
    Eine Minute später klingelt das Telefon. — Da bin ich, Rents. Was is los? Kein Kleingeld mehr übrig, du Geizkragen?!
    — Nee, die Münztelefone kosten einfach ein Vermögen. Erzähl, wie lief die Sache im Gericht?
    — So schlecht wie nur irgend möglich, Mann. Ein gottverdammter Albtraum. Als ich in den Gerichtssaal gekommen bin und die Fresse des Richters gesehen hab, war mir sofort klar, dass das schlimm enden würde. Ich, der dicke Chris Moncur und so ein anderer Typ namens Alan Royce haben im Grunde alle das Gleiche ausgesagt. Am Ende stand aber das Wort von Dickson gegen das vom toten Coke. Die haben ihm seinen Bockmist echt abgekauft: Streiterei, ein paar Fausthiebe, Coke is hingefallen, hat sich den Schädel eingeschlagen und ist daran gestorben. Punkt. Aus. Fertig. Dickson wurde wegen einfacher Körperverletzung verurteilt und mit einer bescheuerten Geldstrafe von fünfhundert Steinen nach Hause geschickt. Keine Haft, kein Gefängnis, kein gar

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