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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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herauszufinden, woher all die schlechten Gene von Klein Davie kamen. Am Ende haben sie sich geschlagen gegeben und akzeptiert, dass es keine Rolle spielt. Es ist einfach so.
    Dann kommt Fiona rein. Dunkelgrüner Kapuzenpulli, enge, schwarze Stoffhose, schwarze Handschuhe, lilafarbener Lippenstift. Und ein breites, unbeschwertes Lächeln, das mich fast zum Heulen bringt.
    — Sorry, Mark, aber mein Vater hat mich angerufen … Sie stoppt abrupt. — Was ist los, Liebster? Ist was passiert?
    — Setz dich.
    Sag’s nicht …
    Sie setzt sich. Ihr Gesicht. Ich kann das nicht tun, muss aber. Irgendwie spüre ich nämlich, dass es meine letzte selbstlose Tat sein wird. Ich kann nicht aufhören. Deshalb muss ich ihr jetzt wehtun. Es ist nur zu ihrem Besten. Ein Gefühl der Angst wandert wie Efeu durch meinen Körper. — Ich denke, dass wir getrennte Wege gehen sollten, Fi. Fuck … hab ich das wirklich gerade gesagt?
    — Was? Sie lacht. Versucht zu lachen. Es ist ein bitteres Lachen. Als hätte ich gerade einen kranken Scherz gemacht. — Was soll das bedeuten? Was meinst du damit, Mark?
    Es ist ein Scherz. Los, lach. Erzähl ihr, dass es ein Witz war. Sag so was wie: Eigentlich habe ich überlegt, dass wir zusammenziehen könnten …
    — Du und ich. Ich denke, wir sollten uns trennen. Eine Pause. — Ich meine, ich will mich trennen … ich will nicht mehr mit dir zusammen sein.
    — Aber warum … Sie berührt ihre Brust, schiebt die Hand zu ihrem Herzen, und ich merke, wie mir dieser Moment das meine fast in Stücke reißt. — Es gibt eine andere Frau. In Edinburgh. Diese Hazel, nicht wahr?
    — Nein, es gibt keine andere. Ehrlich. Ich denke einfach, dass wir es lassen sollten. Ich will mich nicht binden, verstehst du? Ich denk nämlich drüber nach, die Uni hinzuschmeißen.
    Erzähl ihr, dass du Depressionen hast und gar nicht weißt, was du laberst. MACH SCHON, SAG ES IHR …
    Fionas Mund steht weit offen. Ihr Gesicht sieht verzerrt und elend aus, mehr, als ich es mir jemals hätte vorstellen können. Das ist meine Schuld. Allein meine Schuld. Nur wegen mir konnte alles in dieser Scheiße enden. — Aber, Mark, wir haben doch Pläne gemacht! Wir wollten zusammen reisen!
    — Aye, aber ich muss mich jetzt allein auf den Weg machen, sage ich und fühle dabei, wie ich einen Rhythmus finde und mich der grausamen Apathie ergebe. Ich habe sie gefunden, die Schäbigkeit, die es braucht, um so etwas durchzuziehen.
    — Aber warum? Irgendwas stimmt doch nicht mit dir. Du verhältst dich so eigenartig, warst den ganzen Winter über krank. Dein Bruder …
    Ja … ja … genau das ist es. Sag ihr, dass es daran liegt. Sag ihr IRGENDWAS …
    — Es hat nichts mit meinem Bruder zu tun, sage ich emphatisch. Wieder eine Pause. Zeit für die große Beichte. — Ich nehme Heroin.
    — O Mark … Man kann sehen, wie sie die Puzzle-Teile zusammensetzt. Die schorfigen Stellen auf der Unterseite meines Handgelenks und in der Ellenbeuge. Der ständige Schnupfen. Das Fieber. Die Antriebslosigkeit. Die schlechte Körperhygiene. Das Einigeln und der fehlende Sex. Die Geheimnisse. Sie wirkt fast erleichtert. — Seit wann?
    Es fühlt sich so an, als müsste ich »schon immer« antworten. — Letzten Sommer.
    Irgendwas leuchtet in ihren Augen auf, und sie beugt sich nach vorn. — Es ist wegen Klein Davie … wegen seiner Krankheit und seinem Tod. Du bist einfach nur depressiv. Das ist alles. Du kannst wieder aufhören, und ich weiß, dass wir das zusammen schaffen können, Liebster. Ihre Hand schnellt über den Tisch und greift die meine. Ihre ist warm, meine kalt wie ein Stück tote Forelle in einem Fischladen.
    Sie kapiert nicht, worum es mir geht. — Das Ding ist, ich will gar nicht aufhören, erkläre ich kopfschüttelnd und ziehe meine Hand weg. — Es gefällt mir sogar ziemlich, verstehst du?, beichte ich. — So kann ich jedenfalls keine Beziehung am Laufen halten. Ich will allein sein.
    Das Entsetzen steht ihr ins Gesicht geschrieben: Ihre Augen treten hervor, und ihre Haut ist mit einem Mal rosafarben. So habe ich sie noch nie gesehen. Es erinnert mich an den Moment, kurz bevor sie zum Höhepunkt kommt, nur viel, viel extremer. Dann explodiert sie. — Du lässt mich sitzen? Du lässt mich sitzen?!
    Über ihre Schulter hinweg kann ich die Reaktion des Barmanns sehen. Geringschätzung zeichnet seine Züge. Demonstrativ wendet er sich ab. Fiona zieht eine angewiderte Grimasse, die ich ihr nie zugetraut hätte. Verächtliche Arroganz

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