Skagboys 01
über schon hätte machen sollen. Er wird nicht mehr die Pubs nach schmierigen Kunden abklappern, um sie zu ihr in die Wohnung zu bringen. Stattdessen werden sie zusammen im Bett liegen, tagelang, wenn nötig, und den Junk ausschwitzen. Sie werden sich festhalten und aufeinander achtgeben, bis der Albtraum vorbei ist und sie schließlich eines Morgens erwachen, um in eine neue, bessere Zeit aufzubrechen.
Das ist der einzige Weg. Nur so kann es vorwärtsgehen …
Eine Autohupe reißt ihn aus seinen Gedanken. Neben ihm hält ein heruntergekommener Datsun. Drin sitzt der übergewichtige Jimmy Caldwell, der nun die Scheibe runterkurbelt. — War ne ganz schön geile Party neulich, äh? Toll, die kleine Mieze, die du da am Start hast. Hab meim Kumpel Clint hier schon alles von erzählt. Er nickt zu seinem Kollegen auf dem Beifahrersitz, einem Typen mit kantigen Gesichtszügen, dessen lüsternes Feixen den Blick auf einen einsamen Goldzahn freigibt, der wie eine Luxusvilla im Zentrum einer aus baufälligen Bruchbuden bestehenden Sozialsiedlung wirkt.
— Bock auf ne neue Runde Partyspaß?, fragt Sick Boy und beugt sich dabei etwas runter, um seinem Gesprächspartner ins Gesicht sehen zu können. — Jetzt gleich, mein ich?, gibt er seiner Skag-Gier nach und verwirft den Plan, den er kurz zuvor noch für sich und Maria gefasst hatte.
— Auf jeden! Spring rein, Junge. Wir haben sogar Kohle dabei. Ein Grinsen macht sich auf Caldwells Gesicht breit. — Der Reiz der Lire, oder, Si?!
— Aye, antwortet Sick Boy abwesend, als er sich auf die harte lederbezogene Rückbank setzt und dabei seine schmerzenden Knochen spürt. — Le cose si fanno per soldi …
Tanzender Engel
I ch sitze in einer Hotelbar und warte auf Fiona. Ich denke an ihr herzliches Lächeln und diese sexy Denkerstirn, wenn sie hochkonzentriert über Büchern hockt oder den Ausführungen der Professoren lauscht. Sie braucht nur ins Zimmer zu kommen, und die Sonne geht für mich auf. Dann überkommt mich jedes Mal ein Glücksgefühl – pure, ungetrübte Freude. Wenn wir zusammen sind, versinken wir in unserer Welt aus leidenschaftlichen Küssen und sanftem Gekicher. Ich liebe es, sie im Seminar zu beobachten. Klar, wir sehen uns die ganze Zeit und gehen miteinander ins Bett, aber ich genieße es trotzdem, sie einfach nur anzuschauen.
Wir sind jetzt seit fast vier Monaten zusammen. Wenn ich diese eigenartige Kiste mit Hazel mal außen vor lasse, ist das die längste Zeit, die ich je mit einem Mädchen zusammen war. Trotzdem hab ich immer noch keinen Plan von Beziehungen und werde der Sache heute Abend ein Ende machen. Heute Abend in dieser Hotelbar werde ich die beste Liebesbeziehung beenden, die ich jemals hatte, und das schönste und intelligenteste Girl abservieren, das ich kenne. Zugegeben, sie hat nicht sonderlich viel Konkurrenz, aber wahr ist es trotzdem.
Es ist eine kleine Bar in einem kleinen Hotel in einem, wie ich annehme, kleinen Land. Aber was weiß ich schon? Schottland hat sich für mich immer ziemlich groß angefühlt, weil ich im Grunde nur die Gegend kannte, aus der ich stamme. Der Laden scheint auf Handelsvertreter ausgelegt zu sein. Der dünne, leuchtend blaue Teppich wirkt fast wie eine Entschuldigung. An den Wänden befinden sich festmontierte Sitzmöglichkeiten, vor denen abgewetzte Kupfertische und ein paar zusätzliche Stühle stehen. Über dem Kamin hängt ein signiertes Bild von Martin Buchan im Aberdeen-Trikot.
Der Barmann poliert gerade Weingläser. Als sich die Tür langsam öffnet, sehe ich eine weibliche Silhouette, die kurz hinter dem Riffelglas zögert. Anfänglich tippe ich auf Fiona, aber es ist eine ältere Frau, die eintritt. Enger schwarzer Rock, weiße Bluse. Sie könnte in dem Alter meiner Ma sein, so um die vierzig.
Fiona Conyers … ich muss den Mut aufbringen, grausam zu sein und Auf Wiedersehen zu sagen. Da sind einfach zu viele Gedanken in meinem Kopf, die ich nicht teilen kann. Vor mir steht ein Pint Lager, unberührt. Es ist nicht das, was ich will. Was ich will, gibt es unten an den Docks, bei Don. Oder in Edinburgh. Bei Johnny Swan.
Wo bleibt sie nur? Ich schaue auf die Uhr an der Wand. Geht bestimmt vor, wie alle Pub-Uhren. Vielleicht hat sie mich ja schon abserviert, bevor ich selbst dazu komme. Schön wär’s! Problem gelöst.
Fiona wird nicht lange auf dem Markt sein. Sie ist ein attraktives Ding, eine heiße Braut, die weit weg von zu Hause in einem Studiwohnheim lebt. Sie wird schnell jemanden
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