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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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finden. Bestimmt. Jemanden, der brauchbares Beziehungsmaterial abgibt, wie ihre ätzende Freundin Joanne sagen würde. Mark war okay, aber er war nicht gerade BBM .
    Die Frau von eben sitzt jetzt an der Bar und quatscht einen Mannie an … ich meine, sie quatscht einen kleinen Kerl an. Verdammt, ich bin echt schon viel zu lange hier oben im Schafland. Als ich noch mal hinschaue, fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Sie ist eine Professionelle. Eine Prostituierte. Eine dreckige Hure. Alter Verwalter, geile Nummer! Ich kann’s kaum glauben! Ich mag die Art, wie sie ihre Kippe hält, das aufgesetzte Lächeln und die tiefe, raue Lache. Sie könnte direkt aus einem Film noir gehüpft sein, eine dieser hartgesottenen Femmes fatales mit großem Mundwerk und Sprüchen so dreckig wie Bahnhofsklos.
    Die Lady verdient das Prädikat »coolest fucker in the world«: eine Aberdeener Prostituierte mittleren Alters in einer Hotelbar voller Handelsvertreter, die sich für jedes Sandwich auf der Spesenabrechnung rechtfertigen müssen. Nimmst du vielleicht auch Lunch-Gutscheine, Süße? Man schaue sich nur mal diesen Typen an! Wie ich und Fiona in ein paar Jahren. Zum Teufel mit dieser Scheiße! Ich werde niemals so sein. Nie im Leben.
    Die Hure lacht erneut, laut und selbstsicher. Ich liebe diese laute Fick-dich-doch-Lache bei Leuten. Ganz besonders bei Frauen. Fiona und ich haben viel miteinander gelacht. Das macht sie immer noch. Sie lacht für zwei.
    Und sie war immer für mich da. Die Beerdigung, Klein Davie und so.
    Der Sex mit Fiona war vielleicht nicht sonderlich abenteuerlich, aber aus emotionaler Sicht ohne Frage der intensivste, den ich je hatte. Sie hat mir über dieses leichte Ekelgefühl hinweggeholfen, das ich immer mit dem Ficken verband. Das hab ich von Haus aus mitgebracht, denn mit Sex assoziierte ich früher stets den Spasti-Irrsinn in meiner Familie: Ma und Dad, wie sie Davie baden und dabei Witze über seine Erektion machen. Mein Spasti-Bruder hatte nämlich einen grotesk großen Bammel, weitaus imposanter als das, was Billy und ich in der Hose haben. Ein weiterer grausamer Witz von Mutter Natur auf Kosten der Familie Renton: ein anatomisches Weltwunder zwar, das allerdings – außer wenn wir zusammen die schottischen Nachrichten mit Mary Marquis ansahen – niemals zum Einsatz kam.
    Die Scham. Die Blamage. Das Entsetzen.
    Die Lagerungsdrainage.
    Klapp.
    Klapp.
    Klapp.
    Hol den Schleim aus den Lungen. Streich die Forth Road Bridge. Flick den Rumpf des sinkenden Schiffes.
    Erledigt.
    Dann noch mal!
    Nie wieder. Nie wieder diese Geräusche: das schreckliche Klopfen und Klatschen, das Keuchen, das Husten, das Japsen.
    Ich habe noch nie ein Mädchen mit nach Hause genommen. Nur meine besten Freunde, die ohnehin Bescheid wussten, durften mit. Sick Boy war überraschenderweise umgänglich mit Davie und wickelte meine Alten mit seinem Charme problemlos um den Finger. Tommy verhielt sich hochanständig, spielte mit dem kleinen Spinner, alberte und lachte mit ihm. Keezbo genauso. Matty wirkte peinlich berührt, hatte aber kein Problem damit, dass Davie ihn mit Schnodder und Sabber eindeckte. Spud schrieb dem kleinen Mann mystische Kräfte zu und meinte, dass er mehr sah und verstand, als er ausdrücken konnte. Begbie war einfach nur er selbst, setzte sich mit Billy zum Rauchen in die Küche (den Qualm zum Fenster raus) und ignorierte den armen Teufel, als dieser spastisch herumzuckte und gurgelnde Geräusche von sich gab, während meine Mutter ihm den Rücken abklopfte, um den Schleim in seinen Bronchien zu lockern.
    Wie ich mich deswegen gefühlt hab …?
    Keine Ahnung. Jetzt sitz ich jedenfalls hier in dieser Hotelbar und bin mir darüber im Klaren, dass das alles Bullshit ist. Es gibt keine Verbindung zwischen Klein Davie und dem ganzen Scheiß hier – dem Skag, der Sucht, meinem bevorstehenden Single-Dasein. Ich denk an Sick Boy, Matty, Spud. Die hatten nie einen kleinen Davie und brauchten ihn auch nicht, um auf Skag hängen zu bleiben. Mein Bruder Billy hingegen lebte wie ich unter einem Dach mit dem Spasti, hat aber in seinem Leben noch nicht mal einen Joint angerührt. Die Wichser mit ihren Psycho analysen übersehen immer wieder einen entscheidenden Aspekt: Manchmal fängt man einfach nur mit dem Zeug an, weil der Stoff an dem Ort verfügbar ist, in dem man wohnt. Schluss. Aus. Fertig. Ich hab mit angesehen, wie meine Eltern sich kaputt machten und ihre Stammbäume bis anno dazumal analysierten, um

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