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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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strahlt aus ihren Augen, und ich bin froh darüber. — Es liegt nur an mir, sage ich. — Es gibt niemand anders. Nur das Dope.
    — Du … du servierst mich ab, damit du mehr Zeit hast, um dir dein beschissenes Heroin zu drücken?
    Ich starre sie schweigend an. Im Grunde hat sie es auf den Punkt gebracht. Leugnen ist sinnlos. Ich bin gefickt. — Aye.
    — Du läufst davon, weil du ein verdammter Feigling bist, keift sie, laut genug, damit sich noch andere Gäste zu uns umdrehen. — Na dann viel Spaß dabei, du beschissener Bastard, sagt sie und steht auf. — Dann schmeiß es halt hin, verdammt! Mach Schluss mit mir … mit uns … mit der Uni! Weißt du, was du bist? EIN FEIGLING UND EIN VERDAMMTER TAUGENICHTS! Und das wirst du auch immer bleiben.
    Dann stürmt sie hinaus und knallt hinter sich die Milchglastür zu. Die Nutte, ihr abgewichster Freier und der Schwanzlutscher von Barmann schauen rüber, als Fiona aus der Bar marschiert. Ich kann sehen, dass sie sich draußen kurz umdreht, als würde sie noch einmal in die Bar kommen wollen. Dann verschwindet ihre Silhouette. Ihre Wut hat eine mir bisher unbekannte Seite der liebenswürdigen und freundlichen Fiona freigelegt. Obwohl ich schockiert bin, macht es mich froh zu wissen, dass es diese Seite gibt.
    Ich hab das Gefühl, dass es ganz gut gelaufen ist.

Lieferkette
    R ussell Birch – weißer Laborkittel, Klemmbrett in der Hand – war gerade auf dem Weg in das größte Verarbeitungslabor der Anlage, als er Michael Taylor begegnete, der wie immer einen braunen Overall trug. Die beiden Männer ignorierten einander, wie sie es vor geraumer Zeit vereinbart hatten. Sie waren der Meinung gewesen, dass ihre Arbeitskollegen in der Fabrik besser nichts von ihrer Beziehung mitbekamen.
    Als er an der Labortür den Sicherheitscode eingab, dachte Birch zufrieden darüber nach, dass Taylor nun keine Möglichkeit mehr hatte, diesen Bereich der Anlage allein zu betreten. Er ging in den blendend weißen Laborraum und erinnerte sich an den Moment, als er hier seinen jetzigen Partner beim Abfüllen eines Plastiktütchens überrascht hatte. Als Lagerarbeiter hatte es für Taylor keinen Grund gegeben, sich in diesem Labor aufzuhalten, geschweige denn, an den Chemikalien zu hantieren. Die Überraschung war beidseitig gewesen, denn die beiden Männer hatten sich damals gegenseitig ertappt, da Russell Birch sich just im Moment des Aufeinandertreffens sein eigenes Plastiktütchen in die Tasche schieben wollte. Für ein paar Sekunden hatten sie sich wortlos gegenübergestanden und einander geschockt angestarrt. Beide hatten sich dann verstohlen umgeblickt und beim nächsten Augenkontakt stillschweigend einen Pakt miteinander geschlossen. Es war Taylor gewesen, der das Schweigen als Erster brach und das Heft in die Hand nahm. — Wir sollten uns unterhalten, sagte er. — Nach Feierabend im Dickens auf der Dalry Road.
    Das gesamte Szenario war so absurd gewesen, dass es problemlos aus einer dieser Schmierenkomödien auf den Theaterbühnen des West End hätte stammen können. Im Pub wurden zügig die ersten Pints geleert, um die anfängliche Nervosität zu überwinden. Bald schon lachten die beiden Männer über die Situation. Sie kamen zu einer Vereinbarung: Birch würde die gefüllten Plastiktütchen aus dem Verarbeitungslabor besorgen und an Taylor übergeben, der sie anschließend in den Essenscontainern der Kantine aus der Fabrik schmuggeln sollte.
    Die Leuchtanzeigen auf der Instrumentenkonsole blinkten gemächlich und bewegten sich langsam hin und her. An der Decke summten eintönig ein paar Neonröhren. Der oftmals unwirtlich wirkende, weiß gestrichene Raum in diesem modernsten und teuersten Teil der Fabrik ähnelte in gewisser Weise dem synthetischen Produkt, das in ihm hergestellt wurde. Russell betrachtete ehrfurchtsvoll das kostbare weiße Pulver, das am Ende der automatisierten und fast geräuschlos arbeitenden Produktionslinie in einem gleichmäßigen, breiten Strom in die Plexiglasbehälter rieselte. Seine Augen wanderten in der Produktionsstrecke zurück zu den Tuchfiltern und dem davor befindlichen Ammoniumchlorid-Tank, in dem die Lösung abkühlte. Vor einem weiteren Filtersatz befand sich ein riesiger, hundert Gallonen fassender Edelstahlbehälter. Jede Stunde wurden sechzig Gallonen kochendes Wasser und dreißig Kilo reines Opium in diesen Behälter gefüllt. Die Unreinheiten, die sich bei diesem Vorgang an der Oberfläche absetzten, wurden anschließend

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