Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
Vom Netzwerk:
einem Mauerstein in der Hand, den er in die Massen werfen wollte!, empörte sich Derrick und schaute hilfesuchend zu Alison. Die schüttelte pflichtbewusst den Kopf, auch wenn sie die Vorstellung ihres mit einem Stein bewaffneten Bruders unerklärlicherweise amüsierte.
    Als Calum seinen Vater anschaute, erahnte Alison die höhnischen Gedanken in seinem Schädel: Es war nur ein weiches Stück Gasbeton, du Spinner, und kein verdammter Ziegelstein!
    Derrick bebte und schüttelte seinen müden Kopf. — Jugendstrafanstalt heißt die nächste Station. Jawohl, da wirst du landen, in einem dieser Borstals .
    — Geschlossenes Jugendinternat nennt man das jetzt, korrigierte ihn Calum. — Gibt sogar eins in Polmont.
    — Werd ja nicht frech! Es spielt überhaupt keine Rolle, wie es genannt wird. Du wirst dich auf keinen Fall diesen Casuals anschließen, weder heute noch in Zukunft.
    — Ich schließe mich überhaupt niemandem an! Ich versuch einfach nur, die Nachrichten zu schauen, okay?!
    Calum hatte seinen Blick fest auf den Bildschirm gerichtet, auf dem ein Standbild gezeigt wurde, das Alison sehr gut kannte. Es war dieser Pub, Grapes Of Wrath, in der Nähe der Banana Flats, wo Simon aufgewachsen war. Sie hörte die Stimme von Mary Marquis aus dem Off: — … an der Spitze einer neuen Kampagne, um die lokalen Kneipenbesitzer vor Gewaltangriffen zu schützen.
    Dann gab es einen Schnitt, und ein alter Kerl, der Besitzer vom Grapes, wurde eingeblendet. Er saß verkrampft in einem Rollstuhl. Der Sabber lief ihm aus dem Mundwinkel, und er krächzte wie eine schwer verständliche Bauchrednerpuppe ins Mikrofon, erzählte von den Kerlen, die ihn verprügelt und seine Kneipe verwüstet hatten. Alison erinnerte sich an den Fall: Gerüchte besagten, drei Typen aus Drylaw hätten die Tat begangen. Sie waren aber nie gefasst worden.
    Als Nächstes kam ein streng dreinschauender Polizeibeamter namens Robert Toal von der Lothian and Borders Police zu Wort. — Das ist nur einer von vielen bedauernswerten Fällen, bei denen rechtschaffene Mitglieder unserer Gemeinden brutal überfallen und in ihren eigenen Räumlichkeiten bei hellem Tageslicht ausgeraubt werden. Bei dieser Tragödie trug das Opfer eine dauerhafte Behinderung davon, die es ihm unmöglich macht, weiterhin im Gastgewerbe tätig zu sein. Es ist traurig, dass Personen, die der Gemeinschaft ihre Dienstleistungen anbieten, nicht mehr sicher in ihren eigenen Wirtshäusern sind. Leider besteht für die meisten bargeldbasierten Geschäfte die Gefahr, dass sie überfallen werden.
    Auf dem Bildschirm erschien wieder das zermatschte Gesicht des niedergeschlagenen Dickson. Deprimiert erklärte er: — Dabei wollte ich doch nur meine Arbeit machen …
    Der nächste Schnitt zeigte den Fluss, Water Of Leith, in dem sich das Sonnenlicht spiegelte. Es wurde der Eindruck einer ruhigen Idylle vermittelt. Dann schwenkte die Kamera langsam vom Wasser auf eine trostlose, stillgelegte Fabrik am Flussufer – eine bedrohlich wirkende Ruine. Schließlich erschien Mary wieder vor dem Studiohintergrund. — Eine traurige Geschichte fürwahr, erklärte sie mitfühlend. — Aber nun zum Sport, meine Damen und Herren. An diesem Nachmittag stehen eine ganze Reihe hochklassiger Partien in den schottischen Ligen an, nicht wahr, Tom?
    — In der Tat, Mary, antwortete ihr ein schlanker junger Mann in sportlichem Anzug. — John Blackleys Hibernian FC hat die wenig beneidenswerte Aufgabe, den unschlagbar scheinenden Aberdeen-Express von Alex Ferguson aufzuhalten. Auch wenn der Chef der Hibs allen Grund hat, nervös zu sein, merkt man es ihm kaum an …
    Es folgte ein Schnitt zu John »Sloop« Blackley, dessen klassischer Ginger-Schopf an den Schläfen bereits leicht ergraut war. Alison erinnerte sich daran, wie er einmal in ihrer Schule gewesen war, um Preise beim Schulsporttag zu überreichen. Sie freute sich über den Bericht, da er den Waffenstillstand zwischen Vater und Sohn verlängerte.
    Alison kapierte diese Sache mit den Casuals nicht. Fußballfans, die sich für teures Geld gut aussehende Klamotten kauften, nur um sich dann in der Gosse zu prügeln? Es erschien ihr abartig und unsinnig. Ihr Vater hatte anfangs nichts gegen den smarten Look gehabt, war aber schon bald danach skeptisch geworden. Mittlerweile wurde er schon wütend, wenn er nur in Calums Gesicht sah, wo die Augen seines Sohnes wie bei einem Mädchen hinter einem bescheuerten Pony hervorlugten. Am liebsten hätte er sich mit einer

Weitere Kostenlose Bücher