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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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— Relegation is gut für den Mob. ManU, Chelsea, West Ham, Spurs … die hat der Marsch durch die Niederungen der Zweitklassigkeit zusammengeschweißt, bei dem sie sich mit den Bauerntrampeln dieser ganzen Scheißvereine abgeben mussten. Auch den Hearts hat das gutgetan. Keezbo hat mir von verrückten Auswärtsspielen in Käffern wie Dumfries erzählt. Polizeihelikopter überm Palmerston Park Stadion und so n Scheiß …
    — Aye, der Abstieg war wichtig. Erst dadurch hat sich der Casual-Mob bei den Hibs gebildet.
    Alison wusste, dass Tommy Nachsicht mit ihrem Bruder übte. Er war über diese Phase hinweg und wollte weder mit den Casuals noch mit seinen alten YLT -Kollegen in der dritten Halbzeit auflaufen. Man konnte spüren, dass er in eine neue Zukunft aufgebrochen war – eine Zukunft mit Lizzie. Die war mittlerweile aufgestanden, um mit dem Mädchen an der Kasse zu tratschen, die sie aus der gemeinsamen Schulzeit an der Leith Academy kannte. Auch Tommy hatte sich erhoben und ging zur Toilette. Alison nutzte ihre Chance und sah Calum mit einem flehenden Blick in die Augen. — Komm mit nach Hause. Wir leihen uns einen Videofilm aus. Nur du, ich und Mhairi. Das wird bestimmt lustig. Wir können uns ein wenig unterhalten und Spaß haben.
    — Unterhalten und Spaß haben? Bei einem Video? Nee, danke!, erwiderte Calum und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
    Als er seine dünnen, drahtigen Gliedmaßen ausstreckte, erkannte Alison, dass er ihr mittlerweile körperlich überlegen war. Mein kleiner Bruder könnte mir jetzt glatt den Arsch versohlen, gestand sie sich ein. Wann war das bloß passiert? — Dad will nicht, dass du …
    — Er kann mich nich davon abhalten, und du kannst mich auch nich davon abhalten, sagte Calum mit einem verächtlichen Schnauben. Als er kopfschüttelnd aufstand, umspielte ein saures Lächeln seine Lippen.
    Tommy kam von der Toilette wieder und wechselte noch ein paar Worte mit dem aufbrechenden Jungen. Alison schaute Calum hinterher, der rasch das Café verließ und die Straße hinauflief. Es sah so aus, als hätte Tommy Lawrence ihm gerade den Staffelstab übergeben.
    Lizzie kehrte wieder zum Tisch zurück. — Alles in Ordnung mit ihm?
    — Er ist ein bisschen von der Rolle, seit meine Ma gestorben ist, und das ist noch milde ausgedrückt, gab Alison zu.
    — Das wird wieder, sagte Tommy hoffnungsvoll. — Calum ist in Ordnung.
    — Aye, meinte Alison und atmete aus. — Was habt ihr beide jetzt vor?
    — Wir schauen uns Indiana Jones und der Tempel des Todes an, sagte Lizzie.
    — Sie hat den Film ausgesucht, fügte Tommy schnell hinzu. Alison schätzte, dass er es deshalb tat, weil ihm viele Leute eine gewisse Ähnlichkeit mit Harrison Ford zuschrieben. Sie beneidete das Pärchen ein wenig. Gleich würden sie in einem warmen Kino sitzen, wo ihre Liebe in der Dunkelheit des Saals neue Blüten trieb. Das scheue Lächeln, die Küsse, das Händchenhalten. Und wenn Harrison auf der Leinwand die Peitsche schwang, würden sie sich aneinanderkuscheln. Sie dachte daran, Alexander anzurufen, wünschte sich aber eigentlich Simon herbei. Kurz kam ihr der Gedanke, Tommy nach ihm auszufragen, aber irgendetwas hielt sie zurück. Diese Sache zwischen ihr und Simon war nicht auf partnerschaftliche Exklusivität angelegt und irgendwie sogar ziemlich geheim. Im Vergleich mit dem, was Tommy und Lizzie miteinander teilten, wirkte ihre »Beziehung« zu Si irgendwie billig. Tommy legte seine Hand auf die von Lizzie, und das Pärchen sah sich tief in die Augen …
    Alison hatte nicht länger das fünfte Rad am Wagen sein wollen und die beiden allein gelassen. Sie war hinunter zum Fluss gegangen und hatte sich dort auf eine Bank gesetzt. Langsam verschwand die Sonne hinter den ungenutzten Lagerhallen vor ihr, während hin und wieder Hundehalter mit ihren vierbeinigen Freunden an ihr vorbeispazierten. Sie holte den Gedichtband aus der Tasche und blätterte durch die Seiten.
    Das Buch schien keinen Zweck mehr zu haben. Das richtige Leben ließ sich nicht auf geschriebene Worte reduzieren. Selbst gesprochene Worte, die Interaktionen mit anderen Personen, schienen nicht viel mehr als Ablenkung und Drama zu sein. Sie legte das Buch in ihren Schoß und blickte auf den stillen, schwarzen Strom vor ihr. So sah das richtige Leben aus – allein und in Gedanken versunken, verloren in den Erinnerungen.
    Sie hatte gar nicht bemerkt, dass ein junger Bursche auf sie zugekommen war. Als sie ihn wahrnahm, schien er erst

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