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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Schlachten ihrer Jugend schlagen. Aber nicht Tommy. Er sah jetzt zum ersten Mal, dass es tatsächlich einen Ausweg gab. Es war ganz einfach. Man musste dazu nicht wegrennen. Es reichte, eine ganz besondere Person kennenzulernen, einen Schritt zur Seite zu tun und in ein Paralleluniversum einzutauchen. Tommy war vorher noch nie verliebt gewesen. Auch wenn er es sich bei seinen vorherigen Bekanntschaften immer ersehnt hatte, war es doch nie so weit gekommen. Jetzt hatte dieses Gefühl jede Faser seines Körpers erfasst: Es war wunderschön und schwindelerregend zugleich – eine Art Besessenheit, die ihn nur noch an sie denken ließ. Er konnte es kaum erwarten, zu Lizzie zurückzukommen, und fühlte bereits nach der kurzen Trennung eine Verzweiflung in sich aufsteigen, die völlig neu für ihn war.
    Als Alison das Tablett mit Toast und Tee auf dem Couchtisch mit der Glasplatte abstellte, fiel ihr auf, dass das Mobiliar im Haus ihrer Eltern ein kunterbuntes Sammelsurium aus unterschiedlichen Epochen war. Allein in dem kleinen Wohnzimmer kämpften ein Kamin mit Teakholzeinfassung aus den Siebzigern, eine Kommode aus Mahagoniholz im viktorianischen Stil und eine relativ moderne Sitzgarnitur mit Eichenholzrahmen um Vorherrschaft und Platz, während etwas abseits eine Sechzigerjahre-Lavalampe unbeeindruckt vor sich hin blubberte. Ihr Vater Derrick hatte es nie übers Herz gebracht, sich von alten Möbelstücken zu trennen, sondern ließ sie stattdessen durch die verschiedenen Räume des Hauses zirkulieren. Auch sein Kopf schien momentan ein kunterbuntes Sammelsurium zusammenhangloser Gedanken zu sein, als er Calum ausfragte. — Denkst du vielleicht, ich weiß nicht, was ihr vorhabt? Glaubst du vielleicht, ich bin von gestern?
    Calums verächtlicher Blick sprach eine deutliche Sprache: Wenn du von gestern wärst, würdest du heute ein heulendes Baby sein. Passt also schon irgendwie.
    — Antworte mir gefälligst!
    Calum allerdings schwieg weiter. Seit dem Tod seiner Mutter hatte er kaum zwei zusammenhängende Sätze mit den anderen Familienmitgliedern gewechselt. Alison wusste, dass das ein schlechtes Zeichen war. Trotzdem sympathisierte sie mit ihrem Bruder, denn sie hasste es, wenn ihr Vater sich so anstellte. In ihren Augen war er stets ein cleveres Familienoberhaupt gewesen, aber die Trauer und die Wut hatten einen kurzsichtigen Blödmann aus ihm gemacht. Hatte er nur die geringste Vorstellung davon, wie bescheuert er mit diesem albernen Schnurrbart aussah? Wie schrullig er wirkte, wenn er wie jetzt vor dem Heizlüfter kauerte und nichts weiter anhatte als seinen Karomuster-Bademantel, der von seinen dünnen Schultern herabhing?!
    Derrick konnte es einfach nicht unterlassen, eine weitere Salve Klischees abzufeuern. — Ich will doch nur, dass du nicht dieselben Fehler begehst wie ich.
    — Das ist doch nur natürlich, Cal, versuchte Alison, ihren Dad zu unterstützen. — Was wäre er denn für ein Vater, wenn er sich keine Sorgen machen würde … stimmt’s nich, Dad?
    Derrick Lozinska ignorierte seine Älteste und fixierte stattdessen weiter seinen Sohn. Calums Augen waren auf den stumm geschalteten Fernseher gerichtet, wo Daffy Duck ein verwirrtes Schweinchen Dick verarschte. — Du weißt ganz genau, worauf es bei diesen Typen hinausläuft. Sie bedeuten nichts als Ärger, Calum. Großen Ärger. Das ist nur allzu offensichtlich. Vergiss bitte nicht, dass ich euch gesehen habe, verdammt!
    Das ließ sich nicht bestreiten. Ihr Vater langweilte Alison regelmäßig mit der Geschichte, wie er die Baby Crew in Aktion gesehen hatte: eine Prügelei an der Crawford Bridge, Nähe Bothwell Street, bei der zwei Mobs zusammengestoßen waren. Die Rangers-Fangruppe war unterlegen gewesen und geflüchtet, woraufhin die Locals die Verfolgung aufgenommen hatten. Calum war ganz vorn mit dabei gewesen – mit einem zerbrochenen Ziegelstein in der Hand. Als sie ihren Bruder nach seiner Version gefragt hatte, stritt er die Schilderung des Vaters nicht ab, sondern beschwerte sich lediglich darüber, dass Derrick und sein trotteliger Freund überhaupt nicht hätten dort sein sollen. Normalerweise nahmen nur auswärtige Fans und Jungs mit Lust auf eine dritte Halbzeit diesen Weg.
    Calum nahm die Fernbedienung und wechselte zu einem anderen Sender. Alison schaute auf den Bildschirm. Die alte Schachtel mit all ihrem Make-up in der Visage liest tatsächlich die Mittagsnachrichten! Komisch, eigentlich ist sie doch immer abends dran.
    — Mit

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