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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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ahnt, dass er seinem Körper mal wieder etwas Nahrung zuführen sollte, und stellt sich an. Als er dran ist, macht er sich über den Koch lustig, der mit seiner großen Mütze und den weißen Klamotten so stolz und steif wie ein Wachsoldat aussieht. — Na, womit willste uns heute vergiften, Kombüsenknecht?!, schnoddert er ihn an und freut sich dann über die Reaktionen seines Publikums. Das belustigte Quieken der Ladys, das zustimmende Gekicher der Großfressen und das reizende Lächeln des Mädchens mit dem wilden Haar lassen das Speedbarometer in seinem ohnehin schon aufgeputschten Hirn nochmals ausschlagen.
    Der Koch – Brille mit dicken Gläsern und schwarzem Gestell und rote Leberflecke auf dem Hals – steht wie angewurzelt da und wirkt wie ein in gestärktes Weiß gekleideter Vulkan kurz vor der Eruption. Trotz seiner drogenbedingten Arroganz erkennt Renton mit einem Mal, dass seine Unverschämtheit ein Fehler gewesen sein könnte. Sein Verdacht bestätigt sich, als eine ältere Servicekraft, ein höchstwahrscheinlich homosexueller Cabin Steward aus England, ihm zuflüstert: — Leg dich nich rein mit dem Koch, Kumpel. Der Kerl ist ein echt mieser Bastard.
    Es ist ein Ausdruck, den Renton noch nie zuvor in seinem Leben gehört hat: Leg dich nich rein mit dem Koch.
    Da Nicksy und Sick Boy nicht zu sehen sind und die süße Fawcett-Plant-Perle mit einem der Marktweiber quatscht, beschließt Renton, die Suppe Suppe sein zu lassen, und tritt seinen Erkundungsrundgang an. Bloß weg aus der Kantine und fort von diesem Koch mit seinem bedrohlichen Laserblick. Als er den Speisesaal verlässt, kann er hören, wie der Kombüsenchef eine Servierkraft anfährt: — Wer zum Henker ist diese kleine schottische Ratte mit der großen Fresse?
    Als Nicksy den Treppengang hinaufsteigt, fühlt er das Gewicht seines Atems in seinen Lungen. Oben angekommen, schaut er durch das Bullauge der Schwingtüren aufs Meer hinaus. Die Fähre liegt im Hafen, und alle warten darauf, dass Fahrzeuge und Fußgänger an Bord kommen. Er sieht Marriott, der an der Reling lehnt und eine Zigarette raucht. Die brennenden Augen in seinem ausgemergelten und totenbleichen Gesicht verfolgen die drei Freunde auf Schritt und Tritt. Als er Marriotts Blick folgt, sieht er Sick Boy, der das Mädchen mit dem wilden blonden Haar bequatscht. Nicksy mustert sie – die kleinen Titten, die schlanke, kurvige Figur und die wild im Wind wehende Mähne – und denkt sich: »Lecker«, verspürt aber nicht den geringsten Hauch von sexueller Lust.
    — Hast du Kiffe?, fragt Sick Boy das Mädchen.
    — Yeah, ein bisschen, antwortet sie und versucht vergebens, ihre hin und her wehende Haarpracht in den Griff zu bekommen. Als das erste Auto über die Rampe auf die Fähre rollt, hasten ein paar ungeduldige Fußgänger die Brücke hinauf, weil sie – leider vergebens – darauf hoffen, dass die Bar bereits geöffnet ist.
    Sick Boy hört, wie Mr. Cream zu einem gelangweilten Kollegen so etwas sagt wie: — Dieser Moment geht mir immer wieder unter die Haut. Dann hebt er mit großer Geste die Arme und schaut zu, wie die Passagiere auf die Fähre drängen. — Das erinnert mich daran, warum ich hier bin.
    Sick Boy starrt auf die an Bord kommende Menschenmenge und weiß sofort, dass er jeden einzelnen dieser Typen hasst. Ein Fangesang ertönt, »Man-chis-tihr na, na, na …«, und eine Gruppe blassgesichtiger Jugendlicher in seinem Alter marschiert auf das Deck. Er dreht sich zu dem Mädchen mit dem wilden Haar. — Wenn das so ist, komm ich später in deiner Kabine vorbei. Ich kann nich einschlafen, ohne einen durchgezogen zu haben.
    — Okay, antwortet sie und schaut kurz in Richtung der Schlachtenbummler. — Ich bin Charlene.
    — Simon, erwidert Sick Boy mit kurzem Nicken.
    Mr. Cream gibt derweil mit quiekender Stimme Anweisungen und dirigiert die für die Passagiere zuständigen Servicekräfte, während jede Menge reiselustiger Briten an Bord strömen. Nicksy schleicht sich davon. Er steigt eine weitere der schmalen Metalltreppen hoch auf das obere Deck. Kurz darauf ertönt eine Sirene, die sich nach hässlichen Furzgeräuschen anhört – das Signal zum Ablegen. Als der Motor in Gang gesetzt wird, fährt ein Ruck durch die Fähre, und das Schiff beginnt zu vibrieren. Langsam läuft es aus dem Hafen und nimmt Fahrt auf, als es offenes Gewässer erreicht, gefolgt von einem Schwarm kreischender Möwen.
    Er merkt, dass jemand von hinten an ihn herantritt. Dann wird er

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