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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Lucinda, verdammt! Kann es nicht ausstehen, ohne Bettwärmer zu schlafen. Diese Charlene scheint ein lebhaftes, kleines Luder zu sein – eine willige Fickperle, die weder viele Fragen noch große Anforderungen stellt. Wir unterhalten uns angeregt und schauen uns die Passagiere an – ohne Scheiß der Abschaum dieses Planeten. Wie willenloses Vieh werden sie auf die Fähre getrieben. Glücklicherweise sind auch ein oder zwei geil aussehende Schnitten unter den Fahrgästen. Dann stechen wir in See.
    Im Grunde sind wir als Kabinenpersonal, oder »Servicekräfte«, lediglich dazu da, Präsenz zu zeigen und die »Kunden«, die man früher einfach »Passagiere« nannte, zu überwachen.
    Mit der Zeit merke ich allerdings, dass ich immer nervöser und gereizter werde. Außerdem frage ich mich, wo sich Renton, der Wichser, rumtreibt. Wahrscheinlich hat er sich eine abgeschiedene Ecke im dunklen Rumpf der Fähre gesucht und sich dort verbarrikadiert. Klare Kiste eigentlich. Genauso klar wie die Tatsache, dass der Arsch mich gerade auf Turkey hängen lassen will. Wichser!
    Mr. Cream kommt angestiefelt und zerrt mich von Charlene weg, um mich zur Verfolgung des Londoner Fußballpöbels zu verdonnern, der gerade in Richtung Bar sprintet.
    Ich höre, wie das Geräusch von zerscheppertem Glas die bis eben noch vollkehligen Fangesänge verstummen lässt. Dann erfüllt lautes Schlachtgebrüll die Luft. Mr. Cream legt einen Gang zu und stürmt mit wild in der Luft herumfuchtelnden Armen in die Bar, während die entsetzten Gäste mit Panik in ihren Gesichtern nach draußen stürmen.
    Ich folge ihm und wühle mich durch den Strom fliehender Passagiere. Auf der anderen Seite der Bar ist mittlerweile eine Massenschlägerei ausgebrochen. Für mich sieht es wie West Ham versus Manchester United aus, aber ehrlich gesagt bin ich mir weder sicher, noch interessiert es mich sonderlich. Gewalt kann in bestimmten Situationen ein sehr nützliches Instrument sein. Gewalt als Freizeitvergnügen hingegen ist eine Marotte von Losern wie Begbie. Gerüchten zufolge soll der übrigens für ein Jahr eingefahren sein, weil er irgendeine Kakerlake aus Lochend zusammengefaltet hat. Die Prügelei nimmt relativ schnell ziemlich erbarmungslose Züge an: Ein paar Trottel teilen in der Peripherie mit grobschlächtigen und ineffektiven Bewegungen aus, während sich andere in allerlei leeren Drohgebärden ergehen. Im Zentrum des Tornados geht’s jedoch richtig zur Sache: Ein gutes Dutzend hartgesottener Typen ledern sich wie die Kesselflicker und schenken sich nichts.
    Die noch anwesenden Passagiere verlassen hektisch den Ort des Geschehens. Kinder und Frauen schreien, während die Stinoarschfraktion gegen das unwürdige Verhalten dieser »Tiere« protestiert. Mr. Cream greift meine Schulter und fleht mich förmlich an: — Wir müssen sie aufhalten! Sonst nehmen sie uns die ganze Fähre auseinander!
    — Ich fürchte, dass ich für diese Aufgabe nicht zur Verfügung stehen kann und sie dem Sicherheitspersonal überlassen muss, teile ich ihm mit, als an der Bar hinter uns die Glasscheiben zu Bruch gehen. — Vielleicht wäre das auch eine Angelegenheit für die Polizei? Das sollten in jedem Fall Leute machen, die anständig dafür entlohnt werden, Leib und Leben in derartigen Situationen zu riskieren.
    — In Ihrer Stellenbeschreibung heißt es aber, dass Servicekräfte vom Management als zumutbar erachtete Tätigkeiten übernehmen müssen. Und ich bin das Management!
    — Aber sicher doch!, schnaube ich trotzig und vergrößere den Abstand zwischen mir und den Rummelboxern. — Das würd ich dann doch erst mal mit meinem Gewerkschaftsvertreter dis kutieren wollen, falls es auf diesem verschissenen Rostkahn überhaupt einen gibt!
    Mr. Cream schaut mich finster an und scheint mir meinen Verrat verdammt übel zu nehmen. Dann stürzt er sich ins Getümmel, um die Streithähne zu trennen. Ich bin mir nicht sicher, ob er die Trophäe des Sealink-Mitarbeiters des Monats abstauben will oder einfach nur lebensmüde ist. Ich folge ihm zögerlich, während die Keilerei weiter Fahrt aufnimmt und die letzten Passagiere – eine Junggesellenabschiedsparty, die erst mitmischen will, dann aber doch entscheidet, dass die Auseinandersetzung zu heftig ist – an uns vorbeihasten, um dem Tumult zu entfliehen. Es geht weiterhin jede Menge Glas zu Bruch, und die Luft ist erfüllt von angestrengtem Blöken und Schmerzensschreien – unmissverständliche Einladungen, doch an der

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