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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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beleidigt, Mann?
    — O Gott …, holt Sick Boy zu einer sarkastischen Retour aus. — Das musst du doch verstehen, Rents. Ich wollte schon immer von oben auf dein schlecht gefärbtes Haupthaar mit den kupferroten Ansätzen hinabschauen, während du vor mir kniest und mit deinen vergammelten Zähnen auf meinen Eiern rumkaust. Seit der Schule schon begleitet mich diese Fantasie, und jetzt lässt du einfach meinen Traum platzen und sagst mir, dass daraus nichts wird? Wie grausam!
    Seine empörte Stimmlage macht die Tirade noch aberwitziger und bringt ihm das Gelächter der anderen Servicekräfte in spe ein. Mr. Cream hat jetzt endgültig genug von den Unterbrechungen. — Vielleicht mag Mr. —, er schaut Sick Boy scharf an, was dieser als einen besorgniserregenden Bück-dich-und-mach-die-Beine-breit-Blick interpretiert, und sucht auf seinem Clipboard nach dem Namen, — Simon . Vielleicht mag ja Simon seinen kleinen Witz mit uns teilen? Er scheint schließlich weitaus wichtiger als die Gesundheit und die Sicherheit auf diesem Schiff zu sein!
    — Es war kein Witz, ähm … Martin … Glücklicherweise erinnert sich der schottische Alleskönner mit den italienischen Wurzeln daran, wie Mr. Cream sich vorgestellt hatte. — Ich sagte nur gerade zu meinem Freund hier, dass ich – als Sohn einer Familie von Seefahrern, die über Generationen hinweg die Ozeane auf Walfängern, Trawlern und den stolzen Schiffen der Handelsflotte Ihrer Majestät bereist haben – diese Chance von Sealink als besondere Ehre empfinde.
    Wieder lässt der Gesichtsausdruck von Mr. Cream vermuten, dass er sich verarscht fühlt. Sick Boy bleibt allerdings unbeirrbar bei seinem Pokerface, und so zeigt sich der Vorarbeiter letztendlich sogar gerührt. — Danke, Simon. Es mag zwar nicht der beste Job der Welt sein …, erklärt er emotional, — … aber es ist auch nicht der schlechteste. Dieser Teil der Einführung ist ganz besonders wichtig, und deshalb möchte ich Sie alle bitten, aufmerksam zuzuhören.
    — Natürlich, Martin. Ich habe mich von meiner Euphorie verführen lassen, antwortet er mit einem süßen Lächeln. — Entschuldigung. Soll nicht wieder vorkommen.
    Mr. Cream antwortet ihm mit einem kurzen Grinsen der Marke »Wollen wir mal essen gehen?«, bei dem sich Sick Boy der Magen umdreht. Rentons geflüsterte Lobhuldigung hingegen läuft ihm runter wie Öl. — Erlesene Vorstellung, Sick Boy. Ganz besonders der Terminus »Handelsflotte Ihrer Majestät« statt des ausgelutschten Ausdrucks »Handelsmarine«. Das notier ich mir!
    Derweil hat sich Nicksy an Renton herangeschlichen und beginnt, über den Sinn des Lebens zu fabulieren. — Was soll das alles, Mark?
    Gute Frage, denkt Renton, während Mr. Cream weiterfaselt. — … legislativ fand dies Ausdruck in einem Ermächtigungsgesetz. Ziel ist es, die Verantwortung für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz auf die einzelnen Mitarbeiter zu übertragen. Aus diesem Grund sind wir alle in gewisser Weise Beauftragte für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz und müssen Verantwortung …
    Wir alle müssen Verantwortung übernehmen, denkt er an die Worte seines Vaters in Bezug auf Klein Davie. Renton verspürt auf einmal den unerbittlichen Griff des Todes in seiner Brust: die Gewissheit, dass er seinen Bruder nie wieder sehen oder hören wird. Er hat das Gefühl, einen Kloß in seiner Kehle herunterschlucken zu müssen, obwohl da gar keiner ist. Wenn die meisten Menschen vor einem langen Tod wenigstens noch ein kurzes Leben haben, so hattest du noch nicht mal das, Klein Davie.
    Die Erinnerung an Klein Davie lässt ihn an Giro denken. Vor Kurzem hatte der Hund in der Nacht gebellt. Es war ein scharfes, eigenartig rhythmisches Geräusch, das ihn an die Hustenanfälle seines jüngeren Bruders erinnerte. In gewisser Weise hatte das Bellen von Giro die Quelle seiner damaligen Qualen ersetzt. Es war wie eine eigenartige Bestätigung. Jetzt war er es, der in der Dunkelheit aufstand … und Futter in die Schale des Welpen füllte. Eines Nachts merkte er, dass Giro sich an den kleinen Speed-Päckchen zu schaffen gemacht hatte, die auf dem Couchtisch lagen. — Is nich gut, dass du bei uns lebst, Kumpel, hatte er traurig gesagt und mit Bedauern über seine Zuneigung für das Tier nachgedacht. Renton bewunderte Giro – wie er einfach aufstehen und ohne Morgenwäsche, Zähneputzen und Klamotten direkt in den Park marschieren konnte. Außerdem genoss er die Aufmerksamkeit, die ihm der Hund bei

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