Skagboys 01
mag Hunde. Der schwarze Retriever würde sicherlich glücklich bei ihr sein. Er müsste allerdings erst seine Mum fragen. Schließlich will er nicht, dass es Giro wie den anderen Hunden ergeht, die jedes Jahr im nachweihnachtlichen Hundeholocaust am Gants-Hill-Kreisverkehr ausgesetzt werden.
Oben in der Wohnung spielen Charlene und Rents derweil mit dem Welpen. Sie werfen Charlenes Ledertasche hin und her, damit Giro danach schnappt. Beim siebten Versuch versenkt er seine Zähne im Leder, aber Renton hält das andere Ende der Tasche fest.
— Lass es lieber los. Du wirst Giro noch die Zähne ausreißen, sagt Charlene und schaut dabei erst auf den Hund, dann zu Renton. Sie ist unzufrieden mit sich selbst. Schon wieder haben sie miteinander geschlafen, und schon wieder hat sie ihm nichts gesagt. Das war das letzte Mal!
— Jetzt darf man nicht loslassen, sagt er.
Seine Worte scheinen bedeutsam, und sie spürt, wie eine Welle der Zärtlichkeit über sie hinwegsaust, unterdrückt jedoch das Gefühl. — Was darf man nicht?
— Nicht loslassen!, wiederholt Renton und hält dabei weiterhin die Tasche fest, während Giro ein tiefes Knurren durch die gefletschten Zähne presst. — Sonst erziehst du den Hund falsch, und er denkt, dass er der Anführer des Rudels ist.
— Viel Konkurrenz hat er in dieser Bude ja nicht, oder?!
Renton schaut sie an und steht kurz davor, so etwas wie »Verdammt, ich glaub, ich liebe dich!« zu sagen. Aber er ist sich nicht sicher, ob er es auch wirklich meint und ob es in diesem Moment ein guter Schachzug wäre. Also zögert er. Charlene dreht sich zu ihm und sagt: — Wir müssen damit aufhören.
— Womit?, fragt Renton und merkt, wie im gleichen Augenblick etwas in ihm zusammenbricht. Seine Finger lösen ihren Griff, und Giro reißt ihm die Tasche aus den Händen. Triumphierend trottet der Welpe mit seiner Beute davon.
Ihre Augen sind hart und konzentriert. — Du weißt genau, was ich meine.
— Wie du willst, sagt Renton trotzig, da ihm in seiner Verwirrung und Verzweiflung nichts Besseres einfällt. Dann beginnt er, aufgebracht zu protestieren: — Aber … aber es war doch so geil mit uns … unsere Klautouren und der Sex und so. Das hast du doch selbst gesagt …
— Ja, das stimmt, gibt sie zu. — Aber ich hab dir von Anfang an erklärt, dass wir kein Pärchen sind oder so.
— Hab ich auch nie behauptet. Er hört das Kind in seiner Stimme, und ein Flashback zuckt durch sein Gehirn: er als kleiner Junge, wie er mit einem Stock in einem von Mauern umgebenen Innenhof der Fort Flats herumfuchtelt. Dann auf der Promenade in Blackpool, sein verweintes Gesicht an der Brust einer Fremden.
— Du bist echt ein netter Typ, Mark, aber ich hab dir gesagt, dass es da noch jemand anders gibt.
— Versteh schon. Da is dieser Typ … Der verbitterte Ton in seiner Stimme stößt ihm auf. Zusätzlich nervt ihn die Tatsache, dass er am liebsten so etwas wie »Ich wette, er hat nen größeren Schwanz als ich« sagen würde. Er reißt sich aber zusammen und brummt stattdessen nur: — Muss ja ein cooler Bursche sein …
— Ist er auch. Du würdest ihn mögen. Ihr seid euch sogar ziemlich ähnlich.
— Sicher doch, sagt Renton abfällig. — Wie denn?
— Nun, zum einen ist er auch zu sehr an Drogen interessiert. Zum anderen mag er Northern Soul und Punk, antwortet Charlene. — Pass auf, Mark … ich hab von Anfang mit offenen Karten gespielt. Die Sache mit uns war nie was Festes.
— Ist auch okay für mich, meint er wenig überzeugend. Dann schüttelt er reumütig den Kopf und sagt mehr zu sich selbst als zu Charlene: — Schon komisch … alles, was ich wollte, war ein Mädchen, mit dem ich nicht in diese Pärchenkiste hineinschlittere. Und so war’s ja auch bei uns – wir waren wie Freunde, die miteinander ficken … wie du gesagt hast … wie die Kisten, die Sick Boy oben in Edinburgh am Laufen hat. Ohne Komplikationen oder Verpflichtungen.
— Aber dann ist es doch auch kein Problem, wenn wir es jetzt beenden.
— Das Ding ist, dass ich jetzt mehr will. Er denkt an seine Beziehungen aus dem letzten Jahr: Fiona, dieses tolle Mädchen aus Manchester, Roberta, und ein paar andere, an die er sich lieber nicht erinnern will.
— Hört sich so an, als wüsstest du nicht richtig, was du willst.
Renton merkt, wie seine Schultern zucken. — Ich mag’s einfach mit dir … high werden, auf Klautour gehen, abhängen, ficken … das ist echt das Beste!
— Schau mich nicht so an!
—
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