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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Hand liegt auf ihrem Bauch. Der Bund ihres Rocks hindert seine Finger daran, weiter Richtung Süden vorzudringen. Charlene streichelt derweil seinen Oberschenkel, wobei ihr Handgelenk seinen durch die Drogen nur semi -erigierten Schwanz reibt. Während er naive Zukunftspläne schmiedet, wird Charlene von dem Wissen gequält, dass sie eigentlich jemand anders liebt und ihren schottischen Lover langsam abservieren sollte. Als sie die Victoria Line verlassen, um mit der Überlandbahn weiter nach Dalston Kingsland zu fahren, werden ihre Schuldgefühle so stark, dass sie sich Renton gegenüber kalt und abweisend verhält. Der Skagrausch und die emotionale Unerfahrenheit von Renton verhindern allerdings, dass er ihren Stimmungswechsel registriert oder sich gar dafür interessieren könnte. Sie gehen zum Beatrice Webb House. Als sie merken, dass der per Knopfdruck angeforderte Aufzug tatsächlich funktioniert, entweicht ihnen ein erleichtertes Seufzen – ein untrügliches (und für beide gleichermaßen irritierendes) Zeichen, dass sie einen gemeinsamen Rhythmus gefunden haben.
    In der Wohnung sitzt Nicksy im Sessel und versucht, Wiederholungen von Crown Courts im Fernsehen zu schauen. Er ist nicht bei der Sache, denn seine Gedanken drehen sich um dunkle Szenarien: dass es schon viel zu weit entwickelt gewesen sein muss, um es legal wegmachen zu lassen. Dass man es in den ersten drei Monaten noch ausschaben konnte, später aber mit einer gynäkologischen Zange holen musste – in einem Stück oder in Einzelteilen. Dass es, ES, etwas Besseres verdient hatte als den Müllschlucker.
    Als Renton und Charlene reinkommen und sich auf der Couch niederlassen, grüßt er sie kurz. Die beiden sind aber zu sehr auf sich selbst und den Fernseher fixiert, als dass sie seine düstere Stimmung bemerken würden. — Crown Court … geilo …, sagt Renton, während Nicksy zur Küche schaut.
    — Mark … ich muss mit dir reden, im Ernst jetzt …, sagt Charlene und beugt sich steif nach vorn. Renton stürzt sich auf sie und bringt sie mit einem intensiven Kuss zum Schweigen. Unter hysterischem Gelächter beginnen sie, sich gegenseitig auszukitzeln, und sind kurz darauf wieder mit heftiger Knutscherei beschäftigt. Nicksy ist genervt, dass sein schottischer Freund und das Mädchen mit der wilden Mähne dieses arrogante Verhalten an den Tag legen, das normalerweise nur nach langer sexueller Abstinenz zu beobachten ist: »Schaut her, Leute, wir haben gerade eine Sache namens Sex erfunden!« Ihr Bonnie-und-Clyde-Gehabe erinnert ihn schmerzhaft an seine eigene Einsamkeit. Sofort muss er an Marsha denken, sieben Stockwerke 1a-Sozialbaubeton über ihm, und an die abgetriebene Frucht ihrer Liebe, die auf irgendeiner Mülldeponie im Londoner Umland verrottet.
    Plötzlich verpasst Charlene ihrem schottischen Liebhaber einen deftigen Klaps, zeigt mit dem Finger auf ihn und sagt: — Ich mein’s ernst! Renton aber albert weiter und schnappt nach ihrem Finger, als wäre er Giro, der Welpe, der seelenruhig auf dem Boden liegt.
    Nicksy ist zwar kein großer Fan von kleinlauten Mauerblümchen, findet allerdings, dass Charlene zu eingenommen von sich selbst ist. Die Art, wie sie sich ständig mit den Händen durchs Haar fährt und dann auf die Reaktionen der Kerle in ihrer Umgebung achtet, degradiert sie in seinen Augen zu einer Poserin. Auch wenn er zugeben muss, dass ihre Haarpracht ziemlich spektakulär ist, findet er, dass sie nicht mal annähernd so gut aussieht, wie sie selbst wahrscheinlich denkt.
    Renton und Charlene tauschen im Flüsterton ein paar knappe Worte aus und ziehen sich in das Gästezimmer mit der Matratze zurück. Nicksy entscheidet sich dafür, eine Runde zu drehen und beim Dalston Market vorbeizuschauen. Einer seiner Kumpels aus Ilford hat vor Kurzem eine ganze Ladung Walkmen bekommen, die von einem Lkw gefallen sind, und Nicksy kennt da diesen karibischen Hehler, der nicht viele Fragen stellt …
    Das Wetter draußen ist nicht sonderlich toll. Es hat bereits kräftig geregnet, und ein paar ekelhaft dicke Wolken verheißen noch mehr Niederschlag. In einem kläglichen Versuch, seinen Selbsthass auszuspeien, spuckt Nicksy in einen Gully und denkt über die nächsten Schritte in seinem chaotischen Leben nach. Vielleicht sollte er nach dem jähen Ende bei Sealink nun auch die Mietswohnung im Beatrice Webb House aufgeben. Er könnte Giro und seine Northern-Soul-Singles zu seiner Mum in Ilford bringen. Sie hat einen Garten hinterm Haus und

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