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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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wirbele herum und starre direkt in ihr Gesicht. — Bist du vollkommen wahnsinnig?! Er ist auf Entzug!, schreie ich sie an und muss an Nicksy denken. — Würde mich nich wundern, wenn er vom Balkon springt oder versucht runterzuklettern! Ich will sofort mit ihm sprechen!
    Da sie nicht reagiert, drehe ich mich wieder zur Balkontür und versuche, die Verriegelung zu öffnen. Jimmy macht zwar keinerlei Anstalten, mich zurückzuhalten, aber Moira umklammert mit ihren weißen, dürren Fingern mein Handgelenk. — Nein … nein … nein! Er soll diesen wilden Truthahn durchmachen, damit er von den Drogen wegkommt.
    — Wilder Truthahn?! Was zum Teufel faselst du da, Moira?! Damit bringst du ihn um! Keith braucht nen kontrollierten Entzug in einer anständigen Reha, verdammt! ER IST VERZWEIFELT GENUG, UM RUNTERZUSPRINGEN! Mein Gebrülle zeigt Wirkung, denn plötzlich gibt sie nach und lässt meine Hand los.
    In der Zwischenzeit hat sich die olle Hackfresse Curran in die Wohnung geschummelt. Ich kann hören, wie sie vom Flur aus auf mich einredet. — Du bist von hier fortgegangen, Renton! Hast in den Fort Flats nichts mehr zu suchen! Mach dich weg, runter zum Fluss, in dein eigenes Viertel … in das Haus, das wir hätten kriegen sollen!
    — Da wohnen wir gar nich mehr … sind ausgezogen, antworte ich. Mit einem Blick über meine Schulter sehe ich, wie sie mich schockiert anstarrt, während ihr der Unterkiefer nach unten klappt. Ich ziehe einen der Bolzen zurück und kann Keezbo auf der anderen Seite stöhnen hören. — Die vom Wohnungsamt haben uns eine bessere Hütte unten am Ufer gegeben, lüge ich Curran an und beginne, den zweiten Bolzen zu bearbeiten. — Alle Fenster mit Aussicht zum Fluss, extra großer Privatbalkon, auf den immer die Sonne scheint … wunderbare Wohnung!
    Die Wut schnürt ihr die Luft ab. — Balkon … Fluss … wie … wie zum Teufel … wie zum Teufel habt ihr diese Wohnung bekommen?!, stammelt sie. Dann flackert ein Funke in ihren Augen auf. — Eure alte Wohnung … die müsste doch jetzt leer sein, oder?
    Ich ziehe den zweiten Bolzen zurück. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass auf Moiras Angorastrickjacke immer noch ein Wellensittich sitzt, und zwar genau in Höhe ihrer Brustprothesen. Verdammte Scheiße …, denke ich, als ich genauer hinschaue. Die Strickjacke ist wieder ein Stück weit aufgegangen und gibt den Blick auf ein paar Jungvögel frei, die in den Prothesen sitzen! Sie strecken ihre kleinen Köpfe aus den Plastiktitten nach oben und verlangen mit offenen Schnäbeln nach Futter. Fuck! Fuck! Fuck! Ich schaue Moira an, aber sie erwidert meinen Blick nur mit einem harten Starren und gespitzten Lippen – so, als wolle sie sagen: »Na und?!«
    Den Scheiß kann ich mir echt nicht anschauen, also drehe mich weg und fummele an dem letzten Bolzen herum.
    — Sag schon, Renton, was ist mit eurer Wohnung?, fragt die alte Curran hartnäckig. — Die müsste doch jetzt leer sein!
    — Nee … da is letzte Woche ne Paki-Familie eingezogen. Als ich endlich den letzten Riegel aufkriege, meint Jimmy zu Moira, dass sie sich gefälligst richtig anziehen soll.
    — Pakis?! Wie konnten die nur … wie zum Henker konnten die vom Amt nur so etwas tun? Die olle Curran flippt jetzt richtig aus und scheint direkt zum Wohnungsamt laufen zu wollen. Dann schnappt der Bolzen zurück, und die Tür fliegt auf.
    Vor mir steht ein mitgenommener Keezbo. In seinem langen Mantel sieht er aus wie eine Blutwurst mit schwarzer Pelle und rosafarbenem Inneren. — Die wollten mich umbringen, Mark! Er zeigt auf Jimmy und Moira. — Ihr beide! IHR WOLLTET MICH UMBRINGEN!
    Während Moira entsetzt ihren Sohn anstarrt, erhebt sich der große Wellensittich von ihrer Strickjacke in die Luft. Hektisch zupft sie ihre Jacke zurecht, um das Nest mit den Piepmätzen in ihren Prothesen zu bedecken. Dann sieht sie, dass Keezbo den Maschendraht heruntergerissen hat, mit dem der Balkon abgesperrt war. — PASS AUF! DER KLEINE FRECHDACHS DARF NICH RAUSFLIEGEN! DIE WILDEN VÖGEL WERDEN IHM WEHTUN!
    — ICH SCHEISS AUF DIE VIECHER! DU WOLLTEST MICH UMBRINGEN!
    — WIR HAM VERDAMM NOMA VERSUCHT, DICH ZU RETTEN, KEITH! , schreit ihm Moira ins Gesicht. Da sie ihre Zahnprothese nicht trägt, hört sich alles etwas undeutlich an. — SAG DU’S IHM, JIMMY! , fordert sie ihren Mann auf.
    — Ich hab da draußen gefroren, verdammt!, stöhnt Keezbo niedergeschlagen. — Gefroren und gehungert hab ich!
    — Nach Drogn haste gehungert! Nichts als

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