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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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das Blut von der Hand wie ein Vampir. Daraufhin versuche ich mich an der Büchse, komme aber auch nicht weiter. Es ist zwecklos. Durch den Schlitz sehen wir zwar, dass das Ding voller Fünfzig-Penny-Stücke und Pfundmünzen ist, können das Geld aber nicht herausholen. Der Einwurfschlitz ist von innen gesichert und funktioniert nur in eine Richtung.
    Verfickte Wichsbüchse, verdammte!
    Raymie holt einen Hammer raus und drischt auf das Ding ein. Erfolglos. — Ich bin am Musizieren, die anderen tapezieren, meint er und legt das Werkzeug nieder. Seine sinnfreien Sprüche sind normalerweise witzig, nerven im Moment aber gewaltig. Ich greife mir den Hammer und prügele auf das Kackding ein, aber dieser unnachgiebige Kunststoff, dieses synthetische, krebserregende, nicht biologisch abbaubare Pisspolymer trägt maximal ein paar kleine Kratzer davon. Selbst mit einer Bügelsäge würde man hier nichts ausrichten können. Wenn man eine Chance haben will, müsste man schon einen Trennschleifer bemühen. Raymie wird zunehmend ungeduldig. — Gentlemen, ich glaube, es wäre besser, Sie verließen diese bescheidene Hütte, bevor der Hausherr zurückkehrt. Die Vorräte auf Lieferantenseite sind gerade sehr begrenzt, und ehe ihr das Ding nicht aufhabt, werdet ihr eh kein Zauberpulver zu Gesicht bekommen.
    Raymie ist ein komischer Vogel, aber im Moment tut er uns sogar einen Gefallen. Johnny hat sich in letzter Zeit echt affig mit der Kohle und ist durch die Unmengen Speed und Downer, die er sich reinpfeift, ziemlich labil geworden. Wenn er auch nur den leisesten Verdacht hegen sollte, dass wir ihn verarschen wollen, gibt er uns keinen Krümel und lässt uns am ausgestreckten Arm krepieren.
    Matty und ich beraten kurz und beschließen zu gehen, um nachzuschauen, ob Sick Boys Kontakt Monny aufgetaucht ist. Wir latschen wieder runter in Richtung Hafen, umgehen aber den Foot of the Walk und das Kirkgate, um bei Keezbo in den Fort Flats vorbeizuschauen. Er wohnt im vierten Stockwerk, nur zwei Türen neben der Wohnung, in der ich aufgewachsen bin. — Ich geh zu Keith hoch, Matty. Du wartest hier.
    — Alter, was willste da?
    Ich öffne die Sealink-Tasche, nehme die Sammelbüchse heraus und schüttele sie dicht neben seinem Ohr. Das Geräusch lässt eine Seite seines Gesichts erstarren, als hätte er gerade einen Gehirnschlag erlitten. — Die Büchse aufmachen: Ich schmeiß das Scheißding runter, du lässt es auf den Boden knallen, es geht kaputt, du sammelst die Münzen ein. Problem gelöst, alle glücklich. Okay?!
    Matty blinzelt, als hätte ihm jemand Pfefferspray in die Augen gesprüht. — Aber … Alter, die Pinke fliegt hier in alle Richtungen …
    WAS ZUM TEUFEL WAR DAS?
    Wir hören das zerfetzte Echo einer erregten Stimme von oben. Es dreht ein paar Runden in meinem Kopf und verursacht ein Gefühl der Panik, das meinen Nacken erschaudern lässt. Ich bin echt verdammt fertig, dieses beschissene Methadon ist wirklich zu gar nichts zu gebrauchen. Ich zieh an Mattys Jackenärmel. — Keezbo und ich kommen sofort runter und helfen dir. Wir können das jetzt hier nicht Ewigkeiten ausdiskutieren!
    Matty zieht etwas von der Rotze in seiner Nase hoch und nickt. Dann schaut er sich zitternd um. Ich lass die Tasche vor seinen Füßen auf die Erde fallen und haste hoch zur vierten Etage. Auf dem Balkongang vor der Wohnung sehe ich Keezbos Eltern stehen: Moira, mit der für sie typischen braunen Kraushaarfrisur und der dicken Hornbrille, und Jimmy, eine Tonne von einem Kerl mit weißem Hemd und schwarzer Hose. Als ich auf sie zugehe, werden die gepeinigten Schreie lauter. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass sie aus der Bude von Keezbos Alten kommen. Jimmy und Moira schauen sich panisch an, schlüpfen hastig in die Wohnung und versuchen, mir die Tür vor der Nase zuzuschlagen. — Was is hier los? Is das Keith, der da ruft?
    — Du bist hier nicht willkommen. Keiner von euch Typen ist hier willkommen!, keift Moira feindselig und lehnt sich mit ihrem ganzen Gewicht von innen gegen die halb offene Tür. Ich habe aber schon Schulter und Hüfte durchgeschoben und denke nicht dran, jetzt aufzugeben. Die Sammelbüchse halte ich in der Hand, die bereits in der Wohnung ist, und so fürchte ich, dass sie mir das Teil aus den Fingern reißen könnte. Also drücke ich noch etwas stärker und schiebe mich durch die Tür. Kaum bin ich drin, flattern mir ein paar von Moiras Piepmätzen vor dem Gesicht herum. — Pass auf, dass die Vögel nich

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