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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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antwortet er und zieht Maria näher zu sich heran, die uns nun aggressiv anfunkelt.
    Ich nicke Matty zu. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass wir uns bewegen müssen, und so lassen wir Sick Boy in dem Laden zurück und verduften. Als Matty und ich auf die Straße treten, werden wir von dem grausam hellen Tageslicht fast erschlagen. Die Spießbürger, die um uns rumschwirren und im Grunde nichts weiter als Ärger und Nervereien für Leute wie uns bedeuten, geben uns den Rest. Ich zittere wie ein Schokoriegel in der Hand eines Supermodels, das nicht weiß, ob sie diese Sünde gegen ihren anorektischen Körper begehen soll oder nicht.
    — Hör mal, Mark. Ähm, sorry wegen … wegen dem, was ich über Davie gesagt hab, verstehste? Ich stand irgendwie neben mir, Alter.
    — Vergiss es, antworte ich.
    — Alter, es is nur so, dass ich voll auf Turkey komm …
    — Vergiss es, hab ich gesagt. Ich bin einfach zu gereizt, um jetzt mit dem Spinner wegen so einem Mist zu diskutieren.
    Wir gehen in den Laden, um Kippen für Matty zu holen. Mrs. Rylance steht hinter der Kasse. Ihre grauweiße Elektroschockfrise rahmt ihr rotes Gesicht ein. Sie sieht, wie mein Blick zu der gelben Sammelbüchse wandert. — Tiere können dir nicht sagen, wenn etwas nicht stimmt, mein Junge. Um ehrlich zu sein, verbringe ich lieber Zeit mit Tieren als mit Menschen … als mit manchen Menschen zumindest, erklärt sie und schaut uns mitleidsvoll an. — Wie geht’s meinem Danny Boy? So ein netter Kerl …
    — Scheint ihm wieder besser zu gehen, antworte ich kurz angebunden und will eigentlich nur noch raus aus dem Laden. Ich hasse es, auf diese Weise Zeit zu verplempern und mein Leben nach den trivialen Süchten meiner Mitmenschen auszurichten. Matty wühlt eine gefühlte Ewigkeit in seinen Taschen nach Kleingeld. — Er is gerade unterwegs und arbeitet an einem Projekt.
    — Projekt …, wiederholt die alte Schachtel gedankenversunken. Als würde sie ein paar Juwelen aus einer verstopften Toilette bergen wollen, sucht sie in Mattys verdreckter Pfote die passenden Münzen zusammen.
    Eine Gruppe junger Kids kommt rein. Sofort fixieren die Adleraugen der alten Rylance die Bande. Ich sehe, wie Mattys Gesicht erstarrt, als ich diesen Moment nutze, um die gelbe Sammelbüchse an der Kasse zu greifen, und sie mit einer geschickten Bewegung in meine Sealink-Tasche stecke. Das habe ich von Charlene gelernt: Immer eine Tasche für das Diebesgut dabeihaben! Beim Klauen geht es einerseits um sorgfältige Planung, andererseits aber auch um das gnadenlose Ausnutzen des richtigen Moments. Während ich die Tat ausführe, schaue ich ein paarmal zwischen dem Kopf mit der Stahlwollefrisur der Ladenbesitzerin und Matty hin und her. Es besteht keine Gefahr, denn Mrs. Rylance ist voll und ganz auf die kleinen Scheißer konzentriert, während Matty mit verschlagenem Blick die Lage im Laden checkt.
    Kurz darauf machen wir uns aus dem Staub. Als die Tür hinter uns schließt, hören wir Mrs. Rylance krächzend schreien: — MEINE SAMMELBÜCHSE! MEINE BÜÜÜÜCHSEEEE! WER HAT MEINE SAMMELBÜCHSE GESTOHLEN?! Obwohl es die Gören sind, die sie verdächtigt, stiefeln wir sofort los, die Straße runter. Unser Plan: die Büchse aufbrechen und direkt zu Swanney. In der Queen Charlotte Street legen wir eine Verschnaufpause ein und inspizieren das Teil. Es ist ziemlich schwer und scheint voll von diesen neuen Ein-Pfund-Münzen zu sein.
    Als wir uns umsehen, kriegen wir mit, dass wir direkt gegenüber von einer Polizeiwache stehen. So machen wir uns wieder auf den Weg und steigen in einen 16er Richtung Tollcross. Johnny ist nicht zu Hause, aber glücklicherweise öffnet uns Raymie die Tür. — Come and buy my toys, begrüßt er uns und imitiert damit Bowie in dessen Tony-Newley-Phase. Dann kneift er ein Auge zu und schaut Matty an. — Bist du nicht in diesen heiligen Hallen zur Persona non grata erklärt worden, Matty? Vielleicht sollten wir euren Deal durchziehen, bevor der weiße Schwan wieder in sein Nest zurückkehrt?
    — Aye, is wohl besser …
    Mit einem Messer machen wir uns an der Büchse zu schaffen, kriegen das Scheißding aber nicht auf! Matty versucht hineinzustechen, wobei die Klinge von dem verstärkten Plastikgehäuse abrutscht und geradewegs in seine andere Hand rast. Sofort schießt rotes Blut aus der Wunde und besudelt die gelbe Sammelbüchse und den von ausgedrückten Zigarettenkippen zerlöcherten Boden. — VERDAMMTES SCHEISSDING! , brüllt er und saugt sich

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