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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Es ist nicht sonderlich viel, im Grunde nur ein paar Hanteln und eine Gitarre, aber wir hoffen, dass wir bald mehr bekommen. Am späteren Abend gibt es die Möglichkeit einer Nachtmahlzeit, bei der meist eine heiße Schokolade oder ein Malzgetränk und Kekse angeboten werden. Um elf Uhr werden in allen Gemeinschaftsbereichen die Lichter ausgeschaltet. Auch der Fernseher wird dann abgestellt. Während des fünfundvierzigtägigen Programms sind keine Telefonanrufe erlaubt. Die Ausnahme bilden wichtige familiäre Anlässe, allerdings nur mit Zustimmung eines leitenden Mitarbeiters des Therapeutenteams. Die Teilnehmer dürfen zwar Briefe schreiben, aber eingehende Postsendungen werden vor der Aushändigung geöffnet und untersucht. Drogen, einschließlich Alkohol, sind auf dem Gelände der Einrichtung verboten. Für Nikotin und Koffein machen wir eine Ausnahme, wenn auch nur ungern, grinst er. — Für die Zeit der Behandlung dürfen die Teilnehmer das Gelände der Einrichtung nicht verlassen. Die Ausnahme bilden Projektausflüge oder Ausgänge in Begleitung eines Mitarbeiters des Therapeutenteams.
    — Das ist ja wie im Knast!
    Len schüttelt den Kopf. — Im Knast wirst du nur eingesperrt und irgendwann wieder rausgeschmissen. Wir hingegen versuchen alles, damit es dir besser geht. Er steht auf. — Okay, wir haben jetzt eine kleine Vorstellungsrunde, nur für dich! Aber zuerst zeige ich dir noch den Rest der Einrichtung.
    Len gibt mir eine Tour durch die »Einrichtung«, wie sie den Laden nennen. Er erklärt, dass das Dorf St. Monans in East Neuk of Fife liegt, nicht weit entfernt von Anstruther. Es ist ein ehemaliges Fischernest, klein und idyllisch, das sich jetzt voll und ganz auf den Tourismus konzentriert. Eigentlich spielt das aber keine große Rolle. Da wir diesen Schuppen sowieso nie verlassen werden, könnte das Dorf auch ein paar Meilen entfernt sein. Die Ortschaft und das Reha-Projekt sind nach dem heiligen Monan benannt, über den kein Schwanz was weiß. Er ist der Schutzpatron von Gott-weiß-was-fürm-Scheißdreck und damit der perfekte Namensgeber für diesen Ort. Die Einrichtung selbst besteht aus einem U-förmigen Gebäude mit einem von einer Mauer umgebenen Garten auf der Rückseite. Es gibt zehn Einzelzimmer, eine Küche, einen Speisesaal und einen Freizeitraum mit Billardtisch und Fernseher. Von dort aus führt eine Tür zu einem Wintergarten, über den man in einen kleinen Hof und den von Bäumen gesäumten Garten gelangt.
    — Und das ist der Raum für die Gruppentherapien, sagt Len und öffnet die Tür. — RENTON, DU ALTER WICHSER! , schallt es mir entgegen, als ich eintrete. Dann: Lachen und Applaus. Ich kann’s kaum fassen. Die ganze Gang ist am Start!
    — Ach du heilige Scheiße. Ihr Ärsche seid auch alle hier?!, höre ich mich freudig krächzen. Es ist fast so, als hätten sie eine Überraschungsparty für mich organisiert.
    — Jetzt sind wir vollzählig, Jungs, lacht Johnny Swan, der – ich kann meinen Augen kaum trauen – Hemd und Schlips trägt.
    Da sitzt Keezbo, ziemlich fertig, Ellbogen auf der Stuhllehne und den dicken Kopf auf der massigen Faust aufgestützt. Daneben Spud in Junkiepose, die Arme eng um den Oberkörper geschlungen. — Catboy …, meint er nur.
    Sick Boy fläzt in einem Stuhl in der Ecke. Ich nicke ihm zu und setze mich neben ihn. — Tolle Bude, die deine Tante hier hat!
    Er ringt sich ein müdes Lächeln ab. — Musste sein, Mann, musste sein.
    Spud fragt Len, ob er was gegen seine Krämpfe kriegen könnte, während Sick Boy und Swanney mir einen Typen aus Niddrie namens Greg Castle vorstellen, der sofort den Spitznamen Roy verpasst kriegt. Außerdem sind da noch ein ziemlich nervöser kleiner Spinner namens Ted aus Bathgate und ein gewisser Skreel – ein Weedgie-Typ mit schwarzen Augen und einer langen, gebogenen Nase, die aussieht, als wäre sie schon ein paarmal gebrochen worden. Skreel ist erst gestern hier angekommen und total am Klappern. Es gibt nur eine Frau in der Gruppe: eine Schnitte mit Lockenmähne namens Molly, die mich mit ungezügelter Feindseligkeit anstarrt. Die Einstichstellen an ihren dünnen, weißen Handgelenken sehen rot und entzündet aus, sind aber lange nicht so beeindruckend wie die unterschiedlich tiefen Schnittwunden auf ihren Unterarmen. Die angsteinflößendste Figur in der gesamten Runde ist ein großer Biker namens Seeker, über den ich schon einige Geschichten gehört habe. Er durchleuchtet mich mit einem Röntgenblick, wendet

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