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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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    — Sehr heimelig, sagt meine Ma, als sie mit den Fingern über das Material der Vorhänge fährt.
    — Mit Mark werden Sie keine Scherereien haben, meint mein Dad und wendet sich zu mir. — Du wirst doch deine Chance hier nutzen, nicht wahr, Junge?
    — Sicher doch, sage ich und schaue auf den Tagesplan, der an der Wand hinter ihm befestigt ist. Da steht: WECKEN um 07:00 Uhr! Ich glaub, ich dreh durch.
    Bei der erstbesten Gelegenheit kratz ich hier die Kurve.
    — Wir tun alles, um ihn von der Straße runterzubekommen … weg von diesen Losern und Spinnern wie diesem Spud oder diesem Matty. Keine Ambitionen, diese Leute. Er schüttelt den Kopf.
    — Die Herauslösung des Individuums aus der Umgebung, die den Substanzkonsum unterstützt, ist eines der Schlüsselelemente unseres Programms. Wir bieten einen reglementierten und strukturierten Rahmen an, in dem das substanzabhängige Individuum zur Ruhe kommen und eine Bestandsaufnahme durchführen kann, erklärt Schwester Vierauge.
    — Diese Leute wollen dich nur auf ihr Niveau runterziehen, Junge. Das habe ich alles schon gesehen, warnt meine Mutter und starrt mich dabei aus ihren gequälten Augen an.
    — Aber das sind meine Kumpels! Es ist doch meine Entscheidung, mit wem ich meine Zeit verbringe, halte ich dagegen und höre in einiger Entfernung das lautstarke Klappen einer Tür, gefolgt von gereizten Stimmen, Drohungen und Beschimpfungen.
    — Das sind Junkies!, meint sie verächtlich.
    — Na und? Sie tun doch niemandem was, protestiere ich und schnappe den genervten Blick von Schwester Vierauge auf. Sie hat keine Lust, in einen Familienstreit hineingezogen zu werden, und wirkt darüber hinaus empört, dass das Ganze in den heiligen Hallen ihrer Reha-Einrichtung stattfindet. Außer mir scheint niemand den Tumult am Ende des Flurs und die stampfenden Schritte im Korridor wahrzunehmen.
    Meine Güte, das kann ja hier richtig heiter werden.
    — Niemandem etwas tun?!, brummt mein Vater zornig. — Sie haben euch auf frischer Tat erwischt, als ihr die Sammeldose aus dem Laden geklaut habt! Es war eine alte Frau, Mark. Eine Rentnerin, die jeden Tag dafür kämpft, über die Runden zu kommen, und sich für hilfsbedürftige Tiere engagiert. Du wirst doch einsehen, wie schäbig so was ist, oder? Das siehst du doch ein, Junge, nicht wahr? Auf der Suche nach Unterstützung schaut er die angespannte, aber nach wie vor neutrale Schwester Vierauge an und wendet sich dann wieder zu mir. — Du wirst doch wohl sehen, wie dich das dastehen lässt, oder?!
    Und alles wegen dieser alten Schachtel, die ohnehin bald den Löffel abgibt … dieser Denunziantensau, dieser verfickten …
    — Du warst besser dran, als du noch mit Tommy, Francis und Robert rumgezogen bist, Junge, insistiert meine Ma. — Beim Fußball und so. Du mochtest doch immer Fußball!
    Ein plötzliches Gefühl der Panik fährt durch meinen Körper. Am liebsten würde ich mich irgendwo hinkauern, um die lähmende Kälteattacke auszusitzen, die mich gerade ergreift. Ich wende mich an die Dame des Hauses. — Ich fühle mich gerade ziemlich schlecht. Kriege ich hier auch mein Methadon?
    Der Blick von Schwester Vierauge wirkt kalkuliert und unbeeindruckt. Es ist fast so, als würde sie mich zum ersten Mal sehen. Langsam schüttelt sie den Kopf. — In dieser Einrichtung sollen die Teilnehmer ein drogenfreies Leben beginnen. Deshalb wirst du hier auch vom Methadon entwöhnt. Dafür bist du in St. Monans Teil einer Gruppe, Mark, Teil einer Gesellschaft, die gemeinschaftlich auf dieses Ziel hinarbeitet. Es gibt hier viel Raum für Ruhe und Spiel, aber trotzdem wird es mitunter sehr hart werden, erklärt sie und schaut zu meinen Eltern. — Wenn Sie keine weiteren Fragen mehr haben, Mr. und Mrs. Renton, sollten wir Mark jetzt die Zeit geben, in St. Monans anzukommen.
    Fuck, fuck, fuck!
    Meine Ma bricht mir bei der Abschiedsumarmung fast die Knochen und heult heftig. Dankenswerterweise entscheidet sich mein Dad für ein müdes Nicken. — Aber er ist doch mein kleiner Bengel, Davie, er wird immer mein kleiner Bengel sein …
    — Komm jetzt, Cathy, meint Dad und zieht Ma von mir fort.
    — Ich werd das alles in den Griff kriegen, Ma, ganz bestimmt. Du wirst sehen … Ich versuche, sie anzulächeln.
    Nun geh schon. Nun geh doch endlich!
    Ich will mich einfach nur hinlegen. Was ich nicht will, ist Teil dieser kleinen beschissenen Gruppe, dieser bekloppten Gesellschaft zu sein, von der

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