Skagboys 01
bekommen hatte, und machte mich mit der Unterstützung von Sick Boy und dessen Wörterbuch ans Werk:
City of Edinburgh District Council
Housing Department
Waterloo Place, Edinburgh
Tel.: 031 225 2468
Leiter: J. M. Gibson
Mr. und Mrs. Oliver Curran
D 104 Fort House
Leith
Edinburgh EH6 4HR
25. März 1985
Sehr geehrte Mrs. und Mr. Curran,
BETREFF: DAS NACHBARSCHAFTSPROJEKT »ZUSAMMENRÜCKEN«
Wie Sie bestimmt schon bemerkt haben, hat der von der Zentralregierung geförderte Verkauf von stadteigenen Wohnungen besonders in Gegenden mit hoher Wohnqualität zu einer Verminderung der von der Stadtverwaltung Edinburgh vermietbaren Unterkünfte geführt. Angesichts dieser Entwicklung sind wir nicht mehr in der Lage, allen bedürftigen Bürgern unserer Region entsprechend geeigneten Wohnraum zuzuweisen.
Um diesem Problem effektiv begegnen und unsere Hauptaufgaben – Förderung von Chancengleichheit und Aufbau eines multikulturellen Edinburgh – weiterhin erfüllen zu können, hat der Stadtrat ein innovatives Programm mit dem Namen ZUSAMMENRÜCKEN entwickelt. Bei diesem Projekt wird der stadtweit existente Wohnraum bedarfsbasiert analysiert, um momentan obdachlose Familien (bevorzugt aus ethnischen Minderheiten) in bereits vermietete Wohneinheiten zu integrieren.
Wie wir erfahren haben, hat Ihre Tochter kürzlich geheiratet und ist aus der Dreiraumwohnung unter oben genannter Anschrift ausgezogen.
Daher wird am Montag, dem 15. April 1985, das somit frei gewordene Zimmer in Ihrer Wohnung von Mr. und Mrs. Ranjeet Patel bezogen.
Die Küche und das Wohnzimmer werden Sie vorerst nicht teilen müssen, da wir in das von Familie Ranjeet Patel benutzte Zimmer eine Kochstelle und einen Kühlschrank einbauen werden. Beachten Sie bitte, dass diese Regelung vorläufig und unverbindlich ist. Es versteht sich von selbst, dass Sie die sanitären Einrichtungen in Ihrer Wohnung mit dem Ehepaar Ranjeet Patel sowie mit deren Kindern und Eltern teilen.
Um einen reibungslosen und effektiven Übergang zum Pro jekt ZUSAMMENRÜCKEN zu gewährleisten, bietet die Stadtverwaltung in Zusammenarbeit mit dem Amt für Bildung und Erziehung Lothian spezielle Kurse an, in denen Sie grundlegende Kenntnisse der bengalischen Sprache und Kultur erlernen werden. Die Teilnahme an diesen Schulungen gilt im Rahmen Ihres Mietvertrags als verpflichtend. Wann und wo diese Kurse stattfinden, werden wir Ihnen in Kürze mitteilen.
Sie haben drei Arbeitstage Zeit, um Einspruch gegen diesen Bescheid einzulegen. Zu diesem Zweck wenden Sie sich bitte an Mr. Matthew Higgins, der unter der obenstehenden Nummer und der Durchwahl 2065 zu erreichen ist. Als Referenz geben Sie bitte folgendes Aktenzeichen an: D104 FORT/CURRAN.
Wir möchten uns bereits vorab für Ihre aktive Kooperation in dieser Angelegenheit bedanken und freuen uns darauf, mit Ihnen und anderen Mietern in Ihrer Wohngegend zusammenzuarbeiten, um den Erfolg dieses innovativen Projekts sicherzustellen.
Mit freundlichen Grüßen
J. M. Gibson
J. M. Gibson
Leiter, Wohnungsamt Edinburgh
Higgins, dessen Namen wir als Kontaktperson angegeben hatten, war der Leiter einer anderen Abteilung im Wohnungsamt, den unser Kumpel Norrie auf den Tod nicht abkonnte. So taten wir auch ihm einen kleinen Gefallen mit unserem Brief. Als wir fertig waren, krümmten wir uns vor Lachen. Angelockt von unserem lautstarken Gegacker, kamen Tom und Schwester Vierauge ins Büro. »Was ist hier los?«
»Nichts. Wir schreiben nur ein paar Einträge fürs Journal.«
»Ich hätte nicht gedacht, dass das so vergnüglich werden würde …«
»Es hat natürlich auch seine amüsanten Elemente«, meinte Sick Boy und warf Amelia einen seiner Roger-Moore-Blicke inklusive hochgezogener Augenbraue zu.
»Sehr gut. Ich denke, unsere Gruppensitzungen könnten etwas von dieser ungezwungenen Leichtigkeit gebrauchen, sofern es in einem akzeptablen Rahmen bleibt«, sagte Tom gestelzt, woraufhin ihn Schwester Vierauge mit einem schmachtenden Groupieblick der Marke »Am liebsten würd ich dir sofort einen blasen« anglotzte.
Tag 27
Meine Racheaktion an den Currans bedeutete leider Gottes auch, dass ich nun etwas für Tom zusammenkloppen musste. So blieb ich letzte Nacht auf und schrieb, wobei ich ab und an in das Mondlicht hinausschaute, das durch die dünnen Bäume hindurch in den Garten schien. Die alte Steinmauer draußen lässt vermuten, dass an diesem Ort schon früher ein Gebäude gestanden haben muss – möglicherweise eine große
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