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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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hab ich zu ihr gesagt. ›Mir ist klar, dass Sie möglicherweise einen Partner haben oder sogar in einer ernsten Beziehung stecken …‹ Darauf hat sie zwar keine Miene verzogen, aber es war offensichtlich, dass sie keinen Stecher hat. ›Das respektiere ich voll und ganz. Momentan sehe ich uns auch nur als Freunde, die hin und wieder einen Kaffee trinken gehen und sich unterhalten. Mehr wage ich mir in dieser Situation nicht zu erhoffen.‹ Sie sieht mich also mit diesem undurchschaubaren Blick an und meint: ›Sie sind ein sehr junger Mann, Simon …‹
    ›Und Sie sind eine junge Frau‹, sage ich.
    Ich hatte das Gefühl, dass sie kurz davor war, rot wie ein junges Mädchen anzulaufen, aber sie hat ihre Scham unterdrückt, indem sie auf diese gestelzte Art meinte: ›Ich glaube, ich bin um einiges älter, als Sie sich vorstellen können.‹
    ›Komisch … dabei hätte ich uns auf dasselbe Alter geschätzt‹, hab ich zu ihr gesagt. ›Natürlich werden Sie mit all Ihren Qualifikationen und Abschlüssen ein oder zwei Jahre älter sein als ich … aber eigentlich spielt das keine Rolle.‹
    ›Ja, das stimmt‹, meinte die kaltherzige Schlampe dann und ist zum Gegenangriff übergegangen. ›Das spielt wirklich keine Rolle. Was allerdings eine Rolle spielt, ist die Tatsache, dass unsere Arbeitsbeziehung kompromittiert wurde. Ich werde veranlassen, dass Sie sich für die Einzelgespräche wieder mit Tom treffen.‹
    Ich schiebe also voll die Panik und versuche, sie zu überreden: ›Aber zu Tom kann ich einfach keine Beziehung herstellen. Nicht so wie zu Ihnen …‹ Und weißt du, was sie dazu gesagt hat?«
    »Nee. Was denn?«
    »›Genau daran sollen Sie ja arbeiten!‹ Damit war das Thema für sie beendet.«
    Wieder saß er die ganze Nacht in meinem Zimmer und quatschte in einer Tour, ein einlullender Monolog aus fast ausschließlich selbstgerechtem Bullshit. Nach einer Weile konnte ich nicht mehr ausmachen, was er überhaupt sagte, aber ich wollte irgendwie nicht, dass er ging. Seine Stimme war so unglaublich entspannend und half mir dabei einzuschlafen. Ein paarmal schnipste mir der Arsch sogar mit den Fingern vor der Nase herum, sodass ich aufwachte und ihn anfauchte, er solle sich endlich verpissen. Als er dann aber ging, war ich wieder hellwach.
    Tag 28
    Wie lange wird es noch regnen, verdammte Scheiße? Mir kommt es fast so vor, als hätte es ohne Unterlass gepisst, seitdem ich hier angekommen bin. Wie lange kann man die dürren Äste der Bäume vor dem eigenen Fenster anstarren und zusehen, wie die Vögel draußen frei herumfliegen? Wie lange kann man den Schatten der Baumkronen anglotzen und sich Selbstvorwürfe wegen seines vermurksten Lebens machen?
    Deprimiert bis zum Abwinken. Ein Gefühl wie Neil Armstrong, der in seinem schweren Raumanzug durch die Gegend latscht und den Rest des Universums durch eine daumendicke und von innen beschlagene Glasscheibe anschaut. Selbst auf dem Mond wäre ich jetzt besser drauf als hier. Armstrong, Aldrin und dieser dritte Bastard, den kein Schwanz kennt und der noch nicht mal aus der Kapsel steigen durfte, nachdem er den ganzen Weg da hochgeflogen war … manchmal frag ich mich schon, warum die überhaupt zurückgekommen sind.
    Tag 30
    Frühstück: Porridge, Toast, Tee.
    Meditation: eine unmotivierte, fantasielose und unterm Strich frustrierende Wichssession in meinem Zimmer.
    Gruppe zur Prozessbegleitung: Molly verhält sich passiv-aggressiv gegenüber Audrey und sorgt bewusst für Unbehagen bei der Neuen, indem sie sie dazu zwingen will, sich der Gruppe gegenüber zu öffnen. »Es macht mich traurig, wenn ich sehe, dass du einfach nur dasitzt und nichts sagst, Audrey. Ich habe das Gefühl, dass du viel zur Gruppe beitragen könntest. Außerdem fühle ich mich durch dein Verhalten isoliert, weil ich die einzige Frau bin, die etwas in der Gruppe sagt.«
    Auds kaut weiter auf der Haut um ihre Fingernägel herum. Und schweigt.
    Tom nickt langsam und wendet sich dann an Audrey: »Audrey, was fühlst du, wenn dir Molly so etwas sagt?«
    Audrey blickt ihn an und meint dann mit fester Stimme: »Ich rede dann, wenn ich reden will, und nicht, wenn es anderen Leuten in den Kram passt.« Dann schaut sie mit stahlharten Augen zu Molly rüber, die ebenso geschockt ist wie der Rest der Gruppe und in ihrem Stuhl zu versinken scheint. Geile Aktion!
    AUDREY HAT’S DRAUF!
    Gruppe zu Themen der Substanzabhängigkeit: Nachdem Molly Bloom von Auds in die Schranken gewiesen wurde, stürzt

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