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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Blindschleiche verwandelt und äfft schamlos das Auftreten und die Phrasen ihrer neuen Verbündeten nach. So labert sie im Aufenthaltsraum ohne Ende von »destruktiven Beziehungen, die negatives Verhalten fördern«, und meint, dass sie sich nie wieder mit Typen wie Brandon oder Simon einlassen würde, denn »die versuchen nur, dich zu manipulieren«.
    Wie schnell sie doch alle vergessen! Als sie das sagt, muss ich kurz grinsen, denn ich weiß ganz genau, dass ihr Unterhöschen in Sekundenschnelle auf Knöchelhöhe baumeln würde, wenn Sick Boy in diesem Moment durch die Tür käme.
    »Schön, dass du deine Lektion gelernt hast«, meint Seeker und lächelt mich finster und verschwörerisch an. Keezbo knabbert derweil weiter an der trockenen Haut seiner stark blutenden Fingernägel.
    »Aye, das hab ich auch!«, schießt sie aggressiv zurück und wirft uns einen abfälligen Blick zu, bevor sie aus dem Zimmer stürmt.
    Tag 40
    Neue Entwicklungen auf dem Junkie-Transfermarkt: RAUS geht Seeker. REIN kommen der stinkende alte Hippie Dennis Ross aus Leith und ein Spacko aus Sighthill mit Hamsterfresse, der auf den Namen Alan Venters hört.
    Ich werde Seeker vermissen und stehe damit wieder einmal allein auf weiter Flur. Ohne ihn wird es für mich schwerer werden, mich morgens und nachmittags zum Pumpen zu motivieren.
    Tag 41
    Es ist ein wunderschöner Morgen. Ich stehe in aller Frühe auf, um Gewichte zu stemmen und mein Springseiltraining durchzuziehen. Zu meiner Überraschung ist auch Audrey schon früh auf und klopft gegen die Glastür, damit ich ihr öffne. Für mich ist sie die Verkörperung von Bowies little girl with grey eyes, say something, say something …
    Sie sagt aber nichts, sondern gesellt sich schweigend zu mir, um ein paar Gewichte zu heben und mit dem Seil zu springen. Danach setzen wir uns in den Garten und unterhalten uns ein wenig. Audrey sagt es zwar nicht, aber es ist offensichtlich, dass sie nicht sonderlich viel für Seeker übrighatte und deshalb erst jetzt mit dem Fitnessprogramm beginnt. Nur allzu verständlich. Nach einer Weile gehen wir rein zum Frühstück, während sich die anderen unter allerlei Stöhn- und Gähngeräuschen aus ihren Betten quälen.
    Auf dem Menü stehen Rührei und überraschend leckere vegetarische Würstchen, auf die ich eine Unmenge brauner Soße drücke. Störend wirkt lediglich dieser Venters-Spacko, der allein am Tisch sitzt, voll am Zittern ist und ein paar richtig fiese Vibes ausstrahlt. Audrey und Molly haben regelrecht Angst vor dem Kerl, und auch ich werde das Gefühl nicht los, dass der Spinner Ärger bedeutet. Nicht mehr mein Problem.
    Da ich mit Joyce durch bin, komme ich endlich zu Carl Rogers. Interessanter, als ich anfänglich dachte. Ich will das Ding unbedingt schaffen, bevor ich gehe. Tom zuliebe.
    Tag 42
    Eine halbe Stunde lang pisst es heftig am Stück, bevor sich der Regen in einen silberfarbenen Himmel mit ausgefransten Wolken zurückzieht.
    Audrey hat Seeker ersetzt und ist jetzt mein neuer Fitnesspartner. Nach dem Pumpen ruhen wir uns aus und unterhalten uns über Musik und das Leben. Sie erzählt mir, dass sie als Krankenschwester mit todkranken Leuten gearbeitet hat, irgendwann depressiv wurde und dann anfing, sich am Morphin im Medikamentenschrank zu bedienen.
    Sie ist jetzt so etwas wie eine Kumpeline für mich, womit ich sie endgültig von meiner Wichsliste streichen muss. Sich einen auf Kollegen runterzuholen – auch wenn sie Titten und eine Pussy haben –, geht einfach mal gar nicht. Für mich zumindest funktioniert das nicht.
    Heute werden Molly und Ted entlassen. Sie haben ihre Zeit abgesessen. Ted kommt zu mir und meint so was wie: »Ich konnte dich am Anfang nicht ab. Dachte, du wärst so ein arroganter Pinkel, der sich immer davonschleicht und sich nicht mit den anderen abgeben will. Dann hab ich kapiert, dass du einfach nur deine Ruhe wolltest, um den Scheiß hier auf deine Weise durchzustehen.« Ich umarme ihn zum Abschied – zu meiner eigenen Überraschung ziemlich herzlich. Noch schockierter bin ich allerdings, als mich Molly in die Arme schließt, mir einen Kuss auf die Wange drückt und sagt: »Ich werd’s vermissen, mit dir zu streiten, du Spinner.« Ich erwidere den Kuss und wünsche ihr alles Gute. Ted und Molly sind die beiden Mitglieder aus der Originalmannschaft, die ich am wenigsten leiden konnte. Trotzdem werde ich sie vermissen, besonders weil ich von den Neuzugängen wenig bis gar nichts halte. Fick sei Dank, dass

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