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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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ich am Donnerstag die Kurve kratze. Kann’s kaum erwarten.
    Ich bleibe lange auf, um abwechselnd Rogers zu lesen und mehr über Orgreave zu schreiben.
    Tag 43
    Keezbo graduiert mit Auszeichnung von unserem Junkie-Reha-College, scheint aber nicht sonderlich begeistert über seine Entlassung zu sein. »Kopf hoch, Kumpel«, sage ich zu ihm. »Die Rhythmussektion aus den Fort Flats wird schon bald wieder voll in Aktion sein. Toughest Skiers!«
    »Toughest Skiers …«, antwortet er traurig.
    Was ist nur mit dem fetten Jambo-Arsch los? Die ganze Zeit zieht er diese Depri-Fresse. Bricht mir echt das Herz, ihn so zu sehen! Bevor er zur Tür rausgeht, umarmt er mich. Es fühlt sich so an, als würde mich ein schwitzender, rasierter Riesenbär begrapschen. »Ich werd dich vermissen«, meint er, als würden wir uns niemals wiedersehen. Dann drückt mir der Dicke einen Umschlag in die Hand. Als er weg ist, öffne ich ihn und finde darin das Mannschaftsfoto unserer Crew mit den Wolves-Trikots.
    Tag 44
    Brian Clough war vierundvierzig Tage bei Leeds United beschäftigt. Ich hätte liebend gern mit ihm getauscht. Vierundvierzig Tage … nicht sonderlich viel Zeit, um einen Club umzukrempeln. Auch nicht sonderlich viel Zeit, um ein Leben umzukrempeln.
    Irgendwie muss ich heute an »Beasley Street«, diese Spitzennummer von John Cooper Clarke, und den dazugehörigen Text denken: »Hot beneath the collar, an inspector calls …« Auch wir haben heute nämlich Inspektoren im Haus, und zwar gleich drei an der Zahl: einer vom NHS, einer vom Amt für Sozialarbeit und einer vom Ministerium für schottische Angelegenheiten. Der Daily Express hat über Skreels »Ausbruch« berichtet: Es gab einen Artikel über das »Fünf-Sterne-Junkie-Hotel in St. Monans« und einen entsprechenden Kommentar mit der Empfehlung, die Einrichtung baldmöglichst zu schließen. Len erzählt mir, dass vor dem Gebäude ein schmieriger Typ mit Kinderfickerlook und Presseausweis rumlungert und die Belegschaft um Statements anschnorrt.
    Es ist schon erstaunlich, wie die Sachen in diesem Land funktionieren: Es müssen nur ein paar abgehalfterte Drecksäcke (die Presse) kommen und einen Haufen Scheiße tippen, damit eine Masse gehirnamputierter Idioten (die Öffentlichkeit) sich empört und eine Bande opportunistischer Kleingeister (die Politiker) dazu veranlasst, rhetorisch oder legislativ in die gleiche Kerbe zu schlagen. Jetzt steht jedenfalls erst mal eine »umfassende Überprüfung der Einrichtung« auf dem Programm.
    Die Angelegenheit bringt uns alle zusammen. Wir fühlen uns wie Promis und sprechen in schmeichelnden Tönen von der Reha-Einrichtung. Als Veteran beantworte ich den Großteil der Fragen. Auch Audrey sagt etwas, und Dennis Ross, der älteste, reifste und eloquenteste Reha-Teilnehmer unter den Neuankömmlingen, liefert ebenfalls einen erstklassigen Redebeitrag vor den Inspektoren mit ihren Bürokratenvisagen ab. (Im Garten der Eunuchen können selbst die mit den Fünf-Zentimeter-Schwänzen einen auf dicke Hose machen.) Wir betonen, dass die Therapie in St. Monans keinesfalls ein Spaziergang ist, den man auf einer Arschbacke abreißen kann.
    Tom, Amelia, Len und der Rest der Belegschaft sind verständlicherweise ziemlich nervös. Schließlich besteht die Möglichkeit, dass die Einrichtung geschlossen wird. Ich beschließe, nicht an der eilig einberufenen Vollversammlung teilzunehmen, da es für mich morgen nach Hause geht. Stattdessen schaue ich mir die Nachrichten an. Es hat eine große Razzia gegeben, bei der jede Menge Heroin beschlagnahmt wurde. Im Fernsehen überschlagen sich nun die Politiker und Bullen. Lauthals verkünden sie, dass sie den »Krieg gegen die Drogen« gewinnen werden. Am liebsten würden sie sich wahrscheinlich gerade gegenseitig die Schwänze lutschen – so geil finden sie sich.
    Sicher doch, feiert nur, ihr ahnungslosen Flachwichser.
    Tag 45
    Der nächste Kandidat im Reha-Game ist niemand Geringeres als mein alter Freund … Mikey Forrester! Auch er wird die folgende Woche in seinem Zimmer verbringen, stöhnend und schwitzend, sich von den anderen fernhalten und vor seinem eigenen Schatten erschrecken.
    Angst und Verwirrung standen ihm ins Gesicht geschrieben. Ich betrachtete seinen abgemagerten Körper und dachte daran, dass Mikey eine der wenigen Personen war, denen diese Höllentour ganz recht geschah.
    Als er mich bemerkte, leuchteten seine Augen auf. Er kam zu mir rübergeschlurft und meinte: »Mark … alles klar,

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