Skagboys 01
hören. Dafür hat dir der liebe Herrgott zwei gesunde Beine geschenkt. Außerdem gibt es Züge. Du gehörst nicht zu den Menschen, die passiv das schlechte Blatt akzeptieren, das ihnen das Schicksal unfairerweise ausgeteilt hat.
Ich nehme ihre Hand. — Zieh jetzt nur keine voreiligen Schlüsse, Babes. Lass uns einfach einen kleinen Test machen … einen Test, damit wir Bescheid wissen. Was auch immer passiert, wir werden dieses kleine Malheur gemeinsam durchstehen. Komm, Babes, sage ich und schaue mich um. — Lass uns von hier verschwinden.
Und so verlassen wir die Bar und den Bahnhof und laufen auf der steinigen Straße aus der Stadt hinaus in Richtung des alten Bauernhauses. Auf dem Weg schmieden wir Pläne. Als wir an der Scheune hinter dem Haus ankommen, wo abgemagerte Ziegen auf kläglichen Weiden grasen, habe ich ihr all ihre Ängste genommen. Zumindest so weit, dass die Träger ihres Kleides problemlos von ihren dünnen Schultern rutschen, als ich den dunklen Vorhang ihrer Locken beiseiteschiebe und diesen exquisiten Nacken freilege, der wie für den Kuss eines Vampirs geschaffen scheint.
— Du wirste mir Edinburgh zeigen, Simon, nichte wahr?!, japst sie unter meinem Liebesbiss.
Ich säusele ihr ins Ohr, während meine Hände mit geübten Bewegungen an ihrem Rücken hinauffahren, um den weißen BH zu öffnen und diesen unglaublich braunen Busen zu liebkosen. — Davon kann mich nichts und niemand abhalten, Babes. Absolut niemand!, versichere ich ihr, obwohl meine Pläne anders aussehen. Ich habe nämlich keinen Bock auf Kirche, Bambinos und eine ständig fetter werdende Ehefrau, die ihre Kochkünste perfektioniert und am Samstagmorgen eine Pflichtnummer mit mir schiebt, damit ich wenigstens an einem Tag in der Woche zu Hause bleibe und nicht den Stadtschönheiten nachjage. Nein, nein, nein – da muss die kleine Massima den großen Simon wohl mit irgendeinem Volltrottel verwechselt haben.
Auch wenn ich mich oberflächlich betrachtet gerade auf die unfassbar schönen Kurven dieser atemberaubenden Taille konzentriere, plane ich im Hinterkopf schon meine Flucht – mit dem Regionalzug nach Neapel und von dort aus über Turin, Paris und London nach Edinburgh. — Allein, mein Liebling, immer nur allein, murmele ich mit tiefer Stimme, während ich meine Hand an ihrer Taille nach unten in ihr Unterhöschen schiebe. — Wenn tatsächlich neues Leben in dir heranreift, meine katholische Prinzessin, dann flüchte nach Norden und lass es dir von einem kaltblütigen Nazi-Arzt aus dem Leib kratzen. Andernfalls wirst du den Preis bezahlen müssen, den das Leben in einem papstgeilen Provinzkaff für diesen Frevel fordert … Sie keucht irgendwas auf Italienisch zurück, und ich bin heilfroh, dass sie nicht den blassesten Schimmer hat, wovon ich überhaupt rede. Eins steht fest: Auch wenn es eine fiese Nummer ist und mich vor dem Heiligen Vater in Erklärungsnot bringen wird – nach diesem Stich geht’s hoch in den Norden! Denn dies sind meine Berge, und dies sind meine Glens. O mein Kaledonien! Ich komme!
Braunes
M omentan halt ich meinen Kopf unten. Fühl mich nach der Reha und der Zeit im Krankenhaus irgendwie immer noch ziemlich wackelig auf den Beinen. Neulich Nacht hatte ich ne krasse Schwitzattacke und hab voll Panik geschoben. Hatte nämlich Schiss, dass ich auch dieses Aids hab, was die andern alle kriegen. Irgendwann kam n Moment, an dem ich echt nich mehr atmen konnte. War voll so, als hätte ich verlernt, wie man Luft holt. Ich hab ja den Seuchentest gemacht und so, und die Weißkittel haben auch gesagt, dass alles in Ordnung wär, aber ich kann’s echt spüren, Mann. Irgendwas stimmt da nich. Anfangs hieß es, dass es nur die Homos kriegen können. Will nich sagen, dass es die Homos verdient hätten oder so, aber macht mir schon Angst, dass man sich jetzt auch mit den Nadeln anstecken kann. Jedenfalls war ich fast die ganze Nacht wach. Hab versucht, wieder normal zu atmen und so. Da musste ich die ganze Zeit mit anhören, wie sich diese Katzen draußen gestritten haben. Am Ende haben sie sogar gefickt, aber egal. Als die Morgensonne endlich reinstrahlte, war ich total erleichtert, Mann. Endlich schlafen!
Heutzutage kommt irgendwie jeder auf Skag. Zuerst waren es nur so ein paar hippe, ältere Cats wie Denny Ross, Sambuca Agnes und so Leute. Danach kamen so die semicoolen Typen wie Rents, Sick Boy und moi auf den Trichter, weil wir diese »Fuck-you-Rock-’n’-Roll-Kultur« ein kleines bisschen zu
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