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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Vater verdreht die Augen. »Aber Ma …«
    Sie ignoriert seinen Protest und hebt ihr Glas, sodass wir nachziehen müssen. Ich hasse Whisky, und so früh am Morgen erst recht, aber mir bleibt keine Wahl. »Auf uns, die unsren und unsere Totn!«, krächzt sie.
    Mein Dad schüttet das Gesöff auf ex runter, und auch meine Oma ist ruckzuck fertig. Muss per Osmose oder so gegangen sein. Hab zumindest nich gesehn, dass sie das Glas zum Mund geführt hätte. Ich brauch zwei Schluck und muss ziemlich würgen, um das Zeug runterzukriegen. »Stell dich nich so an, Junge, bist doch n Renton!«, nörgelt sie.
    Dann nickt mein Vater mir zu, und wir machen uns los. »Die Frau is einfach unmöglich«, bemerkt er liebevoll, als wir in das große schwarze Taxi steigen. Mein Magen brennt wie Hölle. Ich dreh mich noch mal um, winke der kleinen Silhouette am Ende der dunklen Straße zu und hoffe, dass die törichte Alte möglichst schnell wieder rein ins Warme geht.
    Granny Likes A Small Glass Of Whisky … so hat man uns in der Schule beigebracht, wie man G-l-a-s-g-o-w buchstabiert.
    Draußen is zappenduster, und das menschenleere Glasgow macht nen schaurigen Eindruck. Kein Wunder eigentlich, um vier Uhr früh an einem Montagmorgen. Auf der Rückbank des Taxis stinkt es bestialisch. Wahrscheinlich hat irgendein verlauster Penner gestern Abend auf die Sitze gekotzt. »Grundgütiger!«, brummt mein Dad, als er es mitkriegt, und wedelt sich mit der Hand vor der Nase rum.
    Mein alter Herr is n Hüne mit breiten Schultern. Ich hingegen komm eher nach meiner Mutter: dürr und staksig. Seine Haare sind blond (obwohl sie mittlerweile langsam grau werden). Meine sind fuchsrot, »ginger«, wie wir hier sagen, egal wie ich’s dreh und wende. Heute trägt er ne braune Cordjacke, die sogar ganz gut aussähe, hätt er da nich diese Pinnnadel von den Glasgow Rangers neben der von seiner Gewerkschaft, der Amalgamated Union of Engineering Workers , am Revers. Damit versaut er das Teil komplett. Außerdem stinkt er nach diesem Blue-Stratos-Deo, aber egal.
    Der Bus wartet auf dem leeren Platz hinter der Argyle Street. Als wir ausm Taxi steigen, sehen wir, wie so ein hässlicher Vogel die Streikenden um Kleingeld anbettelt und sich danach wieder verzieht. Ein paar Augenblicke später kommt er wieder angekrochen und beginnt das Spiel von vorn. Ich steig schnell in den Bus, um seinem Gestank zu entkommen. Der Arsch widert mich an: keine Selbstachtung, keine Einstellung, einfach gar nix. Ständig verdreht er seine Augen und spitzt dabei seine Gummilippen, als wär er nich ganz dicht in der Birne. Das System hat diesen Typen klein gemacht, zwischen seinen Rädern zerquetscht wie eine Schmeißfliege. Alles, was dieser Parasit jetzt noch tun kann, ist Leute anzubetteln, die noch den Mumm haben, sich zu wehren. »Wichser!«, höre ich mich schimpfen.
    »Nu urteil ma nich so schnell, Junge«, sagt mein Vater in seinem starken Glasgow-Akzent. »Du hast doch keine Ahnung, was der Typ schon durch hat.«
    Ich antworte nich, bin mir aber ziemlich sicher, dass ich gar nich wissen will, was die stinkende Hackfresse schon durch hat. Im Bus sitz ich dann neben meinem Dad und ein paar seiner alten Kumpels von den Govan-Werften. Das passt. Irgendwie haben wir in letzter Zeit einen guten Draht zueinander. Das letzte Mal, dass wir zwei was unternommen haben – also nur wir beide, mein ich –, is echt Ewigkeiten her. Momentan wirkt der Alte ziemlich ruhig und nachdenklich. Macht sich wahrscheinlich Sorgen um meinen kleinen Bruder, unseren Davie, der wieder im Krankenhaus liegt.
    Die Jungs haben reichlich Alk mit an Bord gebracht. Anrühren darf ihn allerdings keiner. Erst auf der Rückfahrt wird getrunken, wenn wir die verdammten Lastwagen der Streikbrecher aufgehalten haben und unsern Erfolg feiern. Auch Fressalien gibt’s zur Genüge: Granny Renton hat uns jede Menge Sandwiches gemacht. Gummi-Weißbrot von Sunblest, belegt mit Käse und Tomaten, Schinken und Tomaten und so weiter. Erinnert mich irgendwie an ne Beerdigung oder so.
    Die Stimmung im Bus is aber eher wie bei einem Fußballspiel und hat gar nix von einer Trauerfeier oder einem Bergarbeiterstreik. Pokalfinalstimmung, würd ich fast sagen. Sogar die Fenster sind wie beim Fußball mit Fahnen verhängt. Die Hälfte der Truppe besteht aus streikenden Bergleuten von den Gruben in Ayrshire, Lanarkshire, Lothian und Fife. Die andere Hälfte sind Gewerkschafter wie mein alter Herr und auserlesene Mitreisende wie ich.

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