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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Kleine, das is ein lustiger Mann. Gute Menschenkenntnis, sage ich lächelnd zu Shirl. Ich hebe die Göre in die Luft, presse meinen Mund auf ihren Bauch und mache Furzgeräusche, was ihr gut zu gefallen scheint.
    Mitten in dieser häuslichen Szenerie – ist für mich verdammt gruselig, dass Leute echt so leben können – mache ich in der Ecke hinter dem großen Sessel ein paar Kisten mit gefälschter Markenware aus. So wie ich Matty einschätze, wird das allerbilligster Scheiß sein. Eigentlich kann man es schon an der oberen Kiste erkennen, die bereits offen ist. Aus der lugt nämlich eine Nylon-Bomberjacke in einer transparenten Plastiktüte heraus, die hochwertiger ist als die Jacke selbst. Sogar auf der Junction Street kann man Klamotten kaufen, die im Vergleich zu Mattys Mist als High-End-Fashion durchgehen würden. Shirley kichert, als Lisa ihren Zwieback-Angriff wiederholt. Ich bin allerdings am Ende mit meiner Geduld und hab echt keinen Bock mehr auf den Scheiß.
    Schaff mir endlich jemand diese Göre vom Hals!
    Matty kommt aus der Küche und wirft Shirley einen ernsten Blick zu. Sie steht sofort auf und geht zu ihm. Ich bleibe allein mit Lisa im Wohnzimmer zurück. Durch die geschlossene Tür kann ich das erregte Flüstern der beiden hören. Shirleys Stimme macht keinen sonderlich erfreuten Eindruck. Kurz bevor mich Lisa vollends mit Zwiebackbrocken eingedeckt hat, kommt Matty wieder ins Wohnzimmer. — Alter, komm, lass abhaun.
    Shirley wirkt alles andere als happy, als sie die Kleine hochhebt. Sie schaut mir nich in die Augen, und so sage auch ich lieber nichts.
    Wie ein Besessener rast Matty die Treppen hinunter. Er wirkt wie ein durchgeknallter Leprechaun und zieht ohne Ende den Rotz durch die Nase hoch, als hätte er ne ultrafiese Erkältung. Ich kann kaum Schritt halten. Er war schon immer ein guter Läufer, sowohl in der Schule als auch im Fort. Nich sonderlich begabt im Umgang mit dem Ball, aber verdammt flink. — Was für grausige Fake-Klamotten hast du da in diesen Kisten, Connell?
    — Den üblichen Scheiß, informiert er mich freudlos. — Is kein Platz mehr im Schlafzimmer, und Franco meckert dauernd, dass ich nich alles in der Garage lagern soll. Alter, haste Paste fürn Taxi?
    — Nee, lüge ich. Hab ja gerade erst Sick Boy die verdammte Miete ausgelegt. Wenn das mit dem InterRail-Trip klappen soll, muss ich etwas haushalten.
    — Scheiße, meint er. — Dann mitm Bus, Alter.
    — Wo fahrn wir überhaupt hin?
    — Muirhoose.
    — Hab ich dir schon erzählt, dass ich Nicksy neulich getroffen hab?
    — Echt? In London?
    — Nee, Manchester. Er hat nach dir gefragt.
    — Okay …
    An der Junction Street steigen wir in einen 32er. Der Bus brummt vor sich hin, und Matty sagt kein Wort. Scheint, als hätte er vollkommen abgeschaltet.
    — Alles okay?, frage ich.
    Er lächelt mich nur an und entblößt dabei eine Reihe gelber Zähne. Verdreckter Assi! Es dauert keine fünf Minuten am Tag, sich die Tasten zu putzen! — Weiber, sagt er und verdreht die Augen. — Die vom Amt haben uns jetzt endlich ne Wohnung angeboten.
    — Is doch super! Eure Wohnung is eh n bisschen klein für euch drei und Paletten voll geklautem Zeug.
    — Ja, aber die Bude is in Wester Hailes, Alter. Da zieh ich nich raus.
    Wester Hailes is so weit von Leith entfernt, dass es eigentlich gar nich mehr zu Edinburgh gehören dürfte. Eine seelenlose Sozialsiedlung, in der es von Jambos nur so wimmelt. — Shirley is nich so begeistert, nehm ich an?
    — Nee … aber das is nich das Problem. Es is das verdammte Skag. Weißt ja selbst, dass sie immer eher so das artige Mädchen war und nix anrührt. Alter, und jetzt, wo das Kind da is …
    — Macht echt n großen Unterschied, was?
    — Schätze schon, antwortet er und wischt sich mit dem Ärmel den Schnodder von der Nase. — Is n ziemlich geiler Hit mit dem Skag, aber man muss echt hinterher sein … Swanney zieht manchmal echt fiese Nummern. Der Wichser kommt und geht, wann es ihm in den Kram passt. Letzte Nacht, Alter, bin ich zu seiner Wohnung am Tollcross hin. Licht war an in seiner Bude. Ich konnte von der Straße aus sehen, dass jemand da war, aber er hat einfach nich die Tür aufgemacht. Haustür war verschlossen, also klingele ich beim Nachbarn und komm rein. An seiner Tür guck ich durch den Briefschlitz, Alter, und seh den verdammten Arsch, wie er im Flur rumrennt, von der Küche zum Wohnzimmer.
    Mattys Augen weiten sich vor Empörung. Sein Gesicht ist kreidebleich.

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