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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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bezahlt.
    — Gut gemacht. Wir verrechnen das später. Bis nachher, sagt er, und im nächsten Moment ist der Arsch schon zur Tür raus.
    Nach dem Scheiß, den er gerade durch hat, hätte es wahrscheinlich eh nichts gebracht, die Kohle von ihm zu verlangen. Irgendwie fühlt es sich gerade ganz gut an, wieder allein in der Bude zu sein. Ich beschließe, mir doch noch eine Runde Handbetrieb zu gönnen, und stelle mir dabei das dünne Mädchen mit den großen Zähnen vor, die in dieser Bäckerei in Aberdeen arbeitet. Nachdem ich meine Ladung über die abgewetzte braune Couch verschossen habe, fühle ich mich etwas down und muss ans Dope denken. Verdammt! Ich hätte Sick Boy das Zeug abnehmen sollen. Wichser. Das war echt so geil, der Abend bei Johnny. Ich rufe Johnny an, aber es geht keiner ran. Also schnapp ich mir meine Jacke und mach mich auf den Weg zu Matty.
    Als ich ankomme, macht Matty selbst die Tür auf. Bleiches Gesicht und abstehende schwarze Haare, die vorn zur Seite geföhnt sind, um den vorzeitig einsetzenden Haarverlust an den Schläfen zu verbergen – so steht er vor mir und blinzelt mich argwöhnisch an. Erst als er merkt, dass ich allein bin, macht er sich etwas locker. Von seiner Nase läuft ein kleines Rotzrinnsal quer über die eingefallene Wange. Sieht aus wie eine Duellnarbe. Dem Winkel des Schnodderstroms nach zu urteilen, lag er gerade dösend auf der Couch. Ich mag den Kerl, aber manchmal kommt er echt rüber wie ein Typ, der dazu bestimmt ist, sein Leben lang im Abfall der Festgelage von anderen Leuten nach Nahrung zu suchen.
    Mit einer Kopfbewegung bittet er mich rein, verschwindet dann aber gleich in der Küche, sodass ich allein im winzigen Wohnzimmer stehe, das von einem pervers großen Fernseher dominiert wird. Der größte, den ich jemals gesehen hab.
    Dann kommt Mattys Freundin Shirley rein, ein attraktives Mädchen mit ovalem Gesicht und großen Augen. Ihre Figur ist allerdings etwas hinüber, seit sie Lisa – das kleine Ding, das sie gerade im Arm hält – zur Welt gebracht hat. Ehrlich gesagt könnte man fast meinen, dass sie immer noch schwanger ist. Kaum habe ich mich auf die Couch gesetzt, krabbelt Lisa auf mich rauf. — Hallo, Prinzessin …
    Als die Kleine an einem Büschel meines Rotschopfs zerrt, nicke ich Shirley zu und sage: — Wohl gerade die Sturm-und-Drang-Phase, was?
    — Das kannst du wohl laut sagen, erwidert Shirley. — Aber erzähl, Mark, wie ist das Studentenleben? Trotz der Extrapfunde strahlt sie immer noch einen gewissen Sex-Appeal aus. Muss wohl an ihren großen haselnussbraunen Augen liegen, in denen immer ein Hauch Pathos liegt.
    — Das erste Jahr war echt großartig, Shirl. Freu mich schon drauf, wenn’s wieder losgeht, sage ich und versuche gleichzeitig, der kleinen Lisa auszuweichen, die sich mit einem Zwieback bewaffnet hat und fest entschlossen scheint, mir diesen ins Gesicht zu drücken. — Über die Ferien arbeite ich ganz gern bei Gillsland. Mit den Jungs da hat man immer was zu lachen.
    Irgendwie fühle ich mich unwohl. Die Wohnung ist verdammt siffig, und dabei geht’s mir nich nur um die Göre und die Windeln und so. Es sieht ganz danach aus, als hätte es Matty endgültig geschafft, Shirley auf sein Level runterzuziehen. In der Schule war sie jedenfalls noch nich so gammlig drauf. Ich weiß, ich weiß, ich weiß. Matty is mein Kumpel, und er hatte es nich leicht mitm Alki als Vater. Fakt is allerdings, dass der Arsch schon immer ein verdammter Assi war und auch immer einer bleiben wird.
    — Gehst du noch mit Hazel?, fragt Shirley auf diese kokettierende, neugierige Art und Weise, die Mädchen so an sich haben.
    — Nee, nich wirklich. Wir sind eher Kumpels. Hab vor ein paar Wochen ein Mädchen in Manchester kennengelernt und will eigentlich wieder runter, um sie zu besuchen. Musste aber zu viel arbeiten in letzter Zeit, weil ich ja das Geld für diesen Europatrip zusammenkriegen will.
    — Europatrip? Tolle Sache. Würd auch gern mal durch Europa reisen, aber momentan sieht’s eher schlecht aus. Sie wirft einen etwas reumütigen, aber doch liebevollen Blick zu Lisa, die auf meinem Schoß auf und ab springt. — Vielleicht, wenn sie etwas größer ist, fügt Shirl hinzu. — Wie geht’s deinem Bruder?
    — Gut, sage ich, obwohl ich mir nich ganz sicher bin, ob sie den kleinen Davie oder unseren Billy meint.
    — Könnt ihr ihn bald wieder nach Hause holen?
    Klein Davie! — Sieht nich so aus.
    — Lustiger Mann!, ruft Lisa.
    — Genau,

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