Skagboys 01
nich versucht, an ihren Titten rumzufummeln, zieht mich Billy weiter auf. Er lacht und nimmt einen Schluck aus seiner Dose Export.
— Ach, hau doch ab, Mann, du Vollidiot.
Wie das Pendel einer alten Wanduhr schwingt der drohende Zeigefinger meines alten Herrn zwischen Billy und mir hin und her. — Das reicht jetzt, ihr beiden! So könnt ihr euch im Pub unterhalten, aber nicht zu Hause. Zeigt gefälligst ein bisschen Respekt vor eurer Mutter.
Logisch, dass ich nach diesem Besuch froh bin, wieder in unserer Bude in der Montgomery Street zu sein. Obwohl Sick Boys Name im Mietbuch steht – vielleicht aber auch gerade deshalb –, ist er selten daheim. Die Butze ist perfekt gelegen: nahe an der Kreuzung mit dem Walk und genau zwischen Leith und Edinburgh. Neue Möbel wären vielleicht angesagt. Im Wohnzimmer gibt’s lediglich zwei Sitzsäcke, eine alte Couch und einen verdammt wackligen Tisch mit zwei heruntergekommenen Holzstühlen. In dem anderen Zimmer stehen ein ziemlich beschissenes Sofa und ein uralter Kleiderschrank. Dann gibt es da noch ein Abstellzimmer-Schrägstrich-Schlafzimmer, das aber randvoll mit Sick Boys Klamotten ist. Die Küche hat einen gefliesten Fußboden, der allerdings schon so demoliert ist, dass man sich nachts leicht den Hals brechen kann. Neben einem kleinen Tisch mit zwei windschiefen Stühlen gibt es noch einen Herd, der unter einer dicken Fettschicht schlummert und kaum als solcher zu identifizieren ist, sowie einen Kühlschrank, der angsteinflößende Geräusche von sich gibt. Das Klo … na ja, das Klo beschreibe ich mal lieber nicht.
Ein Klopfen an der Tür, Wohnungseigentümer Baxter begehrt Einlass. Baxter ist ein alter Knochen mit einem geschwollenen Gesicht, das aufleuchtet, wenn man Gordon Smith, Lawrie oder andere Alt-Stars der Hibs erwähnt. — Man sagt ja, dass Smith der beste Spieler aller Zeiten war …, versuche ich, die Unterhaltung in Gang zu bringen, während der Alte sein schmuddeliges Mietbuch hervorkramt und dabei keucht und rasselt wie eine alte Diesellok, die sich gerade mühsam in die Waverley Station quält.
Baxter kann nur noch auf einem Auge sehen. Während der funktionstüchtige Scheinwerfer mit beeindruckender Helligkeit leuchtet, erinnert der defekte an die rasierte Mumu eines Penthouse -Girls, überzogen mit einer Schicht Pussyschmiere. — Matthews, Finney …, krächzt der Alte wehmütig. Er lässt sich in einem der klapprigen Stühle am Küchentisch nieder, leckt seinen Daumen an und schlägt eine neue Seite in seinem Mietbuch auf. — Keiner von denen konnte Gordon das Wasser reichen. Frag mal Matt Busby, wer seiner Meinung nach der beste Spieler aller Zeiten war!
Keine Ahnung. Second Prize vielleicht?
Darauf kann man nur schwerlich was Sinnvolles erwidern, und so schau ich den Alten mit einem ahnungslosen Lächeln an und lass mich von seinen Erinnerungen berieseln.
Irgendwann macht sich der olle Baxter wieder auf den Weg. Beim Hinausgehen schwafelt er über Bobby Johnstone. Wenn er das Tempo beibehält, dürfte er spätestens am Foot of the Walk bei Willie Ormond angekommen sein. Da ich nun allein bin, überlege ich kurz, ob ich mich eine Runde mit meinem kleinen Freund vergnügen soll, aber nach der Schicht bei Gillsland bin ich zu k. o. dafür. Wenigstens sind wir heute aus der Werkstatt rausgekommen und konnten richtige Schreinerarbeiten machen, dieses Mal in einem anderen Pub auf der William Street. Irgendwie kann ich es gar nich erwarten, wieder zur Uni zu gehen. Klar genieße ich die Zeit mit den Jungs, die derben Späße und so weiter. Aber du brauchst nur mal ein Buch mit zur Arbeit zu bringen, und die Typen machen sich ohne Ende über dich lustig. Außer Mitch vielleicht, aber der wird auch bald aufhören, und dann is niemand mehr da, mit dem man noch ein halbwegs intelligentes Gespräch führen könnte. Vor Semesterstart geht es aber erst mal auf den InterRail-Trip mit Bisto, Joanne und Fiona – das heißt, wenn die Ladys wirklich auftauchen und das alles nicht nur leeres Gerede war.
Ich schaue gerade eine Sendung von World in Action über Asiaten aus Uganda, als Sick Boy reinkommt. Seine Augen sind rot, sein Gesicht ist kreidebleich. Er wirkt, als hätte er gerade ein Gespenst gesehn. Wie sich herausstellt, liege ich mit meiner Einschätzung gar nich so falsch.
— Es hat Coke erwischt. Er is tot, Mann.
— Coke Anderson? Der aus deim alten Viertel? Du machst Witze, oder?
Ein ernstes Kopfschütteln, und ich weiß, dass er keine
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