Skagboys 01
fortgeschritten war.
— Eine beidseitige Mastektomie … Alter, das is doch diese Sache, wo sie dir die Titten abschneiden, oder?, fragt Matty. Lesley schüttelt sich und nickt. Ich kann nich anders, als kurz auf ihren üppigen Ausschnitt zu blicken. — Bitter, brummt Matty. — Zieh dir das mal rein, Alter, du lässt dir beide Titten abschneiden, und dann sagen sie dir, dass du trotzdem sterben wirst, fügt er mit einem ätzenden Lachen hinzu. — Hey, die Ma vom fetten Keezbo, Moira Yule, hatte das doch auch, oder, Rents?
— Ja, aber ihr geht’s wieder gut. War gerade noch rechtzeitig, sage ich, während mir Sylvia ins Ohr flüstert, dass ich n geilen Knackarsch habe.
— Aber sie is da meschugge bei geworden. Hatte auf einmal diesen Flitz mit den Wellensittichen, höhnt Matty.
Ich werfe ihm einen strengen Blick zu, damit er die Klappe hält. Dann streichle ich Sylvias Oberschenkel. Keezbos Ma is damals tatsächlich ein bisschen durchgedreht mit dieser Voliere in der Wohnung, aber so quatscht man einfach nich über die Familienangelegenheiten von Kollegen. Wenigstens hält Matty jetzt den Rand und macht keine große Nummer draus. — Wo is Ali eigentlich?, frage ich, besorgt, dass sie nich bei uns ist.
— Alter, die is doch mit Raymie zu Johnny gegangen, antwortet Matty.
Goagsie, der seinen Kopf gegen die Fensterscheibe lehnt, stöhnt laut. — Versucht der Typ mir was über Seeker zu erzählen …, brummt er. — Ich kenne den beschissenen Seeker …
In meiner Hose meldet sich ein Semiständer mit einem heftigen Zwicken. — Hast du Bock?, flüstere ich in Sylvias Ohr, wobei mir der Geruch von Kippen und billigem Parfüm entgegenschlägt. Sie lächelt.
— Was denkst du denn?!
Die anderen steigen am Foot of the Walk aus. Sylvia und ich fahren noch die Duke Street runter bis zu ihrer Wohnung in Lochend. Sie meint zwar, das wär noch Restalrig, aber in Wirklichkeit is es pures Lochend. Und ich hasse Lochend. Eine echt widerliche Gegend. In diesem Viertel wimmelt es von gewalttätigen Psychopathen, die nur darauf warten, dir die Fresse blutig zu schlagen. Normalerweise würde ich um diese Uhrzeit und in dieser Gegend vor jedem Schatten Reißaus nehmen, besonders wenn ich gerade drauf und dran bin, ein Lochend-Girl flachzulegen. Komischerweise empfinde ich aber keinerlei Angst, als das Taxi wegfährt und eine Gruppe finsterer Gestalten von der Seite auf uns zusteuert.
Der Anführer der Gang wirft Sylvia einen eisigen Blick zu, der einen besorgten Ausdruck auf ihrem Gesicht hinterlässt. Mir wird die gleiche Behandlung zuteil. — Du bistn Kumpel von Begbie, oder? Billy Rentons Bruder.
Ich hab den Typen noch nie in meinem Leben getroffen, weiß aber aus Francos Storys ganz genau, wer er ist. — Mr. Charles Morrison, begrüße ich ihn.
— Was?! Der Kerl starrt mich mit offenem Mund und herabhängendem Kiefer an.
— Eine Freude, Ihre Bekanntschaft zu machen. Ihr guter Ruf eilt Ihnen voraus.
Morrison ist sichtlich irritiert, sein Gesicht versteinert, voller Mistrauen. — Wer is dieser Arsch?, blökt ein stämmiger Kerl hinter ihm.
Ich würdige die anderen Typen keines Blickes, antworte auch nich auf die Frage. Einzig und allein Cha is jetzt wichtig, und ich wende meine Augen nicht eine Sekunde von ihm ab. Unter dem orangefarbenen Licht der Straßenlaterne strahlt seine kreidebleiche Visage eine gewisse Würde aus, eine ungezähmte Schönheit.
Cha runzelt die Stirn und räuspert sich mit einem kehligen Glucksen, was mir etwas Sorge bereitet. — Ich mag das Gequatsche von dem Typen!, meint er, und ich bin erleichtert.
Dem scheint wirklich so zu sein, und so unterhalte ich mich eine Weile mit diesen Psychos. Irgendwann zupft Sylvia aber an meinem Ärmel, was auch Cha bemerkt. — Machst dich jetzt besser los, Kumpel. Die Pflicht ruft!, sagt er mit einem komplizenhaften Grinsen. — Wir sehen uns.
Nachdem Cha uns hat abtreten lassen, gehen Sylvia und ich in ihre Wohnung hoch. — Du hast echt vor gar nichts Angst, oder?, sagt sie voller Bewunderung. Sie scheint ziemlich beeindruckt, dass ich weder vor Forrester (keine wirklich große Gefahr) noch vor Cha Morrison (ein in jeder Hinsicht riskantes Manöver) den Schwanz eingezogen habe.
— Nee, eigentlich habe ich vor allem Angst, antworte ich, was, genau betrachtet, wahrscheinlich auf dasselbe hinausläuft. Trotzdem muss ich irgendwas richtig gemacht haben, denn Sylvia führt mich geradewegs in ihr Schlafzimmer. Dort ist alles voller Klamotten: Sie
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