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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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abfallen. Ich mag diesen aggressiven Arsch nicht, hab ihn noch nie gemocht. Zu meinem eigenen Unbehagen muss ich aber hin und wieder feststellen, dass ich ihn irgendwie lieb hab. Im Chez Renton sind harmonische Momente dieser Art allerdings eher selten: Kommst du mit einem klar, schlägt der nächste Alarm. — Was gibt’s da zu lachen, verdammt noch mal?!, schreit uns Ma an. — Ich kann daran absolut nichts Lustiges finden!
    Mit dieser Ausdrucksweise wirst du in der Hölle landen, Mater. Zur Strafe einen Satz Ave Maria vor einem dieser pädophilen Kittelträger!
    Ich hebe die Hände und ergebe mich. — Ich geh ja schon. Dann husche ich durch den ständig zugigen Flur, an dessen Wand der Lüfter montiert ist. — Hallo?
    — Mark, bist du das?
    — Ja, ich bin’s. Fi?
    — Wie geht’s dir, Liebster?
    — Nich schlecht, aber jetzt, wo ich deine Stimme höre, gleich noch einen Zacken besser.
    — Pass auf, Mark, ich bin in der Waverley Station. Ich will mit dir zur Beerdigung deines Bruders gehen.
    Erste Gefühlsregung: Begeisterung. Zweite Gefühlsregung: Beklemmung wegen der Unmenge an potenziell peinlichen Situationen, die sich dadurch ergeben. Hazel, Mark E., das Tape … nun ja. — Toll, äh … danke. Das is ne großartige Idee, sage ich und krame dabei in dem Schubfach der kleinen Holzkommode unter dem Telefon. Ich finde ein leeres Brillenetui, das meine Ma immer für ihre Lesebrille benutzt hat. Würde sich ganz gut für das Spritzenset machen, das mir Sick Boy besorgt hat. Also stecke ich es mir in die Jackentasche.
    — Ich nehm ein Taxi. Wo sollen wir uns treffen?
    — Sag dem Fahrer einfach, er soll dich zu einem Pub namens Tommy Younger’s auf dem Leith Walk bringen.
    — Okay, dann sehen wir uns in zehn Minuten.
    Offensichtlich hat meine Mutter das Gespräch mit angehört. Andernfalls würde sie mir jetzt wohl kaum in Revolverheld-Pose den Weg versperren. Ihr dünner Körper zittert, ihre verkrampften Finger malträtieren die Kippe in ihrer Hand. — Du wirst dich jetzt nich mit irgendjemandem im Pub treffen! Das Auto ist bereits bestellt, und wir fahren alle gemeinsam von hier los. Als Familie!
    — Ich treffe meine, ähm, meine Freundin von der Uni.
    — Freundin?, ruft sie ungläubig aus, während mein Vater hinter ihr hervortritt. — Du hast uns niemals was von einer Freundin erzählt, sagt sie mit anklagender Stimme, und ihre großen Augen verengen sich zu schmalen Schlitzen. — Warum solltest du auch, hä?! Verheimlichst uns ja eh alles!
    — Cathy …, versucht mein Dad sie zu beruhigen und legt seine Hand auf ihre Schulter.
    Ihr Kopf schnellt herum, und ihre Augen scheinen ihn zu verschlingen. — Aber so ist es doch, Davie! Erinnerst du dich nich mehr an die Kleine, die wir im Treppenhaus weinen hörten? Er hat sie einfach nich in die Wohnung lassen wollen!
    Das war vielleicht peinlich … so eine abgebrannte Tante, die mir nach Hause gefolgt war, nachdem wir am Güterbahnhof ne Nummer geschoben hatten … wie sie sie dann reinbaten und so ein Theater veranstalteten und darauf bestanden, dass ich mich mit ihr in die Küche setze und einen Kaffee trinke. Am liebsten wäre ich einfach nur gestorben … wünschte ihnen allen die Pest an den Hals: Sterbt, sterbt, sterbt, ihr Hunnen!
    Ich merke, wie mein Hals und meine Ohren rot werden. Plötzlich ist auch Billy zur Stelle und scheint äußerst interessiert. — Wer war das?
    — Geht dich nichts an, antwortet mein Dad. Als sich daraufhin ein fieses Grinsen auf Billys Visage abzeichnet, das so breit und tief wirkt, als hätte es jemand mit einer Axt hineingedroschen, sage ich lieber nichts.
    — Bring sie her, bittet mich meine Mutter und schnippt etwas von der Asche weg, die auf dem Ärmel ihrer ikterusgelben Strickjacke gelandet ist. — Wir haben genug Platz im Auto.
    — Nein, ich treff euch lieber da. Es wär einfach zu viel für sie, mit der ganzen Familie zur Beerdigung zu gehen, wo sie doch niemanden kennt, erkläre ich. Neben Billy ist nun Sharon aufgetaucht, die ihre gewachsten Augenbrauen hochzieht.
    — Du meinst wohl, dass das zu viel für dich wäre!, klagt mich meine Mutter an. — Er schämt sich immer noch für uns! Für seine eigene Familie! Hilfesuchend dreht sie sich zu den anderen. — Nun, Klein Davie ist ja jetzt weg! Für ihn musst du dich also nicht mehr schämen … diese unschuldige Seele, die niemals auch nur einer Fliege was zuleide getan hat … dieser kleine Engel. Dann zündet sie sich wieder eine an.
    —

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